piwik no script img

Unterstützerin RamelowsDie sportliche Wahlkämpferin

Susanne Hennig-Wellsow war mal Eisschnellläuferin. In Thüringen versucht sie akribisch, Bodo Ramelow zum Sieg zu verhelfen.

Immer dran am Kandidaten: Susanne Hennig-Wellsow gemeinsam mit Bodo Ramelow auf dem Weg zu Sondierungsgesprächen Bild: dpa

Gut möglich, dass Susanne Hennig-Wellsow Rot-Rot-Grün als eine Art sportlichen Wettkampf versteht. Der Athlet muss fit sein, der Trainingsplan erfüllt, das Team motiviert. Nur dann ist auch über die lange Strecke der Sieg möglich. An diesem Freitag wird sich erweisen, ob Hennig-Wellsows Wettkampfplanung aufgeht: In Erfurt soll der Landtag einen neuen Thüringer Ministerpräsidenten wählen. Susanne Hennig-Wellsow, die Vorsitzende der Landes-Linken, hat alles für den Sieg von Bodo Ramelow getan.

Seit dem Wahltag Mitte September war die 37-Jährige mit dem Projekt Rot-Rot-Grün in Thüringen befasst. Erschien Bodo Ramelow vor einer Kamera, sah man seine Landesparteichefin stets irgendwo im Hintergrund: blonde Windkanal-Frisur, Agenturbrille, Blazer. Schon habituell ein ganzes Stück entfernt vom Bubikopf-Look älterer Genossinnen. In jeder Phase der Verhandlungen blieb sie freundlich, sachlich, gut informiert; vor allem aber nie triumphierend. Sportlich eben.

Kein Wunder, die Diplompädagogin war mal Leistungssportlerin. Mit acht Jahren begann sie, Eisschnelllauf zu trainieren, mit 22 Jahren beendete sie diese Karriere. Der Leistungswillen, das Wissen um Chancen, aber auch um die Grenzen des eigenen Vermögens dürften ihr im zurückliegenden Thüringer Machtpoker zugutegekommen sein.

Die Landespartei führt Susanne Hennig-Wellsow erst seit dem letzten Jahr, dem Thüringer Landtag gehört die Erfurterin hingegen seit zehn Jahren an. Die geborene Mecklenburgerin ist eine jener jungen Linke-PolitikerInnen, denen schon biografisch kein DDR/Stasi/SED-Stallgeruch anhaftet. Auf kommunaler Ebene macht sie seit zehn Jahren Jugendpolitik im Erfurter Stadtrat; im Landtag ist sie Mitglied im Bildungsausschuss und stellvertretendes Mitglied im Wissenschafts- und im Wirtschaftsausschuss.

In Bodo Ramelows rot-rot-grüner Regierung – so es zu deren Bildung kommt – wird die Mutter eines knapp ein Jahr alten Sohnes erst mal nichts. Warum auch? Sie hat Zeit. Und im zurückliegenden Wettkampf um die Erfurter Staatskanzlei hat sie schon mal gezeigt, was in ihr steckt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!