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Nebeneinkünfte von PolitikernGauweiler verdient am besten

Viele Bundestagsabgeordnete haben neben ihren Diäten hohe Einkünfte. Aufgrund neuer Regeln lässt sich der Verdienst erstmals besser einschätzen.

Mehr Transparenz bei Nebeneinkünften. Bild: dpa

BERLIN dpa | Die Abgeordneten des Bundestags verdienen neben der Vergütung für ihr Mandat teilweise kräftig dazu. Die aktuellen Nebentätigkeiten und -einkünfte wurden am Freitag auf der Homepage des Bundestags veröffentlicht.

Vier Parlamentarier von CDU und CSU geben Einnahmen der höchsten Verdienststufe mit über 250.000 Euro an, wie Spiegel Online berichtete. So listet der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler für das Jahr 2013 exakt 19 Mandate als Rechtsanwalt auf – darunter „Mandat 02“ der Stufe 10 mit Einkünften über 250.000 Euro. Bei dem CDU-Abgeordneten Stephan Harbarth findet sich der Hinweis auf Stufe 10 in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der Mannheimer SZA Schilling, Zutt & Anschütz Rechtsanwalts-AG.

Der CSU-Politiker Hans Michelbach erreichte diese Stufe als Mitglied der Geschäftsführung der KIZ – MIBEG Group Unternehmensgruppe in Bad Soden-Salmünster. Der CDU-Abgeordnete Albert Stegemann verbuchte den Angaben zufolge Einkünfte von mindestens 250.000 Euro für eine Tätigkeit bei der Kooperative Milchverwertung eG in Emlichheim.

Seit dieser Wahlperiode müssen Mitglieder des Bundestags Nebeneinkünfte in zehn statt früher drei Stufen veröffentlichen – bis hin zu Einnahmen von mehr als 250.000 Euro. Zuvor erfasste die höchste Stufe alle Einkünfte über 7.000 Euro.

Der CDU-Außenpolitiker Philipp Mißfelder erreicht mit einer Tätigkeit für den teNeues Verlag in Kempen Stufe 8 mit Einkünften zwischen 100.000 und 150.000 Euro. Der frühere CDU-Forschungsminister Heinz Riesenhuber von der CDU verdient als Beiratsvorsitzender der Reclay Holding GmbH, Köln, mehr als 75.000 Euro.

„Es ist gut, dass die Öffentlichkeit nun detaillierter über Nebeneinkünfte ihrer Abgeordneten informiert wird“, sagt Timo Lange von der Organisation LobbyControl. Weitere Schritte seien aber nötig. So sei es weiterhin möglich, zugleich Mandatsträger und bezahlter Lobbyist zu sein. „Das ist nicht akzeptabel.“

Kurz zuvor hatte die Antikorruptions-Organisation Transparency International Deutschland Aufklärung gefordert, warum die Veröffentlichung der Nebeneinkünfte noch ausstehe. Bundestagssprecher Ernst Hebeker führte den Termin der Veröffentlichung unter anderem darauf zurück, dass nach der Bundestagswahl im Herbst über ein Drittel neue Bundestagsabgeordnete dazugekommen seien, deren Unterlagen mit hohem Beratungsbedarf der Verwaltung erstmalig zur Verfügung gestellt worden seien.

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2 Kommentare

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  • Komisch, Gauweiler gönne ich es, mehr als die übrige CDUCSUSPDGRÜNEN-Mischpoke zu verdienen.

     

    So widerlich seine Innenpolitik als bayerischer Minister war, so konsequent war er in allen Punkten, gegen eine Beteilligung an deutschen Kriegseinsätzen zu stimmen. Seine Erwiderung zu der blödsinnigen Parole der SPD, dass Deutschland am Hindukusch verteidigt, „Deutschland wird in der Münchner U-Bahn verteidigt, aber nicht am Hindukusch.“ hatte schon was.

     

    Gut, dass er als Bayer mich als Norddeutscher nie in die Verlegenheit bringen kann, ihn zu wählen.

  • Ich bin nach wie vor verwundert, wie viele Mandatsträger ihre Zeit managen.

     

    Nicht wenige Abgeordnete beschreiben ihre Tätigkeit als kraftraubend und zeitintensiv.

     

    Eine 40 Stunden-Woche wird als ferne Utopie beschrieben und doch schaffen es einige, "nebenbei" als Rechtsanwalt zu arbeiten. Wie das?

     

    Die andere Frage ist, warum dürfen sie diese Einkünfte behalten? Wenn ich während meiner Arbeitszeit Vorträge halte, geht das Honorar an meinen Trägerverein und zwar nicht als Spende meinerseits, sondern als Selbstverständlichkeit.

     

    Wer definiert, welche "Nebentätigkeit" der Abgeordneten in der Arbeitszeit oder der Freizeit geleistet wird?