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Putin warnt Schwule vor Olympia„Lasst unsere Kinder in Ruhe“

Schwule seien willkommen bei den Winterspielen in Sotschi, sagt Russlands Präsident Wladimir Putin. Mit Kindern über Homorechten reden ginge aber gar nicht.

Will doch nur die Kinder schützen, nur vor was eigentlich? Russlands Präsident Wladimir Putin trifft Olympia-Helfer in Sotschi. Bild: ap

SOTSCHI ap/dpa | Dass der russische Präsident Wladimir Putin nicht ganz frei von Vorurteilen gegenüber Homosexuellen ist, ist weithin bekannt. Nun sagte er am Freitag zu Freiwilligen, Schwule sollten sich bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi willkommen fühlen - allerdings müssten sie „Kinder in Ruhe lassen“.

Die Schwulen könnten bei den Spielen „gelassen und locker“ sein. Putin gelobte, es werde keine Diskriminierung geben. Allerdings dürften die Schwulen ihre Ansichten zu Rechten von Homosexuellen nicht Minderjährigen mitteilen. Das stehe auch im Einklang mit einem Gesetz, das homosexuelle „Propaganda“ verbiete.

Putin wies Kritik an homosexuellen-feindlichen Gesetzen in Russland zurück. Verboten sei nur die Werbung für gleichgeschlechtliche Kontakte unter Minderjährigen und nicht Homosexualität an sich, sagte er. „Das sind völlig verschiedene Dinge: das Verbot von bestimmten Beziehungen oder von Propaganda dieser Beziehungen“, sagte Putin.

Eine Helferin wollte wissen, wie ausgerechnet die oft von Homosexuellen als Toleranz-Symbol benutzte Regenbogenfahne auf die Uniform der Freiwilligen komme. Putin antwortete, er habe die Anzüge nicht entworfen.

Klima des Hasses

Die Bundesregierung, die EU und die USA werfen Russland vor, mit dem Verbot von positiven Äußerungen über Homosexualität in Gegenwart von Kindern ein Klima des Hasses zu schüren. In Moskau kritisierte die EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström das „Verbot von Homosexuellen-Propaganda“ als Gefahr für die Menschenrechte.

Nach dem internationalen Aufschrei gegen das Gesetz begrenzten die russischen Behörden das Recht für Proteste während der Olympischen Spiele. Diese starten am 7. Februar und enden am 23. Februar.

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10 Kommentare

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  • Das Problem ist die Verschiebung des Erziehungsauftrages von den Eltern weg hin zum Staat, den viele gar nicht wahr zu nehmen scheinen: Die Schule gilt vielen nach wie vor als Ort, wo Schülern Wissen vermittelt wird. Man sollte auf keine Fall Schülern moralische Konzepte überzustülpen und dadurch in den Erziehungsauftrag der Eltern eingreifen.

  • K
    Klaus

    "Warum sollte man auch mit Kindern über Schwule reden?"

     

    weil es schwule nun mal gibt und kinder lernen sollten, was das wirklich bedeutet, statt sich von weltfremden religionen, klischeestrotzender werbung, naiven vorabendserien oder homophoben eltern irgendwelchen unsinn eintrichtern zu lassen. wir sagen ja auch nicht "warum sollten kinder in der schule lesen lernen - das können sie doch auch zuhause?".

  • K
    Kinderfreund

    Warum sollte man auch mit Kindern über Schwule reden? das tun doch die Medien tagtäglich genug bis zum abwinken.

    Kinder sollen Kinder sein und keine kleinen Erwachsenen. Im Übrigen werden Kinder und Jugendliche auf ihre Weise reagieren; sie lernen nur noch mehr Begriffe wie "Schwuli" etc. Wollt Ihr den Kindern noch das Gehirn waschen, weil sie die Erwachsenewelt noch gar nicht adäquat verarbeiten können? Tolle Pädagogen und Politiker, die wir da haben.

  • H
    Hugo

    Ich finde der Putin sollte mich auch in Ruhe lassen. Einfach nicht mehr ansprechen, bitte, danke.

  • T
    T.V.

    Was kommt wohl als Nächstes? Homosexualität ist eine Droge die nur noch auf dem Schwarzmarkt verkauft werden kann?

    Verbot von Verkauf aller Mal- und Anstreichfarben außer Schwarz und Weiß an Nicht-Heteros?

    Fänds super wenn die ganzen Ex-KGBler als Comedians auf deutschen Bühnen landen. Dann würd es sich mal wieder lohnen dafür was auszugeben!

  • I
    Irrlicht

    Hat Putin wirklich nur von "Schwulen" geredet? Oder von Homosexuellen und das wurde einfach mal so "frei übersetzt"?? Denn so wiet ih weiß, sind ja nun nicht nur die Schwulen von dem Gesetz betroffen...

  • A
    Andi

    Schwachsinn! Die übrig gelassen westlichen "Freiheiten" der Hippiebewegung, zum Ausleben sexueller Besonderheiten, sollen nur von den wirklichen Problemen ablenken: Eine um sich greifende emotionale Verkümmerung, eine neue Prüderie und die zunehmenden Schwierigkeiten einfach mal eine ganz normale Familie gründen zu können, Kinder zu bekommen ohne dadurch als Sozialfall in der Armut zu landen.

     

    Gerade Deutschland sollte mal genauer schauen, von welcher Seite denn die neue Rußlandfeindlichkeit herkommt. Jetzt, nachdem Rußland eine gewünschte Intervention mit Diktatorwechsel und Scharia in Syrien verhindert hat, jetzt, wo Rußland Edward Snowden Asyl gewährt hat.

    Deutschland und Europa würden ökonomisch wesentlich besser fahren, wenn sie mit Rußland ein gutes, ökonomisches Verhältnis hätten. Wen kann ein wirtschaftlich starkes und soziales Europa wohl stören???

  • E
    emil

    hat dieser lehrer aus bawü nicht eine ähnliche position? vielleicht lässt sich da ja was machen und die ganzen kirchenheinis und anderen rückwärtsgewandten bildungsvertreterInnen finden ihr heil in den weiten russlands?

    • @emil:

      Willst Du jetzt mit den Kirchenheinis und Rückwärts-Lehrern einen dritten "Russlandfeldzug" starten ?

      Ich denke, das haben die russen nun wirklich nicht verdient. :-)

      Oder sollen die sich Putins Administration als "Entwicklungshelfer" in Sachen Erziehungsphilosophien anbieten ? :-)))