Kommentar Papst in Nahost: Franziskus absolviert Pflichtprogramm
Bei der Reise des katholischen Kirchenoberhauptes steht nicht der Frieden in der Region im Zentrum. Es geht um die Versöhnung der christlichen Kirchen.
D rei Kreuze wird Papst Franziskus machen, wenn er seinen Besuch in Palästina und Israel erst einmal hinter sich hat. Jesu Heimatland ist ein heißes Pflaster für das Kirchenoberhaupt. Der Holocaust, jüdische Extremisten und nicht zuletzt der politische Konflikt im Nahen Osten sind nur einige der Hindernisse, über die der Papst stolpern könnte.
Behutsam räumten die Drahtzieher in Rom und Jerusalem den Weg so weit es ging frei für Franziskus. Immerhin wird es der Argentinier in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem etwas leichter haben als sein aus Deutschland stammender Vorgänger. Benedikt XVI. wurde in der israelischen Presse regelrecht zerfleischt, weil er angeblich zu wenig Gefühl gezeigt hätte und zu wenig von kirchlicher Verantwortung gesprochen habe.
Dieser Papst reist ohne große Ambitionen nach Bethlehem und Jerusalem. Schon im Vorfeld seines Besuchs versuchte man in Rom die Erwartungen zu drücken. Die Möglichkeiten eines Papstes, Frieden zu stiften, sind von Natur aus begrenzt. Franziskus ist zudem an ein striktes Protokoll gebunden. Jeder Schritt ist bis ins Detail geplant.
Weder der Frieden zwischen Israel und den Arabern noch die bilateralen Beziehungen des Vatikans zu den beiden Völkern sind Kern des Besuchs, sondern die Versöhnung der christlichen Kirchen. Deshalb musste die Reise nach Jerusalem gehen und dort das Treffen mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomäus stattfinden – genau 50 Jahre nach dem historischen Treffen von Papst Paul VI. und dem damaligen Patriarchen Athinagoras. Für das palästinensische Volk bleibt nur, dass es sich der Welt für ein paar Stunden in Erinnerung ruft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
BSW in Thüringen
Position zu Krieg und Frieden schärfen