piwik no script img

Essay Politische Polarisierung in BrasilienDas Gute an dieser Weltmeisterschaft

Andreas Behn
Kommentar von Andreas Behn

Die Konservativen in Brasilien wollen, dass die WM schiefgeht. Sie wittern Morgenluft. Die Rechnung wird aber so nicht aufgehen.

Soziale Probleme lassen sich kaum militärisch lösen – Einsatz in einer Favela in Rio. Bild: dpa

V erpasste Chance? Alles falsch gemacht? Brasilien, ade? Hier und im Ausland ist täglich zu lesen, dass der Fußball-WM ein Fiasko droht, dass Gewalt und Proteste das Szenario bestimmen, dass Misswirtschaft und Planungsmängel die Fußballbegeisterung der Brasilianer ersticken.

Doch das mediale Bild erfasst nur einen Teil der Problemursachen und verdeckt den Blick auf überraschende Errungenschaften. Protest und Fußballfieber werden zu Unrecht gegeneinander ausgespielt: Auf der Strecke bleibt, dass die WM 2014 bestimmt die politischste in der bisherigen Fußballgeschichte wird.

Eine „verpasste Chance“ setzt voraus, dass es diese Chance überhaupt gegeben hat. Doch schon die Massenproteste im vergangenen Juni haben gezeigt, dass ein Megaevent nach Fifa-Kriterien keine Emanzipationsmöglichkeiten bietet. Stadien ohne Stehplätze und neue Straßen, welche die Flughäfen mit Luxussportstätten und aufpolierten Stadtzentren verbinden, damit die Reichen dort flanieren können, gehen immer zulasten der breiten Bevölkerung. Sogar das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung belegte soeben in einer Studie, dass internationale Sportspektakel für das Gastgeberland regelmäßig ein Verlustgeschäft sind.

Dieser Missstand ist also weder neu noch brasilianisch. Doch jetzt ist er in aller Munde. Nicht nur die Sportwelt kann sich dafür schon mal bedanken, sowohl bei den Aktivisten, die die urbanen Verfehlungen akribisch auflisten, wie auch bei den Vermummten hinter brennenden Barrikaden, die nicht 2010 in Südafrika und auch nicht 2006 in Deutschland, sondern erst jetzt in Brasilien den Unmut in die Presse gebracht und dafür gesorgt haben, dass Fifa und IOC demokratische Länder in Zukunft meiden werden.

Anflug von Größenwahn

Zum Glück richtet sich die brasilianische Empörung nicht allein gegen die selbstherrlichen Sportverbände. Das eigentliche Problem sei nicht die Fifa, sondern die Regierung, die die dreisten Fifa-Bedingungen akzeptiert und sogar noch in ein verfassungswidriges WM-Gesetz gegossen habe, beharren die Kritiker vom Comitê Popular da Copa. Es ist eine linke Regierung mit Persönlichkeiten wie dem Exgewerkschafter Lula und der Exguerillera Dilma Rousseff an der Spitze.

Mangelnde Voraussicht und Naivität der Strategen einer Regionalmacht, die seit über zehn Jahren Garanten eines einzigartigen Linksrutsches in halb Lateinamerika sind, erklären die Fehler nicht. In einem Anflug von Größenwahn des neuen Global Players wurden Milliarden für Stadien und fragwürdige Verkehrsprojekte verschwendet. Statt die Interessen ihrer Klientel, der verarmten Bevölkerungsmehrheit, zu wahren, wurden Tausende Menschen aus Favelas vertrieben, während ein Monopol von korrupten Bauunternehmen Heidengewinne einstreicht, die durch die Verzögerungen noch gesteigert werden konnten. Auf die Proteste der eigenen Basis reagiert Rousseff mit einem gewaltigen Polizeiaufgebot und stellt so das Demonstrationsrecht infrage.

Schon lange verfolgt Rousseff in vielen Bereichen keine fortschrittliche Politik. Die Modernisierung des Landes setzt auf industrielle Landwirtschaft, rücksichtslose Ausbeutung der Rohstoffe und die Neuordnung urbaner Räume einschließlich Individualverkehr und Immobilienspekulation. Dennoch bedarf die Frage nach der Verantwortung für die Pannen in Planung und Durchführung der WM-Vorbereitungen einer Differenzierung: Trotz seines Präsidialsystems ist Brasilien ein föderales Land, und zahlreiche Verfehlungen gehen auf das Konto der betreffenden Bundesstaaten, die von teils extrem korrupten Politikern regiert werden.

Auch Bildung, Gesundheit und öffentlicher Nahverkehr, die Hauptanliegen der großen Demonstrationen, werden in erster Linie auf Landes- oder lokaler Ebene verwaltet, ohne dass die Bundesregierung großen Einfluss nehmen könnte. Die Demonstranten waren sich dessen durchaus bewusst und kritisierten während des Confed-Cups in erster Linie die lokalen Regierungen, in Rio de Janeiro Gouverneur Sergio Cabral und in São Paulo Geraldo Alckmin. Erst als es den durchweg rechten Medien gelang, den Massenprotest zu beeinflussen und als pauschale Kritik gegen „korrupte Politiker“ und „Misswirtschaft“ zu deuten, verschwamm die vormals deutliche Stellungnahme.

Keine Mehrheiten für Rousseff

Zwar gehören zahlreiche Lokalregenten wie Cabral in Rio zu den Koalitionspartnern der regierenden Arbeiterpartei PT. Doch viele dieser Allianzen beruhen nicht auf politischem Konsens, sondern sind dem Parteiensystem geschuldet. Ohne rechte Partner wie die evangelikale PR oder die korrupte PMDB hätte Rousseff im Bund keine Mehrheiten. Um Koalitionskrisen zu vermeiden, muss die PT viel Macht an diese fragwürdigen Partner abgeben und kann ihnen nicht hineinreden oder deren finanzielle wie politische Interessen in den Bundesstaaten oder den WM-Austragungsorten mitbestimmen.

Fraglos ist die PT längst Teil dieses politischen Systems geworden und hält sich mit den gleichen Methoden an der Macht, die sie früher geißelte. Doch sie hat es nicht erfunden, es bestand auch schon lange vor der WM. Als Rousseff im vergangenen Juli endlich auf die Proteste reagierte, machte sie den richtungsweisenden Vorschlag, das politisches System zu reformieren und es dann per Plebiszit zu legitimieren. Schadenfroh johlte die Presse, als die Politikerkaste im breiten Konsens aus Oppositions- und Koalitionsparteien dem Vorstoß sofort die Rote Karte zeigte. Gut bleibt dennoch, dass diese WM – unfreiwillig – all das auf den Tisch gebracht hat.

Der nationale wie internationale Pessimismus im Vorfeld der Weltmeisterschaft geht allerdings weit über die Planungsfehler während der Vorbereitungen hinaus. Zum vorhergesagten Chaos auf den Straßen gesellt sich die galoppierende Inflation, das mickrige Wirtschaftswachstum, das Defizit der Handelsbilanz, ja der unaufhaltsame Abstieg des Wirtschaftswunderlands Brasilien. Der Zweckpessimismus geht so weit, dass ein Börsenaufschwung am gleichen Tag, an dem Rousseff in einer Wahlumfrage absackte, in der Wirtschaftspresse als Hoffnung der weltweiten Investoren auf einen Regierungswechsel nach der Wahl im Oktober interpretiert wurde.

Die negativen Zahlen stimmen, aber sie sind unvollständig und die Interpretation fragwürdig. Die Flucht der Investoren aus Brasilien ist nicht nur hausgemacht, sondern liegt vor allem am angekündigten Ende der lockeren Geldpolitik der US-Zentralbank und an der sinkenden Nachfrage nach Rohstoffen. Die Wirtschaft stockt, aber die (offizielle) Arbeitslosigkeit ist immer noch auf einem historischen Tiefststand. Das Wachstum ist geringer als in China oder Indien, aber in Brasilien wird die soziale Sicherung weiter ausgebaut. Just die langfristigen Wirtschaftserfolge der PT-Regierung, die auch in Sozialleistungen flossen und damit die Inlandsnachfrage ankurbelten, sind der Grund dafür, dass Rousseff immer noch doppelt so gute Umfragewerte hat wie der rechte Oppositionsführer Aécio Neves.

Wahlkampf erst nach Abpfiff

Überraschend unpatriotisch macht die Opposition die WM zum Wahlkampfthema, ganz nach dem Motto: Je schlechter, desto besser. Neves bringt es auf den Punkt: „Verantwortung trägt nur die Bundesregierung“, sagte er letzte Woche; „das Vertrauen der Wirtschaft kommt erst bei einem Regierungswechsel zurück“, diese Woche. Zuletzt assistierte der frühere Stürmerstar Ronaldo: Er schäme sich für die WM-Pannen und werde Aécio Neves seine Stimme geben.

Es ist fraglich, ob die Rechnung der Rechten aufgehen wird. Denn für die PT beginnt der Wahlkampf erst nach Abpfiff der WM. Und immer mehr Brasilianer ärgert das negative Image, dass ihr geliebtes Land in der Weltpresse bekommt. Genau wie vor Jahresfrist die jahrelangen Wohlstandversprechen auf den Demos eingefordert wurden, entspricht heute der angebliche Bankrott ihres Landes nicht der gelebten Realität. Denn die Brasilianer werden Fußball gucken, werden begeistert miteifern, sie werden die Gäste freudig empfangen, auch ohne offizielle Aufforderung. Das gilt für die große Mehrheit, aber auch für viele Aktivisten.

Täglicher Treffpunkt der Protestbewegung soll just das Public Viewing werden, mitten im Zentrum, ohne Genehmigung und ohne Fifa-Sponsoren. Es geht nicht gegen Fußball, es geht gegen die Auswirkungen dieser Art Sportspektakel. So wird diese WM auch zum Schauplatz politischer Auseinandersetzungen, und das ist gut so.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Behn
Auslandskorrespondent Südamerika
Journalist und Soziologe, lebt seit neun Jahren in Rio de Janeiro und berichtet für Zeitungen, Agenturen und Radios aus der Region. Arbeitsschwerpunkt sind interkulturelle Medienprojekte wie der Nachrichtenpool Lateinamerika (Mexiko/Berlin) und Pulsar, die Presseagentur des Weltverbands Freier Radios (Amarc) in Lateinamerika.
Mehr zum Thema

16 Kommentare

 / 
  • "Aber Wahlen sind ja nur ein Spektakel, alles Betrug, Politiker alles Betrüger und Lügner"

     

    Politik und -erInnen dienen den Mächtigen und Reichen dieser Welt, deren Interessen dem pausenlos gehirngewaschenem Volk als alternativlose Realität unter zu jubeln.

     

    Somit sind ALLE Lügner, siehe Obama und Merkel als leuchtende Beispiele!

     

    Und zu Ihren Hausangestellten: nur weil diese seit kurzem per Gesetz geschützt sind, will sie keiner mehr haben, nicht weil diese anderswo mehr verdienen:

     

    http://veja.abril.com.br/noticia/economia/nova-lei-e-avanco-civilizatorio-diz-ex-ministro-do-trabalho

    • @shumil:

      Ja, das mit dem gesetzlichen Schutz kommt jetzt noch dazu. Und was ist daran falsch, Hausangestellte per Gesetz zu schützen?

      Und einen Mindestlohn einzuführen und ein Programm wie Bolsa Familia?

      .

      Ja, nochmal: Rechte und Linksradikale Hand in Hand gegen die linke PT-Regierung. Und dann noch der Verweis auf die inzwischen rechtsextreme Veja. Das sind die Medien, die die Linksradikalen lesen und empfehlen? Passt aber schon.

      Der Diskurs "Alle Politiker sind Betrüger" ist ein rechter Diskurs. Das ist genau das, was die Bildzeitung ihren Lesern unterjubelt.

      • @Bernado:

        "RECHTe und LINKSradikale ... die LINKE PT-Regierung ... die inzwischen RECHTSextreme Veja ... die die LINKSradikalen ... ein RECHTer Diskurs"

         

        Sagt der Buddha zum Hotdogverkäufer: 'Bitte Eins mit Allem!'

        • @shumil:

          Freut ihr euch eigentlich so richtig, wenn die rechten Medien und die rechten Parteien die PT und Dilma hart angreifen? Klatscht ihr dann Beifall, weil

          es ja gegen "betrügerische Politiker" geht?

          • @Bernado:

            Ich verstehe ja, dass Ihr Weltbild von PolitikerInnen in einem zwei-schubladigem Apothekerschrank Platz hat, rechts die Bösen und Links die Guten, aber mein Weltbild dieser Marionetten der Mächtigen auf diesem Globus ist eben noch einfacher gestrickt: alle in einen Sack und dann druff da!

            • @shumil:

              Genau das bekommen die Ohnmächtigen, Prekarisierten, Beherrschten und Manipulierten gesagt:

              Alle Politiker sind Betrüger, Politik ist

              ein schmutziges Geschäft - also haltet euch von der Politik fern. Den Erfolg dieses Diskurses sieht man an der geringeren Wahlbeteiligung in den ärmeren Vierteln unserer Städte, und man sieht sieht es an der hohen Wahlbeteiligung der Gutsituierten. Die wissen, wer für sie da ist.

  • "In den vergangenen elf Jahren – oder seit die Arbeiterpartei (PT) regiert – ist das Lebensniveau der Brasilianer feststellbar gestiegen. Die schrittweise Erhöhung des Mindestlohns führten dazu, dass die Einkommen der Ärmsten sich wesentlich erhöht haben.

     

    Mithilfe von Programmen wie "Bolsa Familia" oder "Brasil sin miseria" konnten die unteren Klassen ihre Lebensbedingungen verbessern. Zwanzig Millionen ließen die Armut hinter sich."

    http://amerika21.de/analyse/102065/brasilien-fussball-und-protest

  • Also gut, tudo bem Bernardo: Sie ist schon links (was immer das eh noch heissen mag, seit damals, nach der franz. Revolution). Vor allem im Wienerischen. Wo „link“ ein Gaunerverhalten – ein „Ding drehen“ bedeutet.

     

    Die grössten gewinner der Lula-Dilma-linken-Regierungen sind Banken und Agrofaschisten (http://oglobo.globo.com/economia/na-era-lula-bancos-tiveram-lucro-recorde-de-199-bilhoes-2818232 & http://www.ler-qi.org/Lucros-abundantes-ao-agronegocio-confinamento-e-assassinatos-aos-povos-indigenas). Und die Familie Lula brasilianisch selbstkultürlich (http://www.ocafezinho.com/2014/04/21/filho-de-lula-o-homem-mais-rico-do-brasil/). Der xx%ige Aufstieg von Armen in den Mittelstand ein Endloswiederkaumärchen. Wer arm war, blieb arm. (http://diariodonordeste.verdesmares.com.br/cadernos/opiniao/no-brasil-imperial-ja-existia-um-comeco-de-classe-media-1.310939 & http://www.controversia.com.br/index.php?act=textos&id=18460)

     

    Und, querido São Bernardo, ich bin kein Kind mehr (obschon ichs noch in mir trage, nach 53 Irdenrunden), hatte nie Hausangestellte und wir, meine companheira und ich, waschen unsre Wäsche per Hand, und „im Übrigen“ arbeite ich (seit der Itamar-Regierung) exakt mit und für jene(n), die angeblich von Euren Gnaden „befreit“ worden sind. Ich diese Befreiung aber (leider) nicht entdecken kann. Auf dem Boden unsrer Realität in den Regionen Nordost und Nord. Sondern nur in den Pinocchiostatistiken und Propagandaaussendungen der linken (wienerisch!) PT-Regierung.

     

    Deshalb das „Wahlspektakel-Dilemma“ unsrer Pseudedemokratie und De-facto-agrofaschistischen Kleptokratie: Es gibt nichts zu wählen (was irgendeinen substantiellen Unterschied ausmachen würde). Links, rechts, vorn, hinten. Es wird gelogen und gestohlen werden. Und die Armen weiter arm gehalten. Bzw. verfolgt. Im Fall jener, die den Rest-Wald bewahren wollen.

    • @Ardaga:

      Globo als Quelle ist ja nun nicht so überzeugend, wenn es dabei gegen die PT geht.

      Aber so ist es, Rechte und Linksradikale gemeinsam gegen die PT-Regierung, da arbeiten die radikalen Linken auch mit den Rechten von Globo.

      Und wenn alles egal ist, dann kann ja Cardoso wieder regieren. Und Petrobras wieder privatisieren und an ausländische Konzerne verscherbeln.

      Und die Werft- und Schiffbau-Industrie wieder zum Erliegen bringen, in dem prinzipiell nur wie früher Schiffe aus dem Ausland gekauft werden. Und Bolsa familia? Weg damit, was? Ist ja alles egal.

      Ist ja alles kein Sozialismus, deshalb alles Mist.

      Ja, linke Radikale und alte Elite gemeinsam gegen die PT. Das ist das aktuelle Bündnis.

      .

      Und die Hausangestellten...Viele Mittelständler sind es seit Jahrzehnten gewohnt, Köchinnen und Putzfrauen zu beschäftigen, und zwar zu ziemlich geringen Löhnen.

      Und jetzt haben sie Probleme, Hausangestellte zu finden, weil die Menschen anderswo weitaus mehr verdienen. Und das macht sie sauer -

      auf die PT. "Die Leute sind so verwöhnt heute, die wollen ja nicht mehr arbeiten". Verwöhnt durch die sozialen Massnahmen der PT - meinen sie. Und deshalb sind sie gegen Lula und Dilma. Weil der Abstand zwischen ihnen und den ehemals weit unter ihnen stehenden ihnen heute nicht mehr groß genug ist. Dank der PT-Regierung.

      .

      Aber Wahlen sind ja nur ein Spektakel, alles Betrug, Politiker alles Betrüger und Lügner - sagen die Linksradikalen. Zum Glück sieht es eine Mehrheit nicht so und wählt Dilma, wie früher Lula.

  • Ja, das ist schon etwas differenzierter als der letzter Artikel. Es geht auch gegen die linke Regierung, die Proteste werden von rechten Medien und Politikern unterstützt und gefördert.

    Die Leute der alten Elite, die niemals daran dachten, etwas für die Armen zu tun und es auch nie getan haben,

    greifen jetzt die Regierung an, wenn die Strassen zu den Arenen erneuert und ausgebaut werden und deshalb

    Menschen umziehen müssen.

    Ja, umziehen - denn es gibt in solchen Fällen immer Angebote für neue Wohnorte.

    • @Bernado:

      "denn es gibt in solchen Fällen immer Angebote für neue Wohnorte"

      Ja, der Knast. nach Knüppel-aus-dem-Sack für die Chuzpe des Protestes. Oder unter der Brücke (so sie denn fertig gestellt sein sollte -selten!)

  • es lebe das Wirtschaftswachstum! Es lebe hoch! Bis es halt in´s Nix gewachsen ist, oder besser in den Weltraum, in den die Menschheit mittlerweile vorgedrungen ist, mit Reichentransporten zum Mond. Danke liebe TAZ, ich wachse mit!

  • Danke für diesen wirklich guten Artikel, sehr gerne gelesen!

     

    Es scheint tatsächlich nicht nur weichgespültes Strandreportertum zu geben ...

  • Danke für diesen fundierten Artikel - sowas liest man doch gerne® als unterhaltsames Strandreporter-geplätscher!

  • Bravo! Ein Artikel, der der Realität pulsnahe ist.

     

    Allein, zwei Häarchen hab ich gefunden. (Pardon!)

     

    A) Das ist keine linke Regierung. Und auch nie gewesen.

    Unsere stramme Industriellenbonzenrechte wusste das schon vor der Regierung Lula 1. Z.B. der Bankier Olavo Setubal (damaliger Itaú-Präsident) und der Allround-(Ba)u-nehmer, bzw., wie Andreas Behn es ausdrückt, “ein Monopol ausübendes korruptes Bauunternehmen, das Heidengewinne einstreicht”, unter der Führung von Emílio Odebrecht (seit Lula – dankend – mit Aufträgen im In- und Ausland überhäuft).

    Siehe bzw. lies: „Em entrevista à Folha de São Paulo de 13/08/2006, o banqueiro Olavo Setubal (Banco Itaú) avaliava que, do ponto de vista do modelo econômico, ele não via diferença entre as candidaturas de Lula e Alckmin, pois considerava que ambos eram conservadores. Agora, o empreiteiro Emílio Odebrecht, em entrevista à Folha de 27/01/2008, garante que conhece Lula desde 1992 e que o ex-metalúrgico nunca foi de esquerda.” (http://laurocampos.org.br/2008/01/lula-nunca-foi-de-esquerda-garante-odebrecht-ele-e-conservador-avaliou-setubal/)

     

    B) Das grosse A. namens Ronaldo posaunte noch weit schlimmeres, als seine Vorzugsstimme für den Rechtsrum-Kandidaten. Und das sollte nicht gefehlt haben in diesem sehr guten Artikel: Er befürwortete Polizeigewalt gegen Protestierende, die nicht vom Abin (dem von Dilma zur Ausforschung und Dingfestmachung eingeladenen Militärgeheimdienst) identifiziert werden wollen, und also mit Tüchern oder Masken vorm Gesicht an Demonstrationen teil nehmen.

    • @Ardaga:

      Keine linke Regierung?

      Immerhin sind seit der ersten Lula-Regierung Millionen von Menschen aus der Armut herausgekommen und in den Mittelstand aufgestiegen. Der Reichtum durch die Wirtschaftsentwicklung ist eben nicht nur in den Kassen der alten Elite gelandet. Dank Lula und Dilma und der PT. Man sieht es auch in Brasilien:

      keine bettelnden Kinder mehr, und eine sehr kleine Arbeitslosigkeit.

      Aber das Wichtigste ist: der Anteil der arbeitenden Bevölkerung am Volkseinkommen ist seit Lula nicht kleiner geworden, sondern größer!

      Das ist etwas, was man sich in Europa nicht mehr vorstellen kann!

      .

      Aber natürlich gibts es auch Linksradikale, denen das alles nichts bedeutet, weil: es wurde ja kein Sozialismus eingeführt, und deshalb ist alles egal und die Regierung nicht links. So reden die Kinder des Mittelstands, die nie selbst von Armut betroffen waren. Übrigens: viele Menschen aus dem alten Mittelstand sind sauer, weil sie keine billigen Hausangestellten mehr finden.

      .

      Nie mehr zurück in die Vergangenheit:

      https://www.youtube.com/watch?v=sFf4hdwMGF8&feature=youtu.be