Weihnachtsmänner protestieren: Süße, saure Schokolade
Protest statt Besinnlichkeitsterror: Aktivisten haben in Berlin für faire Kakaopreise in Westafrika und zertifizierte Schokolade demonstriert.
„Das Richtige im Falschen gibt es nicht“, sagt Adorno. „Gibt es doch“, sagen die Kampagnen-Weihnachtsmänner von „Make Chocolate Fair“. Am Freitag hatten sie zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor aufgerufen. Sie forderten: Faire Kakaopreise in Westafrika und mehr zertifizierte Schokolade. Die zwölf Aktivisten waren dazu als Weihnachtsmänner verkleidet.
„Der Weihnachtsmann ist dafür da, Freude zu verbreiten, und das kann er nicht, wenn die Schokolade, die er verteilt, unter unfairen Bedingungen produziert wurde“, erklärt Campaigner Johannes. „Schon bald wird es ein Angebotsproblem geben“, prophezeit er. „Viele Kakaobauern in Westafrika sind aufgrund der niedrigen Kakao-Preise nicht mehr in der Lage, Erntehelfer einzustellen, und müssen auf Kinderarbeit zurückgreifen.“
Eine Petition vom Netzwerk Inkota soll Abhilfe schaffen und den Druck auf die Schokoladenindustrie erhöhen. Dafür braucht das Netzwerk 60.000 Unterschriften bis Weihnachten, mehr als 57.000 sind bisher schon geschafft, so die Sprecherin der Kampagne, Lina Gross, während sie neben den Aktivisten-Weihnachtsmännern vor dem Tannenbaum am Brandenburger Tor steht. Im Hintergrund spielt jemand Stille Nacht auf einer Trompete. Einige Touristen wollen Fotos mit den Weihnachtsmännern machen. Es regnet.
Besinnlichkeit und Weihnachtsstimmung sehen anders aus. Das ist beabsichtigt. „Wir wollen die Konsumenten sensibilisieren“, erklärt Weihnachtsmann Johannes. Dass Weihnachten ein guter Anlass dafür ist, haben auch schon andere Organisationen erkannt. Dabei bieten sie mal mehr, mal weniger gute Strategien für bewussten Konsum an.
Es gibt Alternativen
Das Magazin Utopia rät zum Beispiel „Die Ökokiste zu Weihnachten schenken: Frisches, regionales Obst und Gemüse aus strikt ökologischem Anbau“. Die Ideenwerkstatt - Bildungsagenten gibt Ideen zu konsumkritischen Weihnachtsliedern, zum „lachen und nachgrübeln“. Wäre man Marketingexperte, würde man das wohl als „Nischenstrategie“ bezeichnen.
Einen Tipp für alle hingegen will Inkota haben: „Auch Konsumenten können etwas tun“, sagt Lina Gross. Zum Beispiel zertifizierte Schokolade aus fairer Produktion kaufen.
Doch längst nicht jeder kann die teurere Schokolade so einfach bezahlen. Ohnehin seien einige Menschen durch den Preis von vornherein von gewissen Produkten ausgeschlossen, kritisiert die Gruppe „Junge Linke“ auf ihrer Internetseite. „Entsprechend zynisch ist es dann auch, Leuten politisch unbewusstes Konsumverhalten vorzuwerfen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung