Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Es ist schrecklich, von so etwas zu lesen, wie unter folgendem Link berichtet wird:
http://www.welt.de/politik/ausland/article131108854/Sie-haben-sogar-die-Kinder-abgeschlachtet.html
Es ist unmöglich, das vorzustellen, was ein Flüchtling denkt und fühlt. Zudem ist es nur dann möglich nachzuvollziehen, wenn man selber mittendrin in so einer oder einer ähnlichen Verfolgungsjagd sich befindet, und um das Leben der Familienangehörigen jede Minute furchten muss.
Die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, müssen geschützt und besser behandelt werden.
Die Kurden haben sich jahrelang am Aufbau des Iraks probiert. 2010 wollte Obama Waffen zu ihnen schicken, das blieb aus, aus Angst, Kurdistan könnte der nächste Staat auf der Erde werden. Dann haben die Kurden jahrelang Maliki ertragen und nach einem gemeinsamen Grund mit ihm gesucht, den es nicht gab. Nicht nur der saudische König Abdallah hält Maliki für einen iranischen Agenten, er ist auch eine schnöde Ich-AG - ein Hans-Dampf in Sachen Korruption und Nepotismus.
Diese nah-östlichen Krankheiten haben die Kurden auch abbekommen. Sie sind nicht die besseren Menschen im Irak, aber sie haben das bessere Zusammenleben und das stärkt ihre Wirtschaft, festigt ihre Entwicklung. Dass die Peschmerga jetzt ihres Unbesiegbarkeitsmythod entledigt worden, ist vielleicht sogar gut, denn sicher war Kurdistan wohl nur in der Phantasie der Politiker dort. Die Realität der Region hat die Kurden eingeholt.
Aber die Kurden sind auch zurück im Irak. Sie hängen tief drinnen in diesem gescheiterten Staat. Durch die ISIS und deren Terror-Gewaltherrschaft erleben die Menschen in Süd-Kurdistan und im Nord-Irak ein beispielloses Gemetzel.
Aufrüstung ist nicht mehr eine Frage der Einschätzung, wie das die deutsche Politik für sich formuliert, sondern eine Frage des Überlebens. Dass die ca. €3,5 Mio. wirklich den Kurden helfen, glaubt niemand auf der Welt. Deutschland schaut weg. Das ist es. Und dann reden Menschen wie Norbert Rötgen über Waffen, Frieden und das Wetter in NRW. Deutschland wurde bislang als Freund der Kurden betrachtet, sollte die deutsche Politik die Not der Menschen dort weiter ignorieren, wird sich das ändern, denn es gibt Staaten, die effektiv helfen. Der Iran und die Türkei drängen darauf, das Kalifat der ISIS zu zerlegen. Leider wäre deren direktes Eingreifen auch das Ende des Iraks in seiner heutigen Form. Bleibt also nur die Hilfe an die Kurden. Immerhin sie machen Boden gut, aber wie lange halten sie durch?
"Um den Vormarsch der IS-Milizen zu stoppen, muss man die Kurden im Nordirak mit Waffen versorgen."
Es gab mal eine Zeit, da "musste" man Al Kaida von westlicher Seite aus mit Waffen versorgen.
Die Demo am Einheitstag in Berlin hat erneut gezeigt: Diejenigen, die dort nach Frieden riefen, meinen etwas ganz anderes – die Kapitulation der Ukraine.
Kommentar Bewaffnung der Peschmerga: Waffen sind noch kein Konzept
Um den Vormarsch der IS-Milizen zu stoppen, muss man die Kurden im Nordirak mit Waffen versorgen. Besiegt sind die Dschihadisten damit noch lange nicht.
Kurdische Peschmerga-Kämpfer im Nordirak. Bild: dpa
Die radikalen Milizen vom „Islamischen Staat“ (IS) haben große Teile des Irak überrollt, sie terrorisieren und vertreiben Christen, Schiiten und Jesiden. Will man ihren Vormarsch stoppen, muss man die Kurden im Nordirak jetzt mit Waffen und Munition versorgen. Die USA sind dazu sogar geradezu verpflichtet. Weil sie spätestens mit ihrem Einmarsch 2003 die alte staatliche Ordnung zerstörten, haben sie schließlich dafür gesorgt, dass der Irak zum Schlachtfeld der Extremisten wurde.
Bislang wollten die USA die Kurden im Nordirak nicht aufrüsten, um deren Streben nach einem unabhängigen Staat nicht zu befördern und damit die staatliche Einheit des Irak zu gefährden. Doch das spielt jetzt in der Not keine Rolle mehr. Welche unbeabsichtigten Nebenwirkungen dieser Kurswechsel haben könnte, ist aber noch unklar – ebenso, wer genau von der US-Militärhilfe profitieren wird. Denn die Kurden sind in zwei verschiedene Fraktionen gespalten, deren Anführer die Autonomieregion im Nordirak wie Feudalherren unter sich aufgeteilt haben und sich noch in den 90er Jahren blutige Bruderkämpfe lieferten.
Hinzu kommt die PKK, die von Nordirak aus den türkischen Staat bekämpft, aber nun gegen den IS-Vormarsch zu Hilfe eilt, und die mit ihr verbündete PYD, die die kurdischen Regionen im Norden Syriens kontrolliert. Der Kampf gegen die IS-Milizen schweißt sie alle zusammen. Wenn die Karten in der Region neu gemischt werden, könnten sich die innerkurdischen Konflikte auch wieder verstärken.
Der Zerfall des Irak scheint kaum noch aufzuhalten. Schon jetzt haben die Kurden den Vormarsch der IS-Milizen genutzt, um die Stadt Kirkuk unter ihre Kontrolle zu bringen. Der alte Traum vom eigenen Staat ist zum Greifen nah. Sie werden sich kaum die Chance entgehen lassen, bald ihre Unabhängigkeit auszurufen.
Doch auch wenn es jetzt gelingt, die IS-Milizen zurückzuschlagen – besiegt sind die Dschihadisten damit noch lange nicht. Die kontrollieren inzwischen mehrere Ölfelder und die Millionenstadt Mossul. Wie man die IS-Milizen aus diesen sunnitisch geprägten Regionen, in denen sie sich festgesetzt haben, wieder zurückdrängt, dafür hat bislang niemand ein Rezept. Das aber braucht es, wenn die vertriebenen Minderheiten wieder in ihre Häuser zurückkehren sollen und sich zwischen Syrien und dem Irak nicht auf Dauer ein radikaler „Kalifatstaat“ etablieren soll.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
Themen