piwik no script img

Vorbeugehaft und Cannabis in BerlinWem hilft’s? Was bringt’s? Egal

Innensenator Henkel (CDU) punktet mit seinem Hardliner-Auftreten nur noch bei alten Leuten und Reihenhausbesitzern. Er hat die Realität in Berlin nicht kapiert.

Ab Dienstag darf im "Görli" nicht mehr gekifft werden. Weil das Frank Henkel nicht gefällt. Bild: dpa

Die CDU hat was durchgesetzt – hört, hört! Die Vorbeugehaft von zwei Tagen auf vier Tage verlängert. Den Görlitzer Park zur Null-Toleranz-Zone für Cannabis erklärt. Wem hilft’s? Was bringt’s? Egal.

Hauptsache, Innensenator Frank Henkel (CDU) ist endlich mal wieder mit ein paar richtigen Law-and-Order-Themen in der „Abendschau“.

Bei alten Leutchen in Zehlendorf und Einfamilienhausbesitzern in Spandau und Reinickendorf mag er damit punkten. Aber die unterschreiben sowieso alles, wo CDU draufsteht. Die Mehrheit der Berliner indes denkt weltoffen. Ein Politiker, der Gesetze und Verordnungen verschärft, der Freiheitsrechte einschränkt, ohne dafür auch nur einen einzigen stichhaltigen Grund zu nennen, wird es bei den Wahlen 2016 bestimmt nicht zum Regierenden Bürgermeister schaffen. Das ist eine beruhigende Vorstellung.

Trotzdem ist es ärgerlich, dass die mitregierende SPD das alles mitmacht. Es geht anders. Klaus Wowereit hat Henkel ja auch auf die Finger geklopft, als der den Oranienplatz in Kreuzberg räumen lassen wollte.

Diesen Spagat soll einer mal verstehen: Teile der Berliner SPD treten für die Entkriminalisierung von Cannabiskonsum ein. Gleichzeitig lassen die Genossen zu, dass sich die CDU mitten in Kreuzberg ein Experimentierfeld für konservative Drogenpolitik schafft. Der Görlitzer Park ist ab kommenden Dienstag von den Konservativen zur Null-Toleranz-Zone für Drogen erklärt worden. Angeblich um die Drogenhändler besser bekämpfen zu können. Dabei sind die längst in die Seitenstraßen abgewandert. In Wirklichkeit machen die Konservativen den Konsumenten das Leben schwer. Das ist reine Symbolpolitik.

Herr Henkel, wir hätten da noch eine sehr gute Idee für Ihre Stammwählerschaft. Nutzen Sie Ihr neues Schwert, die Vorbeugehaft. Buchten Sie am 28. April alle Kiffer vom Görlitzer Park – und alles, was in Kreuzberg noch so nach Rebellion aussieht – für vier Tage ein. Dann haben Sie am 1. Mai Ruhe. Nur Mut! Das gibt auch gute Bilder in der „Abendschau“.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Meine Güte, was eine Angeberei.

     

    Berlin bleibt eben doch Berlin.

     

    Berlin ist eine ostdeutsche, preußisch geprägte Stadt, die in den letzten Jahren auch noch völlig protzig verbaut wurde und eben die Hauptstadt für Hitler und Goebbels war.

     

    Wenn ich in eine liberale, schöne Hauptstadt will, dann fahre ich mal gerade die Hälfte des Strecke nach Amsterdam. In NL bekomme ich in jedem noch so konservativ regierten Kaff mein Dope.

  • "In Wirklichkeit machen die Konservativen den Konsumenten das Leben schwer." ... gut so, daher also der Aufschrei ;-)

  • Ein Verwandter vom AFD Onkel?