Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises: Was tun gegen Kartelle?
Mal nicht ein Amerikaner: Der Franzose Jean Tirole bekommt den Preis für seine Modelle zur Regulierung von oligopolen Märkten.
BERLIN taz | Der Wirtschaftsnobelpreis geht in diesem Jahr an einen Franzosen: an den 61-jährigen Jean Tirole, der in Toulouse lehrt. Es ist das erste Mal seit 15 Jahren, dass der Wirtschaftspreis nicht an einen US-Amerikaner fällt.
Tirole hat sich lebenslang mit dem Thema beschäftigt, wie man Oligopole am besten staatlich reguliert – wenn also wenige Großkonzerne einen Markt beherrschen und überhöhte Preise durchsetzen können. Konzentrationsprozesse sind in fast allen Branchen zu beobachten, vom Bankgewerbe bis zu den Autobauern.
Oft wurde das Problem sogar noch verschärft, indem der Staat öffentliche Monopole wie etwa die Telekommunikation oder die Energieversorgung privatisierte. Meist entstanden danach neue mächtige Oligopole.
Schon Adam Smith wusste, dass es den freien Markt nicht gibt und der Kapitalismus dazu neigt, dass sich Monopole oder Preiskartelle bilden. Aber wie lässt sich dieser Trend staatlich bekämpfen? Es reicht jedenfalls nicht aus, einfach nur eine Kartellbehörde zu gründen, wie Tirole in zahlreichen Aufsätzen und Büchern zeigt.
Ein Informationsproblem
Der Staat hat mit diversen Problemen zu kämpfen – vorneweg mit der sogenannten asymmetrischen Information. Die Kontrolleure wissen schlicht weniger als das betroffene Unternehmen. So gibt es für die Kartellbehörde keine Möglichkeit, seriös herauszufinden, wie hoch die wahren Kosten einer Firma sind – welcher Preis also am Ende angemessen wäre.
Um dieses Informationsproblem zu umgehen, hat Tirole die Spiel- und die Vertragstheorie kombiniert. Heraus kommen mehrere Wahlmöglichkeiten, die der Staat den Firmen offeriert. Diese sind so gestaltet, dass sich die Unternehmen aus purem Eigeninteresse für jene Variante entscheiden, die auch für die Allgemeinheit am besten ist.
Tirole hat Ingenieurswissenschaften an der École Polytechnique und der École Nationale des Ponts et Chaussées in Paris studiert. Anschließend absolvierte er ein Mathematikstudium an der Université Paris-Dauphine. 1981 promovierte er in Wirtschaftswissenschaften am MIT in Cambridge, USA.
Der Wirtschaftsnobelpreis wird seit 1969 von der schwedischen Notenbank verliehen und gehört nicht zu den klassischen Nobelpreisen, die bereits seit 1901 vergeben werden. Die Preissumme ist jedoch identisch – und beträgt in diesem Jahr acht Millionen schwedische Kronen, was umgerechnet etwa 875.000 Euro entspricht.
Es kommt selten vor, dass ein Ökonom die gesamte Preissumme erhält. 2013 mussten sich Robert Shiller, Eugene Fama und Lars Peter Hansen das Geld teilen.
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