: Menschen statt Container
HAFEN Grüne kritisieren Erweiterung am Köhlfleet. Drittes Terminal für Kreuzfahrer geplant
Den Verzicht auf die Westerweiterung des Hamburger Hafens fordern die Grünen. In einem Antrag für die Bürgerschaftssitzung in der kommenden Woche verweisen sie zur Begründung auf den seit 2006 zwischen sieben und neun Millionen Standardcontainern (TEU) stagnierenden Umschlag. „Die Kapazitäten liegen schon jetzt um rund 30 Prozent über den realen Zahlen“, rechnet der Abgeordnete Anjes Tjarks vor: „Der Puffer für bessere Zeiten ist bereits da.“
Die Westerweiterung betrifft ein rund 38 Hektar großes Gebiet am Eurogate-Terminal zwischen Köhlfleet und Petroleumhafen. Durch die Verlängerung der Kaimauer um 1.060 Meter sollen zwei Liegeplätze für Containerriesen und einer für Feederschiffe geschaffen werden. Die Kapazität des Terminals soll so von vier auf sechs Millionen TEU pro Jahr erhöht werden. Die Hafenbehörde HPA rechnet in Kürze mit dem Planfeststellungsbeschluss. Die Kosten von etwa 283 Millionen Euro trägt die Stadt, davon wurden aber erst knapp 30 Millionen Euro ausgegeben.
Die noch verfügbaren 253 Millionen Euro sollte Hamburg „sich sparen“, so Tjarks. Im vorigen Jahr hatte Eurogate lediglich 1,8 Millionen TEU umgeschlagen, „könnte also schon jetzt 100 Prozent mehr bewältigen“, sagt der Grüne: „Noch mehr ungenutzte Kapazitäten brauchen wir ganz sicher nicht.“ Zudem ist Eurogates Hauptstandort Bremerhaven, auch am neuen Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven ist das Unternehmen beteiligt.
Dass die Prognosen früherer Jahre über ungehemmt wachsenden Warenumschlag nicht zutreffen, räumt auch die Wirtschaftsbehörde inzwischen ein. Sie plant nun nach Hafencity und Altona ein drittes Kreuzfahrt-Terminal am Kronprinzkai im Kaiser-Wilhelm-Hafen – dort, wo nach bisherigen Plänen bis 2025 der Central-Terminal Steinwerder (CTS) entstehen sollte. In diesem Jahr rechnet Hamburg mit 173 Schiffen und einer halben Million Passagieren. Deshalb soll für etwa zehn Jahre eine „Interimslösung“ geschaffen werden, so Wirtschaftssenator Frank Horch. Danach könne neu überlegt werden, wo Fahrgäste und wo Container hin sollen. SMV
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen