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Israelisches BombardementTödlicher Anschlag in Gaza

In Gaza kam es zu einen tödlichen Anschlag durch Israels Luftwaffe. Eine Reaktion auf die Exekution eines Israeli an der Grenze. Neue Siedlungspläne sorgen für Unruhe.

Ein israelischer Panzer an der Grenze zum Gaza-Streifen. Bild: epa

TEL AVIV/GAZA dpa | Vor der geplanten Freilassung palästinensischer Langzeithäftlinge an diesem Sonntag spitzt sich die Lage im Nahen Osten zu. Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen wurden nach Angaben von palästinensischen Ärzten ein vierjähriges Mädchen getötet und mindestens sechs weitere Menschen verletzt. Außerdem zeichnet sich zwischen Israel und der moderaten Palästinenserführung in Ramallah ein neuer Konflikt ab, weil Israel entgegen ausdrücklicher Bitten der USA und der EU neue Pläne zum Ausbau von Siedlungen veröffentlichen will.

Vor dem Bombardement der israelischen Luftwaffe hatte ein palästinensischer Scharfschütze tödliche Schüsse auf einen Israeli abgefeuert, der am Grenzzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen Reparaturarbeiten verrichtete. Die Armee teilte mit, an den massiven Angriffen seien auch Panzer und Bodentruppen beteiligt gewesen.

Israel will nach den Worten eines Regierungsmitarbeiters seine neuen Projekte zum Ausbau von Siedlungen zeitgleich mit der am Sonntag erwarteten Freilassung einer weiteren Gruppe palästinensischer Häftlinge veröffentlichen. Auf ähnliche Ankündigungen hatten die Palästinenser in der Vergangenheit sehr verärgert reagiert. Sie drohten damit, die erst im Juli wieder aufgenommenen Friedensgespräche abzubrechen.

Israel schloss nach dem neuen Schlagabtausch mit Palästinensern im Gazastreifen den Warenübergang Kerem Schalom bis auf weiteres. Die im Gazastreifen herrschende Hamas verurteilte dies am Mittwoch als „kollektive Bestrafung“. Die Luftangriffe richteten sich überwiegend gegen Trainingszentren der Hamas. Ein Sprecher der Organisation, Sami Abu Suhri, beschrieb die Luftangriffe und den Tod des Mädchens als „feigen, kriminellen Akt“ Israels.

Zahl der Gewalttaten angestiegen

Die radikale Palästinensergruppe Volkswiderstandskomitees, die der Hamas nahesteht, bekannte sich zu dem Anschlag auf den Israeli. Der Beduine wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Dort starb er an den Folgen seiner Verletzungen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der sich während des Anschlags in dem nahe gelegenen Grenzort Sderot aufhielt, sprach von einem „sehr schwerwiegenden Vorfall“. Israel werde „nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“ und hart reagieren.

Israels Staatspräsident Schimon Peres (90) sagte: „Wenn Gaza Ruhe will, muss es selbst für Ruhe sorgen und wenn nicht, wird es unter den Folgen der Unruhe zehnfach leiden.“ Er warnte die Einwohner des schmalen Küstenstreifens am Mittelmeer. „Ihr spielt mit dem Feuer.“ Ohne Hilfe von außen könne der Gazastreifen nicht leben.

Parallel zu den Friedensgesprächen ist die Zahl von Gewalttaten angestiegen. Am Montag verletzte ein mutmaßlich palästinensischer Täter einen Polizisten im Westjordanland mit einem Messer. Am Sonntag war in einem Stadtbus in der Nähe von Tel Aviv eine Bombe explodiert, dabei wurde allerdings niemand verletzt. Die Polizei vermutet militante Palästinenser hinter der Tat.

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6 Kommentare

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  • SD
    Stimme der Demokratie

    Der Ton macht mal wieder die Musik:

    "Tödlicher Anschlag" hört sich nach Terrorakt an, nicht nach der eliminierung von Terroristen, also militärisch legitimen Zielen. "Exekution" hört sich eher legitim an, nicht nach einem feigen Mord.

    "Moderate Palästinenserführung" wird dem Friedenshindernis Siedlungsbau gegenübergestellt. Nur um die Verantwortlichkeiten klarzustellen. "Palästinensischer Langzeithäftlinge" ist die nette Umschreibung für Mörder und Terroristen.

    [...]

    Ein "schwerwiegender Vorfall" ist es natürlich nur in den Augen von dem radikalen israelischen Ministerpräsidenten.

    [...]

    Abschließend wird nochmal die Harmlosigkeit der Terroristen betont, die ja nur "militante Palästinenser" sind. Außerdem wurde ja auch niemand verletzt. Also .... was solls?

  • Die von Hamas wahrgenommene „kollektive Bestrafung“ sieht so aus, dass beispielsweise jeden Monat ein paar Hundert Gazaner aus humanitären Gründen nach Israel bzw. ins Abbasland einreisen dürfen. Besonders zynisch der kürzliche Fall des 32-jährigen Gazaners Mohammad Tzaber Mohammed Abu Amsha, der sich in Ramallah einer Augenoperation unterzog, um anschließend als Scharfschütze am Zaun auf Israelis zu schießen. Immerhin – der Mann wurde aus dem Verkehr gezogen.

    http://www.idfblog.com/2013/12/26/isa-arrests-terrorist-sniper-trying-use-humanitarian-permit-cause-harm/

    • @Senckbley:

      abgesehen davon, dass Israel als besatzungsmacht natürlich verpflichtet ist, für die medizinische versorgung der besatzten zu sorgen ... hat die dreijährige Hala Abu Sbeikha von dem, was Sie hier als humanität preisen, nicht viel. sie ist tot. wie viele andere palästinenserinnen, die dem zaun zu nahe kamen - was bedeutet, näher als 500 meter - auch.

      besonders zynisch: in Israel will man ein gesetz erlassen, mit dem quasi-strafbar werden soll, die strafrechtliche verfolgung von soldaten für ihre verbrechen zu verlangen

      http://972mag.com/the-knessets-all-out-war-against-the-left/84427/

      selbst Zipi Livni spricht sich dagegen aus. wie lange diese koalition wohl noch hält?

      • @christine rölke-sommer:

        Gaza ist von der Hamas besetzt. Es herrschen Ausnahmezustand und Kriegsrecht, die Menschen sind vom islamistischen Furor ergriffen. Da sie an Israel nicht herankommen, lassen sie ihre Wut an Tieren aus (vergessen Sie solche Schmonzetten wie das Schwein von Gaza, ich meine tatsächliche Tierquälerei und belege das notfalls mit Videos). Und die bauen Waffenfabriken neben Kindergärten und umgekehrt. Jugendliche schicken sie mit Sprengstoffgürteln an die Grenze:

        http://www.youtube.com/watch?v=SdZNOAe61ww

        (etwa 14:00) DAS nenne ich zynisch!

        • @Senckbley:

          erst mal verstehe ich, womit manche ihr anti-muslimisches ressentiment päppeln.

          und sage dazu: so wird das nix mit der analyse des konflikts.

          aber, wenn ich es richtig sehe, dann ist die Ihrerseits auch garnicht beabsichtigt.

          was dann von meiner seite aus das ende der debatte bedeutet.

  • G
    Gustav

    Das ist eine widerliche Taktik verbohrte, freigelassene Fanatiker

    der Palästinenser sollen wieder neue Gebietsokkupationen

    und Luftangriffe und Tote legitimieren helfen, indem sie die Gewalt ankurbeln. Und die korrupten Palästinensermarionetten spielen mit.

    Den Schaden hat die palästinensische Zivilbevölkerung.

    An alle Pro-Israelis oder Pro-Araber:

    Es gibt nur die Erben Israels=Palästinas. Ihre geschichtliche

    Herkunft ist irrelevant, die Taten ihrer Elterngenerationen sind irrelevant! Die Kinder sollen eine faire und gute Zukunft bekommen.

    Und zwar alle! Ihr habt auf der Basis von Menschenrechten

    und Zivilgesetzen zu entscheiden!!! Abbas und Co sind eh nicht in der Lage ihre Ethnie umfassend zu schützen, weder gegen eigene Fanatiker noch gegen die Israelis oder iranisch,jordanische, salafistische Intriganten!!!

    Der Siedlungsausbau ist ein Verbrechen, wenn nicht endlich die palästinensische Ethnie (die Menschen, die anständig sind) mit einziehen darf und endlich die ursprünglichen Besitzer, wenigstens Vermieter einiger Wohnungsanlagen sein dürfen, als Entschädigung und Existenzgrundlage, die die Israelis ihnen nahmen!

    Die Politik sowohl Netanjahus, als auch Abbas ist zum kotzen!

    Gründet einen Bundesstaat und haltet Euch an die Gesetze, die ihr hättet schon lange umsetzen müssen. Ihr seid alle Menschen!