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Kommentar Korruption am BERDas Monster lebt

Kommentar von Richard Rother

Die Korruptionsaffäre um den BER-Technikchef ist nur ein vorläufiger negativer Höhepunkt. Aber es werden weitere Pannen am Hauptstadtflughafen folgen.

BER: Warten. Bild: dpa

D as Monster ist noch nicht gebändigt – im Gegenteil. Der Flughafen Berlin Brandenburg International, kurz BER, steht kurz vor der Vollendung, aber er wird und wird nicht fertig. Grund sind nicht nur die technischen Probleme mit der Entrauchungsanlage, von Ingenieuren „Monster“ genannt, sondern auch politische und juristische: Alle misstrauen allen, keiner will Fehler machen.

Die Korruptionsaffäre um Technikchef Jochen Großmann, der das Monster packen sollte, ist nur ein vorläufiger Höhepunkt der Negativereignisse. Und die eilige Einberufung einer Antikorruptionstruppe ist kaum mehr als ein missglückter Versuch, Handlungsfähigkeit zu beweisen.

Ein Kardinalfehler war: Die BER-Eigentümer – Berlin, Brandenburg und der Bund – haben sich eine Brandschutzanlage aufschwatzen lassen, die im Brandfall den Rauch unterirdisch abführen sollte, obwohl heißer Rauch nach den Gesetzen der Physik nach oben steigt. Statt ein Leuchtturm deutscher Ingenieurskunst zu werden, entpuppte sich dieses Vorhaben als kaum beherrschbar.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Eigentümer uneins sind. Keiner will schuld an dem dem Desaster sein – und alle haben unterschiedliche Interessen, etwa beim Lärmschutz. In Brandenburg wird im Herbst gewählt. Die rot-rote Landesregierung hat sich deshalb gegen einen Probebetrieb gewehrt, da sie Proteste lärmgeplagter Anwohner fürchtet. Berlin und der Bund wiederum haben sich bei der Einschränkung künftiger Flugzeiten nicht kompromissbereit gezeigt, da dies die Einnahmen schmälern könnte. Das führt zu Unmut in Brandenburg, wo die Genehmigungsbehörden sitzen.

Noch ist der Flughafen am Berliner Stadtrand keine Investitionsruine – aber so viel ist sicher: Die Korruptionsaffäre war nicht die letzte Panne.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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1 Kommentar

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  • Was braucht so ein Kaff auch einen Flughafen?