Wetterkunde: Rutschig ist nicht gleich rutschig
Es gibt ganz verschiedene Typen von Glatteis. Das gefährlichste bildet sich bei unterkühltem Regen.
Das Wetterphänomen, das gestern für zahlreiche Unfälle und Knochenbrüche gesorgt hat, wird umgangssprachlich mit verschiedenen Begriffen bezeichnet: Blitzeis, Eisregen, unterkühlter oder gefrierender Regen. Rein meteorologisch gesehen ist der Begriff Eisregen falsch, da mit ihm der Niederschlag kleiner Eiskörner bezeichnet wird. Blitzeis wiederum bezeichnet nur das plötzliche Auftreten von Eisglätte, das aber verschiedene Ursachen haben kann.
Am Montag hatten es die Berliner mit unterkühltem Regen beziehungsweise unterkühltem Nieselregen zu tun. Dieser kann entstehen, wenn es in mittelhohen Luftschichten wärmer als Null Grad Celsius – gestern waren es dort bis zu fünf – warm ist, während in unteren Schichten Eisluft herrscht. Fällt in dieser Situation Niederschlag, geschieht folgendes: Ganz oben fällt Schnee, der in der warmen Luftschicht zu Regentropfen taut. In der Eisluftschicht in Bodennähe wiederum kühlen sich die einzelnen Tröpfchen unter Null Grad ab, ohne zu gefrieren, da sie nicht ausreichend Kristallisationskerne haben.
Treffen diese unterkühlten Tropfen auf feste Gegenstände – Straßen, Gehwege, Stromleitungen, Geländer – bildet sich sofort eine spiegelglatte Eisschicht. Die Gegenstände selbst müssen nicht mal unbedingt frostkalt sein. Die Eisschicht kann je nach Eisregendauer und -stärke so dick werden, dass Zweige von Bäumen brechen oder Strommasten umknicken.
Auch gefrierender Regen kann zu Eisglätte führen. Dann fallen warme – also nicht unterkühlte – Regentropfen auf gefrorenen Boden oder auf gefrorene Gegenstände, wo sie sofort eine Eisschicht bilden. Das kann auch eine Ursache für die Schlitterei am Montag gewesen sein.
Nicht schuld an dem Gerutsche war überfrierende Nässe. Dieses Phänomen tritt häufig im Herbst auf und ist im Straßenverkehr im Vergleich zum Blitzeis vergleichsweise harmlos. Bei dieser Glätte friert nachts oft die Restnässe gefallenen Regens auf den Straßen, die tagsüber etwa aufgrund geringer Temperaturen oder wegen fehlenden Windes nicht getrocknet ist.
Auch Reifglätte ist meist nicht so schlimm wie unterkühlter Regen. Reif entsteht durch starke nächtliche Abkühlung. Dabei wandelt sich der in der Luft enthaltene Wasserdampf in kleine feste Eisnadeln um. Fahren Autos darüber, schmelzen diese Eisnadeln, um hinterher wieder zu gefrieren. Allerdings entsteht dabei keine so dichte Eisfläche wie beim Blitzeis. Selbst gefrorener Tau kann zu einer Eisschicht führen, etwa auf Autos.
Straßenglätte durch unterkühlten Regen wie am Montag ist die gefährlichste Glätte. Auch Winterreifen helfen dann nicht. Am besten ist: Fahrräder und Autos stehen lassen und vorsichtig zur nächsten U-, S- oder Straßenbahnstation schlittern.
Und wie geht es nun weiter? Laut Deutschem Wetterdienst wird die warme Luftschicht in mittlerer Höhe ausgeräumt, die Niederschläge fallen dann als Schnee. In den kommenden Tagen wird es von Osten her immer kälter. Wenn nichts dazwischen kommt, hält bald der Winter Einzug in Berlin.
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