piwik no script img

Gefangene in Philippinen gequältPolizisten folterten zum Zeitvertreib

In einem in den Philippinen entdeckten Geheimgefängnis spielten Polizeibeamte mit Gefangenen Folterroulette. Amnesty International fordert Anklagen.

Menschenrechtsverletzungen sind in den Philippinen trotz Demokratisierung leider alltäglich: Trauer um Verschwundene. Bild: ap

BERLIN taz | Die staatliche Menschenrechtskommission der Philippinen hat ein Geheimgefängnis der Polizei entdeckt, in der Beamte Folterspiele an Gefangenen verübten. Die Kommission war auf die illegale Einrichtung in der Provinz Laguna nahe der Hauptstadt Manila nach Berichten von Gefangenen gestoßen.

Polizisten hätten dort Gefangene in Anlehnung an ein Glücksrad auf unterschiedliche Art gequält, erklärte die Kommission am Dienstag in Manila.

Ziel der Folterspiele der Beamten an zumeist mutmaßlichen Drogendealern sei es gewesen, sowohl an Informationen heranzukommen als auch sich die Zeit zu vertreiben. Letzteres sei vor allem bei Trinkgelagen der Polizei der Fall gewesen. Teilweise wurden Opfer kopfüber aufgehängt oder es wurde auf sie intensiv eingeschlagen.

Loretta Ann Rosales, die der Menschenrechtskommission vorsteht und während der Marcos-Diktatur in den 70er Jahren selbst gefoltert worden war, reagierte auf die Entdeckung entsetzt. „Es ist fürchterlich, es wurde aus Spaß gefoltert“, sagte sie. „Wir versuchen, die Mentalität von Polizeibeamten im Sinne von Menschenrechten zu ändern, aber offenbar ist dies sehr langwierig“, sagte sie mit Blick auf die bereits 1986 beendete Diktatur von Ferdinand Marcos.

10 Beamte suspendiert

Seitdem sind die Philippinen formal eine Demokratie mit in der Verfassung verankerten Menschenrechten. Doch gibt es immer wieder eklatante Menschenrechtsverletzungen und politische Morde. Opfer sind oft Journalisten und linke Basisaktivisten.

Nach Angaben der Menschenrechtskommission war die Gefangeneneinrichtung der Polizei in Biñan nicht in deren institutioneller Liste enthalten gewesen und damit illegal. 44 Insassen hatten dort mindestens 10 Beamte der Folter und Erpressung beschuldigt. Diese wurden inzwischen vom Dienst suspendiert.

Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigt der Fall die geringe Kontrolle und Aufsicht der Behörden über die Polizeikräfte. Amnesty fordert von der Regierung, die verantwortlichen Beamten vor Gericht zu stellen. Eine Suspendierung reiche nicht aus.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • RF
    Rosa Finkel

    Foltern ist kein Zeitvertreib, dem man aus Langeweile nachgeht, sondern eine ernste Angelegenheit, die professionell betrieben werden will. Foltern einfach so, das geht garnicht.

  • G
    gast

    Genau wie in Kongo, da verschwinden auch Leute die eine eigene Meinung haben in geheimen Gefängnissen, werden verprügelt, sterben, keine weis wo sie sind, was aus ihnen wurde, od. wo sie verscharrt wurden.

  • 7G
    786 (Profil gelöscht)

    Was wollen die überhaupt mit den Infos von Drogendealern, wenn sie sich selbst viel schlimmer verhalten?

  • P
    Pankel

    ich lebe zwar nicht auf den Philippinen, aber vielen Dank für die Horrostory