Kolumne Kreaturen: Fuchsi und sein Evil Twin
Weil das Maskottchen der Füchse Berlin einen Zwilling bei der NPD hat, musste ein Redesign her. Der neue Fuchs sieht deutlich erwachsener aus.
B erlin hat einen Handballverein, der sich „Füchse Berlin“ nennt. Das passt gut, denn in Berlin leben viele Füchse – laut Berlins langjährigem Wildtierreferenten Derk Ehlert sind es über 1.600 – und Fuchssichtungen sind hier so alltäglich geworden, dass man Neu-Berliner und Touristen daran identifizieren kann, dass sie von ihnen als einzige noch wie von einer Sensation erzählen. Die Füchse Berlin jedenfalls tragen ihre Heimspiele im „Fuchsbau“ aus, die Juniorenteams nennen sich „Jungfüchse“, die Frauenmannschaft sind die „Spreefüxxe“ und das Maskottchen, ein Fuchs, heißt natürlich //www.facebook.com/fuechseberlin.fuchsi:„Fuchsi“. So weit, so harmonisch.¹
Doch als am Samstag Meister THW Kiel zu den Füchsen in den Fuchsbau kam, sah Fuchsi nicht mehr aus, wie man Fuchsi kennt. Das Fell war buschiger, die Augen waren stechender, die Schnauze war spitzer und die Ohren aufgestellter. Irgendwie erwachsener war der neue Fuchsi, was ja auch zu den neuen flecktarngrünen Trikots der Füchse passt, er wirkte nicht länger wie so eine doof-pausbäckige Rolf-Kauka-Figur, sondern wie ein androgyner Manga-Boy.
Ein Redesign also, aber eines mit politischem Hintergrund: Für die NPD treibt seit einiger Zeit „Der schlaue Fuchs“ als Wahlkämpfer sein Unwesen, der wie ein orangestichiger Evil Twin des alten Fuchsi aussieht. Wobei hier nicht kopiert wurde, denn Fuchsis Kostüm stammt von einem Internetversandhändler. 2006, als Fuchsi geschaffen wurde, waren die Füchse Berlin nur ein ambitionierter Zweitligist, da musste es einfach und billig gehen.
Inzwischen gehört der Verein zur erweiterten europäischen Handballspitze und da kann man sich zwar eine Kostümsonderanfertigung leisten, aber keine politischen Schmuddeleien. Weswegen Füchse-Manager Bob Hanning, ein Mann von der Sorte, für die Journalisten das Wort de:official&client=firefox-a&channel=fflb&gfe_rd=cr&ei=H587VJWGEIeD-wbxlIGoCw:„umtriebig“ erfunden haben, sagt: „Wir wollten ein Zeichen gegen Rechts setzen. Wir sind zwar politisch unabhängig, haben aber bei solchen Themen eine Null-Toleranz-Grenze“; und den neuen Fuchsi bei einer freien Kostümbildnerin, Gewandmeisterin, und Korsettdesignerin in Auftrag gegeben hat.
Natürlich hatte Bob Hanning auch an die Kinder gedacht und so soll den Jung-Füchsefans (nicht zu verwechseln mit den Jungfüchse-Fans oder den Jung-Jungfüchse-Fans) laut der in Sachen Berliner Lokalquark 4444/http://:stets gut informierten B.Z. vor dem Spiel gesagt worden sein, dass Fuchsi beim Friseur war. Und im Urlaub, wo er wenig Farbe bekommen habe.
Bloß sportlich ging Fuchsis erster Tag ziemlich koppheister. Der THW Kiel gewann mit 38:27. Aber Kiel gewinnt sowieso eigentlich immer, gegen Berlin und gegen alle anderen auch. Da kann auch Fuchsi nix dran ändern.
¹ Wenn man mal davon absieht, dass die „Spreefüxxe“ eigentlich „Spreefähen“ heißen müssten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!