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Kolumne Der Rote FadenDie Grenzen des guten Geschmacks

Ines Kappert
Kolumne
von Ines Kappert

Berlins Innensenator Frank Henkel lässt alles Menschliche vermissen, was die Situation der Flüchtlinge betrifft. Und Mauerkreuze reisen nach Bulgarien.

Weg sind sie. Die Mauer steht halt woanders inzwischen. Bild: dpa

M it dem Entfernen der sieben weißen Gedenkkreuze ist ein neuer Höhepunkt politischer Geschmacklosigkeit erreicht. Wer im Nachhinein die Opfer der SED-Diktatur verhöhnt, sollte sich in Grund und Boden schämen. Es waren 14 weiße Holzkreuze, aber lasst uns nicht kleinlich sein. Auch dass ihr Fehlen am Reichstag erst einen Tag später bemerkt wurde, soll uns nicht kümmern. Schließlich geht es um gewichtige Dinge wie Scham, die Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) den Aktionskünstlern vom „Zentrum für politische Schönheit“ anempfiehlt.

Das Ziel der Entwendung war, erklärt der Initiator Philipp Ruch, dieses: Man solle den 25. Jahrestag des Mauerfalls nutzen, um auch der Maueropfer der Gegenwart zu gedenken. Deshalb hätten die Kreuze selbst die Flucht angetreten, und zwar an die EU-Außengrenze.

Dorthin, wo 7,5 Meter hohe Grenzanlagen stehen beziehungsweise errichtet werden und Grenzschützer ganz legal Jagd auf Menschen machen, die trotz alldem den Grenzstreifen überwinden wollen. Geschätzte 30.000 Menschen sind hier bereits umgekommen.

Der Berliner Innensenator, der darin nicht das zentrale Problem sehen kann, wohl aber die Kunstaktion für Schändung der SED-Opfer hält, ist derselbe Innensenator, der auf die Proteste von Geflüchteten in Berlin gegen ihre katastrophale Behandlung in Deutschland und der EU mit schamloser Hinterhältigkeit reagierte.

Man gab sich pro forma verhandlungsbereit und sagte den Flüchtlingen zu, man werde von Fall zu Fall prüfen; woraufhin die Betroffenen wieder Hoffnung schöpften – und schob sie allesamt ab. Das ist der Aktionismus, für den Frank Henkel, selbst Kind von Vertriebenen, verantwortlich ist. Er weiß sich in guter Gesellschaft.

Zahlungskräftige Mitteleuropäer

Denn Berlins Politik insgesamt will Touristen und freut sich über die zahlungskräftigen Mitteleuropäer, die wie wild Immobilien kaufen und die Mieten in die Höhe sausen lassen. Für Menschen in Not bleibt da nicht viel. Wohnungen schon mal gar nicht. Und man sollte auch realistisch bleiben: Wirklich in Nöten ist die Verwaltung.

Die nämlich ist in Berlin, wie auch in anderen deutschen Städten, völlig überrascht, geradezu überrumpelt, dass es mehr Syrer und Iraker nach Deutschland schaffen als von ihnen vorgesehen – trotz der neuen „Eindämmungsanlagen“ an den EU-Außengrenzen. Zu ihrem Glück hat man nun immerhin das Notrettungsprogramm „Mare Nostrum“ abgewickelt und durch ein Abwehrprogramm ersetzt. Es werden jetzt also kaum mehr Menschen aus dem Mittelmeer gefischt.

Denn die europäischen wie auch deutschen Behörden kollabieren. Von den Vertriebenen sterben einfach zu wenig Menschen, 30.000 reichen nicht, es bleiben zu viele Antragssteller übrig. Auch Henkels Verwaltung braucht mehr Tote, will sie planmäßig arbeiten. Weshalb Aktionen, die das Elend in den Blick ziehen, unerwünscht sind. Gegen die Künstlergruppe ermittelt nun der Staatsschutz. Wer deutsche Mauertote mit malischen, syrischen, eritreischen Grenztoten, gar mit noch lebenden, aber eben todgeweihten Menschen in Verbindung bringt und dafür hochoffiziöse Feierlichkeiten stört, ist potenziell ein Terrorist.

Ausflug mit Bolzenschneider

Den Aktivismus des Zentrums für politische Schönheit konnten diese polizeilichen Umtriebe bislang nicht hemmen. Es plant unverdrossen, mit zwei Reisebussen an die bulgarische Außengrenze zu fahren, um just am 9. November zum ersten europäischen Mauerfall beizutragen.

Das Fundraising für den Ausflug mit Bolzenschneider ging problemlos und auch die spontane Umfrage des Rundfunks Berlin-Brandenburg ergab, dass 80 Prozent ihres Publikums die Aktion gut finden.

Wiedermal zeigen sich die regierenden Volksvertreter nicht nur träge, sondern vor allem fremdenfeindlicher als der Souverän.

So bleibt als gute Nachricht der Woche: Finanzminister Schäuble ist aufgewacht. Er, der die Schuldenbremse in die Verfassung schreiben ließ und mit dem staatlichen Investitionsverbot grob die Wirtschaft abwürgt, will wieder Geld fließen lassen. Zehn Milliarden will der Bund zwischen 2016 und 2018 investieren. Nein, nicht in alternative Energien, Bildung oder so etwas, auf keinen Fall in Menschen – das Geld kommt alten und neuen Brücken und Straßen zugute. Damit der Autofahrer hubbellos vorankommt und auch die bald Maut zahlenden Ausländer auf hiesigen Straßen nicht den Eindruck bekommen, es handele sich um ein schäbiges Land.

Und die Flüchtlinge schlafen vielleicht ja auch besser auf geflicktem Teer und unter Brücken, durch die es nicht mehr tropft. Die EU hat bislang 1 Prozent der Flüchtenden aus Syrien aufgenommen.

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Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
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52 Kommentare

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  • Der Kommentar behauptet, die Flüchlinge wären "allesamt" abgeschoben worden. Das stimmt definitiv nicht, selbst hier war oft genug zu lesen, dass 2 Flüchtlinge erfolgreich waren, dass die anderen zum Teil in Berlin untergetaucht sind oder bei einer Kirche untergekommen sind. Davon, dass auch nur ein einziger abgeschoben würde, habe ich dagegen noch kein Wort gelesen. Das schlimmste, was passiert ist, dass Flüchtlinge ihr Verfahen in den Bundesländern weiterführen müssen, wo es begonnen hat.

    Sollten meine Informationen falsch sein, mag man mich korrigieren. Aber sonst fällt dieser Satz auf die Kommentatorin zurück, wie einiges andere an Gesichtpunkten, die heute ein Kollege in einem anderen Komentar zur Frage "Einwanderung-Ausreise" deutlich klarer gesehen hat.

  • Ich hoffe, Sie führen keine Rechtsberatung durch.

     

    Unterlassene Hilfeleistung ist nur dann strafbar, wenn die Hilfe erforderlich und zumutbar gewesen wäre. Und deshalb muss ich ebenso wenig Verletzte und Verfolgte in meiner Wohnung beherbergen, wie Deutschland halb Afrika aufnehmen.

    • @M.G.:

      Wenn Sie das so formulieren, könnte man darin sogar einen Vorsatz zur unterlassenen Hilfeleistung drin sehen.

      Bei Flüchtlingen liegt wohl eine "gemeine Gefahr" für diese vor, und daher wäre eine Aufnahme erforderlich.

      Die Zumutbarkeit ist allerdings wohl wirklich vom Geisteszustand des zur Hilfe verpflichteten abhängig. Das kann man also zumindest entschärfend anwenden bei der BRD.

      • @Age Krüger:

        Könnte man da also einen Vorsatz drin sehen? So, so. Unterlassene Hilfeleistung ist ein Vorsatzdelikt, d. h. es kann überhaupt nur vorsätzlich begangen werden.

         

        Und Flüchtlingen befinden sich "wohl" nicht in gemeiner Gefahr, wenn sie über ein sicheres Drittland einreisen, was jedenfalls bei Ihren Maueropfern der Fall ist.

         

        Was die Zumutbarkeit angeht, auch hier haben Sie nicht verstanden worum es geht, und scheitern dementsprechend daran einen pointierten Schlusssatz zu formulieren.

         

        Mag sein, dass wir in Europa bessere Menschen wären, wenn wir mehr dafür tun würden, die Not in der Welt zu lindern. Aber uns kann nicht zugemutet werden, unsere Grenzen für jeden in der Welt zu öffnen, der sich hier ein besseres Leben verspricht.

        • @M.G.:

          Wir haben doch schon für 18 Mio., die nicht arbeiten wollten, die Grenze aufgehoben.

           

          Darum geht es doch an diesem Tag u,a,

    • @M.G.:

      Sehen Sie, es ist eine Frage des Könnens, nicht des Müssens.

       

      Wenn Türkei, Libanon und Jordanien binnen einiger Monate Millionen Flüchtlinge aufnehmen können, scheitert es in Deutschland nur am schlechten Willen bzw. latentem Rassismus und Herrenklassendenken.

       

      Welches Recht auf Leben, Sicherheit und Wohlstand haben Sie, das nicht auch ein Flüchtling hätte?

      • @Dudel Karl:

        Ne, man muss nur, wenn man kann und wenn es Not tut.

         

        Warum beides nicht der Fall ist, s. o.

         

        Ich verstehe Ihr offensichtlich sachlich unbegründetes Bedürfnis nicht, das Verhalten Europas als strafbar einzustufen. Wenn Sie sich schuldig fühlen möchten, weil Ihr Opa besoffen vom Wachturm gefallen ist, bitte sehr, es gibt ja auch noch andere Leute, die an die Erbsünde glauben. Aber versuchen Sie Ihr persönliches Bekenntnis für sich zu behalten.

    • @M.G.:

      halb Afrika?

      Sie haben doch nur schiß vor Ebola!

  • Irgendwie habe ich gerade ein Déjà-vu.

     

    Die ganze Debatte über Geschmacklosigkeit erinnert mich an meine frühe Jugend, als die Fluxus-Bewegung und auch die Kunst von Beuys oder Warhall in der BRD (West) debattiert wurden. Der Begriff der Geschmacklosigkeit fiel damals auch oft.

     

    Zum einen frage ich mich, ob wir nicht gerade durch diesen 09.11.89 nicht auch in der Fähigkeit, einen Kunstbegriff zu verstehen, um so ca. 30 bis 40 Jahre zurückgeworfen wurden und ob dies nicht auch noch ein Thema für den 09.11. sein sollte.

     

    Zum anderen frage ich mich dann auch, ob sich vor 40 Jahren überhaupt jemand darüber erregt hätte. Gut, es gab auch damals Löwenthal. Strauß und ein paar Berufs-DDR-Kritiker, deren Lebensinhalt die Grenze zwischen der BRD und der DDR war, aber ansonsten waren die Toten an der Grenze eine widerliche, aber erträgliche Sache, wenn man es eben verglich mit dem Morden einige Jahrzehnte davor. Die Entwendung von Gedenksteinen aus KZs hätte ein Tabu bedeutet und auch niemand gemacht. Da verbietet sich schon wegen der Dimension jedweder Vergleich wie auch ein Unterschied ist, ob ca. 800 Menschen bei einem Grenzübertritt erschossen werden oder Millionen wegen ihrer Ethnie ermordet werden.

     

    So berechtigt der politische Aspekt dieser Aktion auch sein mag, sollte man eben den künstlerischen nicht ganz vergessen. Es ist eben auch bedenklich, wenn wir den Kunstbegriff nur noch mit Geschmack assoziieren.

    • @Age Krüger:

      Es war Beuys, der mit dem Ausstellen eines ordinären Teebeutels in einer Vitrine, die Dimension des Verschiebens des Sphärenerlebens, und das Erweitern des Bewusstseins eminent und klar vor Augen führte.

      Und all diejenigen, bei denen das schon damals nicht zündete, die scheinen nun heute, das mit der sozialen Plastik (hier die Sphäre der Kreuze) nicht kongenial und tiefenangerührt umsetzen zu wollen.

      Fluxus? Geschmack?- Seinerzeit konnte man sogar das Auswaiden eines geschlachteten Schweines in der Kunstsphäre unterbringen. Und das war gut so!

      Nine eleven als Fluxus -Kunst?

      Man könnte über die beiden Türme, nachgebildete, tote arabische Menschenkörper(aus Filz und Fett) als Bomben abwerfen, welche diese bewohnten Türme zum Einsturz bringen würden- so oder so ähnlich.

      Aber heutzutage darf Kunst ja nicht mehr richtig weh tun.

      • @H-G.-S:

        Bei dem letzten Absatz fällt mir ein, dass, als danach Srockhausen die Attentate vom 09.11. als "Kunsrwerk" bezeichnete, selbst ich dachte, dass er doch völlig durchgeknallt sein muss.

        • @Age Krüger:

          Solange man nicht aus billiger, persönlicher Ruhmessucht und Sensationslust, das reale Leid Anderer als billiges Spektakel anlegt.- Solange man authentisch auf der künstlerischen Suche eines nachempfindenden Ausdrucks eines Ereignisses oder Erlebnisses bleibt, solange dürfte „durchgeknallt sein“ als Agens der schöpferischer Gestaltungskraft sehr willkommen sein.

           

          „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ (Lässt sich auch für unsere gesellschaftlich linken Zwecke durchaus gut verträglich anwenden)

    • @Age Krüger:

      ichsachmaso

      die toten hatten es schon immer gut. die hatten es hinter sich und manche bekamen/bekommen auch noch ein denkmal gesetzt.

      die überlebenden hingegen mochte man noch nie - und heute auch nicht. die möchte man loswerden.

      also verstecken manche sie unter kleinen oder auch größeren leichenbergen, deren sie dann ehrfurchtsvoll gede-henken.

    • @Age Krüger:

      Andersrum wird ein Schuh 'draus: Hier wird Agitprop zur Kunst erklärt, um sich keiner politischen Diskussion stellen zu müssen, gewissermaßen unangreifbar, aus der Deckung heraus, Druck auszuüben. Stimme allerdings insoweit zu, dass das gouvernantenhafte Erschrecken über Geschmacklosigkeit ein bißchen lächerlich und abgestanden wirkt - und natürlich auch ein Stück weit eine politische Instrumentalisierung ist.

      Langer Rede kurzer Sinn: Ein politischer Streit, mit echten und ehrlichen Argumenten und ohne Verteufelungen wäre angezeigter.

      • @unique_identifier:

        Diejenigen, die die Diskussion herausfordern, sind als jene, die sich ihr nicht stellen wollen?

         

        Das ist ja wieder mal ne abenteuerliche Konstruktion, die freilich wie gewohnt jeglicher Logik entbehrt.

        • @Dudel Karl:

          Druck ausüben, moralisch erpressen, Agendasetting betreiben.

          Was sie nicht wollen ist, mit rationalen Argumenten für und wider zu streiten.

          • @unique_identifier:

            "rationale Argumente" -?-

             

            In der Kunstrezeption ??!

             

            Hallohallo aufwachen!!

            • @H-G.-S:

              Weil man im rationalen Diskurs, in der realpolitischen Diskussion schlechte Karten hat, versucht man es über die Kunst (oder Kunstsimulation).

              Schrieb ich doch oben.

               

              Ansonsten teile ich ja Ihren Kunstbegriff. Ihren Vorschlag allerdings, das World Trade Center mit toten arabischen Menschenkörpern aus Filz zu bewerfen, sollten Sie sich auch mal komplementär vorstellen: Tote Juden(Attrapen) auf Moscheen, o.ä.? Fände das auch Ihre Billigung? Andererseits, als Kunst wurde auch schon Scheisse in Dosen abgefüllt.

              • @unique_identifier:

                Ja, könnte ich mir komplementär vorstellen. Auch dass sowas, wenn es mich unvorbereitet als Kunstausdruck träfe, mich rührte- (@Age hatte gestern von Nine-Eleven und Kunst gesprochen.)

                Das mit der „Scheisse“ stimmt. Jeder hat eine persönliche Grenze der Belastung seiner Sinnesreize.-

                Ich persönlich wurde bei einer blutigen, ärztlichen Notsituation für einen Fremden, unvermittelt mit so einer Entladung des Opfers konfrontiert und konnte ab da nicht mehr weiter machen. Waren glücklicherweise auch härter Gesottenere zugegen- sonst hätte ich mich wahrscheinlich irgendwie zusammen gerissen.

                 

                Nochmal zur näheren Sache: Jedes Kunstprojekt darf selbstverständlich auch von jeweilig jedem, abgelehnt werden!- Die diesbezügliche Redeschlacht zwischen Bense, Beuys, Bill und Gehlen (vor allem Gehlen vs. Beuys) dürfte bis heute einmalig und grundlegend verständnisweisend geblieben sein.

                • @H-G.-S:

                  Halt, da ist ein Mißverständnis.

                   

                  Ich schrieb:

                  "Zum einen frage ich mich, ob wir nicht gerade durch diesen 09.11.89 nicht auch in der Fähigkeit, einen Kunstbegriff zu verstehen, um so ca. 30 bis 40 Jahre zurückgeworfen wurden und ob dies nicht auch noch ein Thema für den 09.11. sein sollte." Also nicht 11.09, sondern eben dieser 09.11.89, den die da gestern feierten. Und das war eben auf die BRD bezogen, weil wir durch die Wiedervereinigung immerhin viele Menschen ins Land bekamen, die eben die Zeit des Fluxus, von Beuys etc. nicht erlebt hatten und die Debatte dazu.

                   

                  Aber im Zusammenhang mit dem 11.09.2001 habe ich auch schon verschiedene Kunstprojekte gesehen. die sich des Themas annahmen. Mir ist da allerdings nichts so prägendes in Erinnerung geblieben wie die damaligen Debatten oder auch die hoffentlich wiederbelebte Debatte durch die jetzige Aktion.

                  • @Age Krüger:

                    Okay, insofern sorry!-

                    Wir scheinen uns aber im Grundsatz einig zu sein darüber, dass Kunst ruhig viel öfter mal

                    "Die Axt sein muss, für das gefrorene Meer in uns."

          • @unique_identifier:

            Ich ziehe lediglich die logischen Schlüsse aus Ihren Kommentaren. Würden Sie selbst besser reflektieren, bevor Sie Ihre Gedanken niederschreiben, bliebe Ihnen das meist erspart.

            • @Dudel Karl:

              Wenn Sie nicht immer einen Vorwand suchen würden, um das letzte Wort zu haben, bliebe Ihnen so manche Tipperei erspart.

      • @unique_identifier:

        Dass sehe ich ähnlich. Nicht künstlerischer Geschmack steht hiervor Debatte sondern politischer Geschmack.

        • @Arcy Shtoink:

          @Auch an alle anderen oben debattierenden hierzu:

           

          Das Problem ist, dass wir hier lange keine künstlerischen Aktionen mehr hatten, die eben Performance-Art als l'art engagé war.

           

          Die heutigen Perfomance-Künstler sind nicht gerade in Deutschland besonders bekannt. Wir haben uns bei den Debatten um Pussy Riot z.B. viel zu stark von den politischen Aussagen, die wir dahinter vermuteten lenken lassen. (Und ich halte Pussy Riot auch nicht für gute Perfomance-Künstler. Wenn ich eine Aktion mache, bei der ich mir selber schade, dann muss in diesem Falle auch die Verhaftung und Verurteilung zur Performance gehören. Das scheinen die damals nicht bedacht zu haben.) Gerade in der russischen Forderation wächst auch gerade eine sehr interessante Performance-Art-Szene heran.

          Es ist ausgesprochen bedenklich, wenn wir uns immer wieder ausschließlich auf die politischen Aussagen dabei konzentrieren statt auch mal die künstlerischen Aspekte dabei zu berücksichtigen.

           

          Radikale Performance-Art mit einer so klaren politischen Aussage wie hier ist in der BRD offenbar noch ein Novum.

  • Ich halte diese Aktion ebenfalls für geschmacklos. Die Deutschen scheinen nicht ohne Opfer-Vergleiche auszukommen! Man darf nur hoffen, dass demnächst nicht auch noch Gedenktafeln aus Konzentrationslagern entfernt werden! Das wäre noch eine Steigerung der Geschmacklosigkeit!

     

    Nichstdestsotroz: Eine gelungene Aktion, die zeigt, dass wir uns um die heute Lebenden kümmern müssen.

    • @Arcy Shtoink:

      es scheint da einen unterschied zwischen unbeweglichen und beweglichen gedenk-kreuzen-bildern-schildern-installationen zu geben.

       

      nehmen wir den umgang mit dem zug der erinnerung http://www.zug-der-erinnerung.eu/

      dann ... sind die grenzen des guten geschmacks wie gewissens.... zumindest fragwürdig.

      • @christine rölke-sommer:

        wüsste nicht dass für den Zug der Erinnerung irgendwo Gedenktafeln abmontiert wurden!

      • @christine rölke-sommer:

        mir ist nicht bekannt wo für den Zug der Erinnerung irgendwo nächtens Gedenktaffeln abgerissen wurden. Was wollen Sie also damit sagen?

    • @Arcy Shtoink:

      @Arcy Shtoink:

      "die zeigt, dass wir uns um die heute Lebenden kümmern müssen..."

       

      Das kann so oder so verstanden werden, solange Gott und Teufel dealen:

       

      "Solang er auf der Erde lebt,

      solange sei`s Dir nicht verboten,

      Es irrt der Mensch, solang er strebt."

       

      "Da dank ich Euch, denn mit den Toten

      hab ich mich niemals gern befangen,

      ich lieb mir mehr die vollen, frischen Wangen.

      Für einen Leichnam bin ich nicht zu Haus,

      mir geht es wie der Katze mit der Maus."

      (aus Faust)

  • Geschätzte 30.000 Menschen sind hier bereits umgekommen."

    Über diese Schätzungen kann man streiten, es wird damit Politik gemacht.

    Na und.Was sind schon 30 Tausend,mehr oder weniger in den paar Monaten,gegenüber den Unmengen an Toten an der Berliner Mauer,die ihrem Verstand nach beim Abendspaziergang in den Stacheldraht geraten sind.Diesen Zynismus ihres Artikels kann man nur so zynisch beantworten

  • So verhält sich "das gemeine Volk"mit einem Flüchtlingsproblem und derem Verhalten heute auch die Politik.

    1943 in Ost/Mitteldeutschland:Da kommen die Bombenweiber aus Westdeutschland.Das war die Evakuierung.

    Ab 1945:Da kommen die Flüchtlingsweiber aus Ost/Mitteldeutschland.

    Dann gings in gleicher Weise weiter mi den "Vertriebenen"

    Dann 1956 die Flüchtlinge aus Ungarn.Die waren da schon eher willkommen weil aus dem Ostblock.

    Auch wurde keine Ostblocknation vom "Westen"beeinträchtigt.

    Schon lange und bis heute:Der Westen und besonders die EU raubt den Afrikanern die Lebensgrundlage durch geschickte Manipolierung der Regierungen mit Anerkennung der Diktatoren,Leerfischung der Fischgründe vor Afrika usw.Diese Menschen fliehen in die Länder von denen sie ausgebeutet werden und dann bei ihrer Flucht noch getötet werden.Und dann kommt das Verhalten des "gemeinen Volkes"wieder zum tragen.

    Als 1937 Geborener kann ich nur von Abscheu sprechen gegenüber dieser "Allgemeinheit"Aber gottseidank gibt es noch sehr viele Menschen in unserem Land wo ich den Hut vor ziehe.Wie sich die EU verhält?Widerlich,bis auf leider nur ,die wenigsten Staaten

  • Die EU hat bislang 1 Prozent der Flüchtenden aus Syrien aufgenommen! Dabei hat die armselige Europäische Union Assad beim Abknallen der friedlichen Demonstranten zugesehen (denn mit Putin wollte sie sich nicht anlegen).

     

    Das Mittelmeer ist zur Grabkammer der Jugend Afrikas und des Nahen Ostens geworden.

    Im größeren Kontext wirken die Gedenkfeiern fade und naiv.

    Lichterketten können nur noch als Brandsätze gegen das selbstgefällige, nationalistische Europa (von Cameron über PP-Spanien bis zur goldenen Morgenröte) Wirkung entfalten.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Die ganze Aufregung geht wohl um die Kreuze an sich. Demnächst verschwinden noch die Kreuze aus den Gerichtssälen. Dann würde diesem scheindemokratischen Fascho-Regime ja völlig die Legitimation fehlen.

  • Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Ines Kappert steigert sich in einen Furor und Rigorismus, der sich von jeder realistischen Sicht abkoppeln will. Z.B. hier:

    "Dorthin, wo 7,5 Meter hohe Grenzanlagen stehen beziehungsweise errichtet werden und Grenzschützer ganz legal Jagd auf Menschen machen, die trotz alldem den Grenzstreifen überwinden wollen. Geschätzte 30.000 Menschen sind hier bereits umgekommen."

    Über diese Schätzungen kann man streiten, es wird damit Politik gemacht. Keinesfalls aber sind sie an den Grenzanlagen umgekommen, erst recht nicht durch die Hand von Grenzschützern, wie hier suggeriert wird, sondern auf dem offenen Meer ertrunken.

    Das ist bedauerlich und ggf. gibt es hier Handlungsbedarf, aber es ist eben grundverschieden von einer Grenze a la DDR, Nordkorea u.ä.

    Diese Polemik ist bezeichnend und typisch, weit über diesen Artikel hinaus.

    • @unique_identifier:

      Geschätzte 30.000 Menschen sind hier bereits umgekommen."

      Über diese Schätzungen kann man streiten, es wird damit Politik gemacht.

      Na und.Was sind schon 30 Tausend,mehr oder weniger in den paar Monaten,gegenüber den Unmengen an Toten an der Berliner Mauer,die ihrem Verstand nach beim Abendspaziergang in den Stacheldraht geraten sind.Diesen Zynismus ihres Artikels kann man nur so zynisch beantworten

      • @resimbe:

        Wollen Sie bestreiten, dass es bei Schätzungen immer einen politischen Willen im Hintergrund gibt, egal in welche Richtung? Im übrigen war diese Zahl in meinem Kommentar sekundär, es ging um die Unterstellung, diese Menschen kämen durch Grenzanlagen oder Grenzschützer zu Tode.

        • @unique_identifier:

          Und wenn´s "nur" halb so viele wären: Schon Einer ist zuviel.

           

          An der DDR-Grenze starben übrigens in 40 Jahren 872.

           

          872 zu viel damals, 30.000 zu viel heute.

    • @unique_identifier:

      bevor Sie weiter dummes zeug verbreiten, machen Sie sich erst mal schlau, wie sich örtkich und nach art des verreckens die festungs-mauer-toten verteilen.

      hier http://www.migration.ekbo.de/Webdesk/documents/Ekbo003-002/Aktuelles/Tote+an+EU-Grenzen+Statistik.pdf.pdf

      stand 9.4.2010. weniger tote sind es seither nicht geworden. sondern man berichtet seit einigen jahren kaum noch bis garnicht über die toten am Evros, vor und in Melilla+Ceuta, über die an/in der Oder schon mal garnicht mehr. es gibt sie aber dennoch, wie Ihnen ortskundige friedhofsführer zeigen können.

      bei https://www.indiegogo.com/projects/erster-europaischer-mauerfall können Sie grenzanlagen zu lande betrachten - gegen die war 'unsere mauer' stellenweise richtig niedlich.

      • @christine rölke-sommer:

        Machen Sie sich erstmal den Unterschied zwischen "einsperren" und "aussperren" bewusst. Aus gutem Grund wird nur ersteres bestraft. Aber vielleicht finden Sie ja wirklich beides gleich schlimm. Dann macht es Ihnen sicher auch nichts aus, wenn sich im kommenden Winter der eine oder andere Obdachlose bei Ihnen in der Wohnung zum Aufwärmen einfindet. Posten Sie doch einfach Ihre Adresse hier im Forum.

        • @M.G.:

          niedlich. die stinkende wahrheit ist: jede mauer sperrt ein und aus.

          auch aussperren zieht eine strafe nach sich - manchmal nur abgewatscht-werden für selbstverschuldete dummheit, manchmal aber auch eine für unterlassene hilfeleistung, mindestens.

           

          im übrigen könnt ich wohl meinen tuches drauf verwetten, dass Sie für obdachlose mehr platz hätten als ich in meiner kemenate.

          • @christine rölke-sommer:

            Oh, je. Was Sie so von sich geben, kann man bestenfalls als verworrenes Halbwissen durchgehen lassen.

             

            Da ist Ihre Wohnsituation dann ebenso wenig überraschend, wie dass Sie versuchen, mangelndes Wissen durch Übertreibung zu verdecken.

             

            Insgesamt erinnert mich Ihre Argumentation an den Witz von dem Kommunisten, der wollte, dass alles geteilt wird. Bis auf die Fahrräder, denn so eines hatte er selbst.

            • @M.G.:

              ich hätte nichts dagegen, mein fahrrad zu teilen. verabredung und verbindlichkeit ist da das entscheidende, nicht das eigentum.

               

              wie sich das mit der unterlassenen hilfeleistung verhält, hat Ihnen ake krüger schon kurz+knackig erklärt.

              mit dem brett vorm kopf verhält es sich so ähnlich.

              • @christine rölke-sommer:

                Ich warte immer noch auf Ihre Anschrift, damit ich die am Montag an die Bettler in der Fußgängerzone weitergeben kann.

                • @M.G.:

                  Sie fragen aus der anonymen deckung heraus nach meiner adresse?

                  maulheld! oder virtüler stalker.

                  • @christine rölke-sommer:

                    Jetzt fehlen Ihnen die Argumente und Sie müssen zu Diffamierungen greifen, um doch noch das letzte Wort zu haben. Gähn. Ich verabschiede mich aus der Diskussion.

                    • @M.G.:

                      was Ihnen jede ema verrät: mariannenplatz 12.

                      und Ihre adresse? nu?

            • @M.G.:

              Ich hoffe, Sie sind wohnungslos, denn wenn Sie jemanden, der dringend Ihre Hilfe braucht, weil er verletzt ist oder verfolgt wird, den Zugang verweigern, ist das unterlassene Hilfeleistung und wird mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe bestraft.

              Und zivilrechtlich kann das dann noch viel, viel teurer werden.

    • @unique_identifier:

      Was ich lese:

      "Das Ziel der Entwendung war, erklärt der Initiator Philipp Ruch, dieses: Man solle den 25. Jahrestag des Mauerfalls nutzen, um auch der Maueropfer der Gegenwart zu gedenken."

       

      Die umgekommenen Menschen sind zu Recht als Maueropfer bezeichnet.

      Ich schäme mich.

       

      Richter am Sozialgericht a. D. - und saturierter Westdeutscher

    • @unique_identifier:

      Woraus lesen Sie, dass die Vergleichbarkeit der Grenzen die Hauptaussage des Artikels sein soll?

       

      Mir bleibt als erster das skandalöse, betrügerische, schmierige Verhalten von Herrn Henkel im Gedächtnis nach der Lektüre und die Unfähigkeit des BRD- und EU-Regimes auf die neuen Herausforderungen der zunehmenden Bürgerkriege zu reagieren.