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Entscheid des BundesverwaltungsgerichtsStopp der A 14 weckt Hoffnungen

Das Bundesverwaltungsgericht erklärt die Nordverlängerung der „Kanzlerautobahn“ für rechtswidrig. So mancher hofft auf ein Ende.

Weiter nördlich soll sie weitergeführt werden: A 14 nahe Halle. Bild: imago / Steffen Schellhorn

DRESDEN taz | Der geplante Weiterbau der Autobahn A 14 zwischen Magdeburg und Schwerin stockt erst einmal. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erklärte den Planfeststellungsbeschluss für den dritten Abschnitt zwischen Colbitz und Dolle am Mittwoch für „rechtswidrig und nicht nachvollziehbar“.

Das Landesverwaltungsamt müsse eine Umweltverträglichkeitsprüfung und Kompensationsmaßnahmen zur Einhaltung des Natur- und Landschaftsschutzes nachreichen, so die Richter. Verstöße gegen den Artenschutz und die Fauna-Flora-Habitat-Richtline in der Colbitz-Letzlinger Heide, die der klagende Umweltverband BUND ebenfalls gegen das Projekt angeführt hatte, sahen sie nicht.

Die A 14 wird auch „Kanzlerautobahn“ genannt, weil der damalige SPD-Kanzler Gerhard Schröder sie im Wahlkampf 2002 versprochen hatte. Sie soll von Magdeburg über Wittenberge nach Schwerin verlängert werden und verläuft parallel zu den Bundesstraßen B 189 und B 5. Ohne größere Widerstände war im Jahr 2000 das wichtige Teilstück der A 14 zwischen Halle und Magdeburg fertiggestellt worden.

Über den Sinn der Verlängerung nach Norden durch die dünn besiedelte Altmark wird seither gestritten. Die Landtagsfraktion der Grünen in Sachsen-Anhalt präsentierte im Dezember eine Studie, die höchstens 10.000 Fahrzeuge pro Tag erwartet. „Daher besteht aus verkehrlicher Sicht kein Bedarf“, folgerte Grünen-Verkehrspolitiker Dietmar Weihrich. Regionalpolitiker und Gewerbetreibende erhoffen hingegen Impulse für die Region.

„Grünste Autobahn Deutschlands“

Waldbesitzer schließen sich wiederum Bürgerinitiativen gegen die A 14 an. Denn die geplante Autobahn führt durch eine ökologisch sensible Region. Auf 155 Kilometern tangiert sie 41 Schutzgebiete verschiedenster Art. Auch deshalb sind die Kosten auf derzeit 1,3 Milliarden Euro hochgeschnellt, von denen 150 Millionen allein für Wildbrücken und andere vorgeschriebene Ausgleichsmaßnahmen veranschlagt werden.

Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) spricht deshalb von der „grünsten Autobahn Deutschlands“ und begrüßte die „Klarstellung“ durch das Gericht, die er als „faktisches Baurecht mit Auflagen“ interpretiert. Diese seien lediglich „Stolpersteine, die uns etwas aufhalten“.

Im Ministerium und Landesverwaltungsamt würden 17 neue Leute eingestellt, um die Mängel zu beseitigen. Das Bauprojekt sei schließlich im „Einklang mit dem EU-Ziel“, dass jeder Bürger in einer halben Stunde ein transeuropäisches Netz erreichen sollte. „Die Altmärker brauchen dafür derzeit im Durchschnitt 51 Minuten“, sagte Webel der taz.

Oliver Wendenkampf, Landesgeschäftsführer des BUND, ist nicht gegen jede Autobahn. Aber seiner Meinung nach können Teile der A 14 nicht so gebaut werden, dass sie dem Natur- und Landschaftsschutz gerecht werden. „Die Gerichte werden diese Autobahn verhindern“, glaubt er. Zugleich erneuerte er sein Gesprächsangebot an die Landesregierung.

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9 Kommentare

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  • Anstatt die Autobahn sollte schnellstens der Schienenverkehr ausgebaut werden - mehr REgionalbahnen im 30-Mnutentakt!!!

  • J
    Jens

    Man fragt sich, warum eine "Waldschlösschenbrücke" 182 Mio. € und einen Welterbetitel kosten darf, aber trotzdem als Wiederaufbauprojekt gefördert wird? Das hätten die Wessis ruhig mal mit Verweis auf ihre heiligen Steuergelder verhindern können.

  • G
    Gast

    Noch ein Beispiel der Korruption in unserem Land, die von uns per Zwangsabgabe finanziert wird. Hoffentlich wird dieses Projekt für immer gestoppt.

     

    @Angela: Radfahren, Gesundheit, #Neuland.

  • P
    Pauli

    Diese Autobahn ist absolut notwendig. Auch wenn dort nur 10.000 Fahrzeuge täglich unterwegs sind, wird es die Menschen in der Region erheblich mobilisieren. Ich bin viel auf der A20 in M-V unterwegs, ebenfalls dünnbesiedelt. Es gibt sogar nur eine einzige Raststätte von vier geplanten, aber diese Autobahn ist eine enorme Erleichterung. HRO - HGW in 50 Minuten, HRO - HL in einer Stunde. Auf der Landstraße bräuchte man das doppelte an Zeit!

    Außerdem würden die chronisch verstopften benachbarten Autobahnen entlastet werden, weil für viele, vor allem Urlauber aus dem Süden, die A14 als gute Alternative dienen würde.

    Man darf auch nicht vergessen, dass ein gut verzweigtes Autobahnnetz einen gewaltigen Standortvorteil mit sich bringt. Von irgendwas müssen wir schließlich leben können, unter der Erde gibts hier leider nichts zu holen.

    • A
      Arne
      @Pauli:

      Wie wäre es denn dann mal mit arbeiten? Oder haltet zumindest mal Eure Nazis da drüben so im Zaum, dass man keine Angst haben muss, überhaupt dorthin zu fahren. Die halten mich wesentlich mehr davon ab, in MV z.B. Urlaub zu machen als fehlende Autobahnen.

      Außerdem käme ein Westler da sowieso nicht mehr hin, weil alle Weststraßen abgebaut wurden und in den Osten verbracht wurden.

      • P
        Pauli
        @Arne:

        Bei allem Respekt, aber du bist kein Deut besser!

        Behauptest, dass wir alle arbeitslos und Nazis sind.

        Mit deinen Vorurteilen kannst du dich gleich zu den Nazis gesellen, da wärst du mit deiner eingeschränkten Weltsicht genau richtig aufgehoben!

        Ich bin echt sprachlos über so viel Arroganz!

  • J
    Justinian

    Bitte bitte bitte verbreiten Sie in der taz-Redaktion doch einmal folgende kleine Info:

    Die Abkürzung für

    - das Bundesverwaltungsgericht ist BVerwG

    - das Bundesverfassungsgericht ist BVerfG

    - die Berliner Verkehrsbetriebe ist BVG.

    Danke!

  • Auch hier fragt sich der noch Wählende, wieso dort in der Mitte von ...sagen wir mal dünn besiedelten Gebieten mit hohem Naturschutzwert so viel Geld in Beton gegossen wird, das anderswo für den Netzerhalt dringend gebraucht wird. Magdeburg? Schwerin? Das sind ja wahre Metropolen! Wo man bei 100.000 Fahrzeugen pro Tag auf kaputten Strecken staut und schleicht, kann überhaupt kein Verständnis für diese Autobahn bestehen. Die genannten Verkehrsdichten sind lächerlich. Da baut man die Bundesstraße aus und fertig - wenn überhaupt, denn die Entvölkerung wird auch das überflüssig machen. Wieso soll dort den wenigen Menschen eine Luxus-Rasepiste geliefert werden, während woanders die bestehenden Autobahnen bereits nicht mehr repariert, geschweige denn erhalten werden? Da können schon mal böse Gefühle aufkommen im Westen und Süden. Das "Krönchen" wäre, wenn die "Impulse" Erwartenden dann als Nächstes besseren Lärmschutz wollen... oder Entschädigung. Voll bekloppt.

    • J
      Jörg
      @guido-nrw:

      Weil vielleicht dadurch andere Autobahnen sehr entlastet werden?

       

      Das sieht man doch auf einen Blick was das für die A7 und A2, und die dortigen Anwohner bedeuten würde.

       

      Hinzu kommen die eingesparten Co2 Mengen, weil der raftverkehr dann die kürzeste Entfernung fahren kann.