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Biolobbyist über Ökohennen„Das Biorecht ändern“ 

Ohne Dach geht’s nicht, sagt Peter Röhrig vom Bioverband. Wenn Elterntiere von Ökolegehennen unter freiem Himmel herumlaufen, sei das Infektionsrisiko zu hoch.

Draußen ist es schöner Bild: dpa
Jost Maurin
Interview von Jost Maurin

taz: Herr Röhrig, die EU-Ökoverordnung fordert für Geflügel allgemein einen Auslauf im Freien. Muss das für die Elterntiere von Legehennen geändert werden?

Peter Röhrig: Ja. Wir fordern, dass bei der Elterntierhaltung von Geflügel ein geschützter Auslauf statt eines Grünauslaufs ausreicht. Bis jetzt regelt die EU-Öko-Verordnung nur die Haltung von Mast und Legegeflügel. In Deutschland haben wir in den vergangenen Jahren die Haltung von Elterntieren für Ökomastgeflügel aufgebaut.

Der Aufbau der Öko-Elterntierhaltung für Legehennen steht am Anfang. So oder so ist Deutschland Vorreiter in der EU. Auf Grundlage der gesammelten Erfahrungen sollte das Ökorecht entsprechend ergänzt werden, um einen sicheren Rechtsrahmen zu schaffen.

Warum?

Ein Grünauslauf ist eigentlich wünschenswert. Aber aufgrund der hohen Keimbelastung, die wir in Deutschland mit seinen großen Geflügelbeständen haben, wäre der Aufbau einer zuverlässigen Versorgung mit Ökoküken nicht möglich, wenn ein Grünauslauf Pflicht wäre. Wir setzen uns daher für einen geschützten Auslauf ein, das heißt einen überdachten und umzäunten Unterstand als Ersatz. So haben die Tiere Schutz aber trotzdem Außenklima und Platz zur Bewegung.

Aber der Platz ist kleiner als in einem klassischen Auslauf; der Boden besteht nicht aus Erde.

Im Interview: Peter Röhrig

43, Agraringenieur und Geschäftsführer des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Als Dachverband vertritt der BÖLW alle großen Ökobauernverbände wie Bioland, Naturland und Demeter, außerdem Biohändler wie die Supermarktkette Alnatura.

Die Tiere stehen im geschützten Auslauf auf einer Einstreu aus beispielsweise Sand und Sägespänen, in der sie picken und scharren. Das fehlende Grünfutter wird ersetzt durch Heu und Stroh. Hintergrund unserer Forderung ist, dass es strenge EU-Vorgaben im Bereich der Hygiene gibt, um die Verbreitung von Salmonellen in Lebensmitteln zu begrenzen.

Ganze Elterntierherden müssten gekeult werden, sobald Salmonellen gefunden werden. Junghennenaufzucht und Legehennenhalter würden dann plötzlich ohne Ökotiere dastehen.

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3 Kommentare

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  • Wann kommt die Branche endlich dahinter, dass auch Bio-Hühner lieber mit geregelten 14 Stunden Licht am Tag ohne Witterungseinflüsse und mit unbelastetem Bio-Futter (die wenigsten Freilaufflächen hinter den Ställen werden in diesem Land noch dioxin'frei' sein) im Stall (besser noch in der 'Voliere') gehalten werden? Jedenfalls ist so die höhere Leistung zu erwirtschaften.

    Der Kreislaufgedanke, die bessere Resistenz alter Rassen, alles hohle Worte von gestern!

    • @bremerbauer:

      Das entscheidende an alten Rassen ist der Geschmack und der Tierschutzaspekt. Wer weiß , wie ein nicht Turbo-Huhn schmeckt läßt das Turbofleisch liegen.

      2. Kreislaufgedanke: Ist der schwermetallhaltige Mineraldünger besser als Hühnermist?

      3. Dioxin im Auslauf, nur bei konventionellen, die zuviel 2,4 D eingesetzt haben.

  • Wieviel Bio darf's denn sein?

    Wer seine Tiere im Auslauf so hält, dass es zu massiven Salmonelleninfektionen kommt, verstößt gegen den Grundsatz der biologischen Landwirtschaft. Zudem vermehren sich pathogene Erreger besser auf einem künstlichen Bodenmillieu, als auf gewachsenen Boden. Die ständige Konventionalisierung der Biolandwirtschaft ist der Grund dafür, warum ich meine Lebensmittel selbst produziere. 50 Hühner im Jahr, keine Masthybriden und mit einem großen Auslauf, wo Hühner das finden, was sie beim Scharren eigentlich suchen- Leckere Insekten für ein gesundes Hühnerleben und leckeres Fleisch.