„Demo für alle“ in Frankreich: Tausende gegen Familienpolitik
Sie wollen kein Recht auf künstliche Befruchtung für Lesben und werfen der Regierung „Famillienfeindlichkeit“ vor. In Paris sind die Konservativen auf der Straße.
PARIS afp | In Paris sind am Sonntag tausende Unterstützer der konservativen Vereinigung „Demo für alle“ gegen die Familienpolitik der sozialistischen Regierung auf die Straße gegangen. Sie protestierten unter anderem dagegen, Lesben ein Recht auf künstliche Befruchtung einzuräumen oder die Leihmutterschaft zu legalisieren. Sozialistische Abgeordnete hatten in der Vergangenheit beides gefordert. Ein geplantes Familiengesetz, das im April das Kabinett passieren soll, sieht die beiden Punkte allerdings nicht vor.
Das Bündnis „Demo für alle“ stand an der Spitze der Protestbewegung gegen die Einführung der Homo-Ehe in Frankreich. „Hollande, wir wollen dein Gesetz nicht“, riefen die Demonstranten, die nach eigenen Angaben das traditionelle Familienbild verteidigen wollen und der sozialistischen Regierung „Familienfeindlichkeit“ vorwerfen. In Lyon war für Sonntag eine weitere Großkundgebung geplant. Dort wurden nach Angaben der Behörden etwa 17.000 Teilnehmer erwartet.
In Paris waren 2.000 bis 3.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, um einen friedlichen Verlauf der Demonstration zu gewährleisten. Die Organisatoren kündigten an, ihre Positionen bei den Kundgebungen „friedlich und bestimmt“ zu vertreten. Die Veranstalter engagierten hunderte Ordner.
Die Präsidentin von „Demo für alle“, Ludovine de la Rochère, sagte, Banner mit der Aufschrift „Zornige Familien“ seien aus dem Verkehr gezogen worden. Damit solle verhindert werden, dass die Kundgebung in die die Nähe der Initiative „Tag des Zorns“ gerückt werde. Unter diesem Motto hatten sich am vergangenen Sonntag rechte und rechtsextreme Gruppen an einem Protestmarsch beteiligt, unter ihnen auch katholische Gegner der Homo-Ehe, Anhänger des umstrittenen Komikers Dieudonné, Nationalisten und EU-Gegner. Am Rande der Demonstration kam es zu Ausschreitungen. 19 Polizisten wurden dabei verletzt. Mehr als 200 Teilnehmer wurden festgenommen.
Leser*innenkommentare
Sayonara
Gast
Wenn gleichgeschlechtliche Paare Nachwuchs möchten wird damit immer die biologische von der sozialen Elternschaft getrennt.
Ohne biologischen "Vater" geht es nicht. Das Kind das so gezeugt wird muss nachher mit den Gegebenheiten klarkommen. Dass das nicht so einfach ist zeigt der Verein Spenderkinder.
Ganz so einfach ist es mit Familie für Gleichgeschlechtliche nicht, und hier sollte schon sehr verantwortungsvoll im Sinne der Kinder entschieden werden.
Soungoula
Kinder müssen mit vielen Realitäten klarkommen. Zum Beispiel mit biologischen Vätern, die sich scheiden lassen (kein Grund, Scheidungen zu verbieten), mit biologischen Vätern, die die Familie verlassen (kein Grund, Trennungen zu verbieten), mit biologischen Vätern, die die biologischen Mütter verprügeln (kein Grund, heterosexuelle Ehen zu verbieten), um nur einige Möglichkeiten zu nennen.
Wie man sieht: Pauschalurteile helfen da nicht weiter. Es kommt auf die einzelne Familie an. Und Kinder, denen man behutsam -und vor allem unaufgeregt!- die jeweilige Familienkonstellation näherbringt, die wachsen geborgen auf.
bitte keine Menschenzuchtprogramme
Gast
Und die gewöhnen sich sicher auch daran, dass die Papas sie als Baby armen Frauen abgekauft haben und halten das für normal.
Sorry, solch eine Normalität lehne ich ab.
Hans
Gast
@bitte keine Menschenzuchtprogramme Aha, und wieviele bekannte Fälle gibt es hierzu, in Ländern, wo Homosexuelle Kinder von "armen Frauen abgekauft" haben? Und was ist das Problem, die Gefahr besteht bei Heterosexuellen ebenso, siehe Madonna?!
Marianne
Gast
"Warum sie phrygische Mützen tragen ist uns leider nicht bekannt." - Auch auf die Gefahr hin, ggf. offene Türen einzurennen, falls ich diesen Satz missverstanden und irgendeine hintergründige Ironie nicht bemerkt haben sollte: Die phrygischen Mützen sind Teil der Freiheitssymbolik der Französischen Revolution, da sie - zumindest der Legende nach - von freigelassenen Sklaven in der Antike getragen wurden und die französische Revolution sich diese "Befreiungssymbolik" aneignete. Auch die Verkörperung der französischen Republik, die Marianne, trägt auf Abbildungen und als Skulptur fast immer diese Mütze. Wie die AnhängerInnen der "Manif pour tous" ("Demo für alle"), besser wäre der Name "Fachopride", es allerdings wagen können, die Farben der Republik zu tragen, die für "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" stehen, und gleichzeitig damit auf die Straße gehen, um ihren MitbürgerInnen eben diese Gleichheit zu verwehren, bleibt mir ein Rätsel...
Gabriel Peifer
Wenn die Demonstranten gegen die Gleichbehandlung aller Mitglieder der Gesellschaft sind, dann können sie das gerne haben. Wie wärs mit einer Sondersteuer für Ultrakonservative? Als Ausgleich für die Schäden, die sie in der Gesellschaft anrichten. Und da gäbe es so einiges zu nennen: zB junge Menschen, die ihren Wunschberuf nicht erlernen dürfen, weil sie das "falsche" Geschlecht haben (Ein Mann als Kindergärtner? Der ist bestimmt schwul!), Homosexuelle, die in den Selbstmord getrieben werden, Schulbildung, die gezielt unterminiert wird. Und da wäre noch vieles mehr...
Gast
Gast
Flagge zeigen für eine offene Familienpolitik in Frankreich und Deutschland mit der Petition:
https://www.openpetition.de/petition/online/homo-heisst-mensch-endlich-gleichstellung-fuer-homosexuelle
Gast
Gast
Aha Prostituion verbieten, aber Leihmutterschaft auch bekannt als Menschenhandel,
erlauben. Super!
Haha
Gast
Das Hollande-Regime setzt seine Polizei gegen das eigene Volk ein! Über 200 Verhaftete, nur wenig mehr als in der Ukraine. Allerdings wurden in Paris nur 19 Polizisten verletzt, in Kiew waren es bislang über 250. Die französischen Aktivisten sollten jetzt ein paar zentrale Plätze besetzen, Barrikaden errichten, Feuer legen und einige Ministerien besetzen. Dann ist ihnen die Solidarität aller westlichen Regierungen sicher. Wenn Hollande nicht bald zurücktritt, dann werden wohl Sanktionen durch die EU verhängt werden müssen. Oder zählen Proteste in Frankreich nicht so viel wie in der Ukraine?
Vernebelungen
Gast
Ich bin als Linke auch entschieden gegen Leihmutterschaft und finde es richtig, wichtig und ethisch geboten dagegen auf die Strasse zu gehen.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ein Kind ist keine Ware und der menschliche wiebliche Körper keine Reproduktionsmaschine. Was Frauen sich in der Reprodutionsindustrie für "eigene" Kinder antun, ist schon schlimm aber ihre eigene Sache. Wenn sie jedoch ihre eigenen geborenen Kinder verkaufen, verstoßen sie gegen die Würde des Kindes und seinen Anspruch auf Wissen von Herkunft und biologischer Elternschaft.
Es ist schon schlimm wie Reproduktionsmedizin, neoliberale Thinktanks und Adoptionsvermittler unter dem Deckmantel einer neuen liberalen Sexualmoral die Linken unterwandert haben. Leute schaltet euer Hirn nicht ab. Dies ist die totale Ökonomisierung der Familienpolitik!
Demokrat
Gast
Die sollten Plätze besetzen, Ministerien stürmen, sich mit der FN verbünden. Dann würden die anderen EU-Länder solidarisch mit den Demonstranten sein und den Rücktritt des Hollande-Regimes fordern. Oder klappt das nur bei der Ukraine?