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Ende einer ReformschuleDie Odenwaldschüler kämpfen

Deutschlands bekannteste Reformschule steht vor dem Aus. Die Schule brauchte zu lange, um den Missbrauch aufzuarbeiten.

Sie wollen nicht die letzten Schüler an der Odenwaldschule sein. Bild: dpa

OBER-HAMBACH/BERLIN taz | Die Odenwaldschule wird schließen. Das verkündete der Trägerverein am vergangenen Wochenende. Doch die Schülerschaft wehrt sich. „Nehmt uns nicht unsere Heimat“, forderten sie auf einer Demo am Montag. Sie hoffen, dass das deutschlandweit einmalige Konzept noch eine Chance bekommt. Am Wochenende findet ein letztes Treffen möglicher Sponsoren statt.

Es sind genau sechzehn kleine, flache Häuser, meistens Fachwerk, die da ganz oben auf dem südhessischen Schlossberg im Odenwald stehen. Etwas verwinkelt, von außen ein bisschen von der Zeit gezeichnet. Nicht bis ins Anonyme standardisiert und auf Hochglanz getrimmt, wie sonst viele neuere Schulen und Universitäten.

Kleine, teils mit Kieselsteinen ausgelegte Pfade verbinden die lose verstreuten flachen Gebäude auf der grünen Wiese. Das ist die Odenwaldschule. Ein eigenes kleines Dorf. Danach kommen nur noch Wald, Feld und die Bergspitze. Dass manche Bauten so flach sind, kann sinnbildlich für die Schule verstanden werden, die als eine der ersten auf flache Hierarchien setzte.

Wer hochkommen will, nimmt am besten den Bus, der einmal pro Stunde vom Heppenheimer Bahnhof fährt. „Fahrrad? Da sind Sie sehr ambitioniert“, sagt der Pressesprecher der Schule, Dirk Metz. Doch die Fahrt lohnt sich. Viel falsch machen kann man nicht. Nach Heppenheim folgt Hambach. Schon hier gibt es nur zwei Straßen, um die sich herum das Örtchen scharrt. In Ober-Hambach, das darauf folgt, nur noch eine. Und oben, zur Odenwaldschule hin, ist die Straße sogar einspurig. Es ist ruhig an dem Mittwochmittag. Auf dem Weg fährt man an Traktoren vorbei.

Nach 105 Jahren

Oben, am Ziel, skatet ein Junge, ein Mädchen fährt Rad. Eine Gruppe gut angezogener Menschen wartet am Mittwochmittag neben dem unübersehbar platzierten schuleigenen Traktor. An dem hängt eines der Transparente der Schüler: „Stellt euch vor, ihr verliert eure Heimat“. Alles ist gut organisiert. Ein paar Schülerinnen und Schüler haben sich vorab bereit erklärt, die Pressevertreter über ihren Schulhof zu führen. Viele sind gekommen, jetzt wo klar ist, dass ihre Schule vor dem Aus steht, die „OSO“, wie sie sie intern nennen.

Wenn zum Ende des Schuljahres die Odenwaldschule im 105. Jahr ihres Bestehens den Betrieb einstellt, stehen 149 Schüler ohne Schule und, im Fall der Internatsschüler, ohne Dach über dem Kopf da. Unter ihnen knapp zwei Dutzend Kinder, die vom Jugendamt in Obhut genommen und auf die renommierte hessische Privatschule geschickt wurden. „Es wird nicht leicht sein, etwas zu finden, wo die Kinder hinkommen. Viele hier fallen aus allen Systemen“, sagt Internatsleiterin Sonya Mayoufi.

Da ist zum Beispiel Brendan, einer dieser Jugendamtsfälle. „Ich galt für maximal hauptschulabschlussfähig, bevor ich herkam“, sagt er. Brendan hat ein offenes, freundliches Lächeln. Wie ein Problemschüler sieht er ganz und gar nicht aus. Der 18-Jährige wird dieses Jahr an der Odenwaldschule seinen Fachhochschulabschluss erfolgreich beenden und – wie nur an der OSO möglich – gleichzeitig eine Lehre zum Schreiner absolviert haben. Für ihn ging es gut aus, er ist dieses Jahr so und so fertig mit der Schule.

Trennung kurz vorm Abitur

„Ich will nicht gehen“, sagt Schülerin Charlotte, sagt Schüler Brendan, sagt Thomas, sagt Sophia, sagt Friedrich; sagen alle an dem Tag. Die Wörter „Heimat“ und „Freunde“ fallen oft. Ein Aus der Schule würde für viele aber auch bedeuten, noch mitten in der Qualifizierungsphase fürs Abitur die Schule wechseln zu müssen, teils in ganz andere Schulsysteme.

„Wir sind hier aufgewachsen, sind eine Familie. Wenn man uns trennen würde, das wäre fatal so kurz vorm Abitur“, sagt der Schülersprecher Friedrich, der die 12. Klasse besucht und dem genau das bevorstünde. Gerade jetzt schlage die Stimmung um: „Davor hat man nur auf den Skandal geschaut. Aber jetzt fällt vielen auf, dass die Schule einzigartig ist. Dass wirklich etwas fehlen würde, wenn es die OSO nicht mehr gibt.“

taz.am wochenende

Als Kind hat unser Autor auf einem Massengrab Fußball gespielt. Erst viel später fand er das heraus. Seine persönliche Geschichte zu 70 Jahren Kriegsende lesen Sie in der taz.am wochenende vom 2./3. Mai 2015. Außerdem: Der Rammstein-Keyboarder Flake über seine sexuelle Zurückhaltung, Schlüsselbeinbrüche beim Crowdsurfen und Bandschlüpfer auf Tour. Und: Die größte Migrantengruppe Deutschlands sind die Polen. Warum wir sie übersehen. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Samstag wird noch einmal Konferenz sein. Wider Erwarten haben sich einige gemeldet, Altschüler, Freunde der Schule, die das Ende nicht akzeptieren wollen. „Wir hoffen“, sagen Schüler.

Zumindest in der Theorie, zumindest anfangs verwirklichte das 1910 von dem Pädagogen Paul Geheeb (1879–1961) gegründete Internat im südhessischen Wald die Ideale der Landerziehungsheimbewegung: Lernen in Gemeinschaft, in idyllischer Umgebung. Jedes Kind als Persönlichkeit angenommen, begleitet und liebevoll inspiriert durch Pädagogen, die sich der „Neuen Erziehung“ verpflichtet sehen: fächerübergreifendes und projektorientiertes Lernen, offener Unterricht – ein Gegengewicht zu Kasernendrill und geistloser Paukerei.

Besonders die liberal gesinnte Elite der Bundesrepublik ließ ihren Nachwuchs in diesem Geist erziehen. Zu den Alumni der Odenwaldschule zählen Klaus Mann, Daniel Cohn-Bendit, Andreas von Weizsäcker.

Systematische sexuelle Ausbeutung

Doch die Odenwaldschule, das war auch: Verwahrlosung, Verantwortungslosigkeit – und sexuelle Gewalt an Schülern, begangen und systematisch organisiert durch Lehrer. Ein Kreis um den renommierten Reformpädagogen und langjährigen Schulleiter Gerold Becker (1936–2010) verübte unter dem Deckmantel der „Nähe zum Kinder“ diese Verbrechen, von denen sich die einstige Vorzeigeschule nie wieder erholen sollte. 132 Fälle aus den Jahren 1971 bis 1985 sind bislang dokumentiert. Vierzehn Jahre, in denen die systematische sexuelle Ausbeutung von Schutzbefohlenen stattfinden konnte, ohne dass etwas nach außen drang.

Nach dem ersten Hilfeschrei Betroffener vergingen noch einmal unfassbare 11 Jahre, bis der Skandal öffentlich wurde. Immer wieder versuchten die privat finanzierte Schule und ihr mächtiger Trägerverein, die Aufklärung zu behindern und Opfer einzuschüchtern. Das gelang irgendwann nicht mehr. Die Aufarbeitung war unvermeidlich. Der Ausmaß des Missbrauchs und die Vernetzung der Täter, die zwei unabhängige Juristinnen aufdeckten, schockierten die Öffentlichkeit.

Die OSO – und mit ihr ein Großteil der reformpädagogischen Zunft – haben es versäumt, die Verbrechen an der Odenwaldschule zum Anlass für eine gründliche Hinterfragung der eigenen Prinzipien und Strukturen zu nehmen. Zwar unterzog man sich einem „Schulentwicklungsprozess“, erarbeitete ein Präventionskonzept, installierte Ombudsleute. Aber immer schnellere Wechsel in Schulleitung und Vorstand zeigten, dass die Schule den erlittenen Vertrauensverlust nicht mehr wettmachen konnte: Die Anmeldezahlen sanken stetig.

Bewegung lebt weiter

Als dann letztes Jahr ein Lehrer wegen Besitzes von Kinderpornografie entlassen werden musste, drohte die hessische Schulaufsicht mit dem Entzug der Betriebserlaubnis, der Opferverein forderte die Schließung.

Mit der Odenwaldschule wäre zwar ein Aushängeschild der deutschen Reformpädagogik am Ende, nicht aber die ganze Bewegung: Die Bielefelder Laborschule, die nach dem Jenaplan-Prinzip des Pädagogen Peter Petersen arbeitenden Schulen … an Alternativen zum konventionellen Schulbetrieb herrscht kein Mangel.

An der OSO selbst glauben viele, dass die Schule nur eine Chance braucht, um zu beweisen, dass sich viel geändert hat. „Dieses ganze Präventionszeug nervt fast, so viel ist das seit dem Skandal“, findet Schüler Brendan. Jedes Internatshaus habe heute eine eigene schulfremde Ombudsperson, deren Nummer präsent in jedem Flur hinge. Und seine Mitschülerin Charlotte nickt: „Wir wollen nur eine Chance, von dem altem Image wegzukommen und zu zeigen, dass sich hier alles verändert hat.“

„Die Eltern stehen in den Startlöchern. Die wollen ihre Kinder anmelden“, sagt Gabriele Magsam, die Vorsitzende des Elternbeirats. „Aber die Anmeldungen kommen nur, wenn der Schulbetrieb fürs Erste gesichert ist. Dafür brauchen wir jetzt einen Geldgeber.“

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145 Kommentare

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  • Auch interessant dazu

    http://www.taz.de/!49769/

    • @Angelika Oetken:

      interessant?

      nein!

      sondern: man merkt die absicht und man ist verstimmt.

    • @Angelika Oetken:

      Thx für den Link.

       

      Den Artikel hatte ich vor längerer Zeit, als ich noch berufstätig war, in der Drucktaz gelesen und ihn später, als ich mehr Zeit auch für Theorie hatte, vergeblich lange online gesucht. Ich wusste nicht mehr, dass er von Brumlik war.

       

      Ich finde, er gibt ein sehr gutes Bild wieder von der damaligen Zeit und damit auch, wie Reformpädagogik entstanden ist und imo auch, warum es dringend geboten ist, sie heute neu zu bewerten.

      • @Age Krüger:

        er gibt ein sehr unvollständiges "Bild wieder von der damaligen Zeit". die frauenbewegung fehlt nämlich völlig.

        auf diese stößt man jedoch, wenn man sich mit Edith Cassirer beschäftigt, also mit einer der reformpädagoginnen dieser "damaligen Zeit".

        da wird das bild der entstehung der reformpädagogik plötzlich sehr viel bunter, bewegter. und ein satz wie "warum es dringend geboten ist, sie heute neu zu bewerten." fließt frau derart undifferenziert nicht mehr aus der feder.

        allerdings: die differenzierte darzustellung verlangt einiges an zeit für archivarbeit und lektüre, kurzum forschung. weder bei Oelkers noch bei Füller kann man das einfach abschreiben - die frauenbewegung kommt in deren historiografie schlicht+ergreifend nicht vor und daher auch bei Brumlik nicht.

      • @Age Krüger:

        Ja Micha Brumlik hielt auf einem Hearing des UBSKM einen bemerkenswert ehrlichen und reflektierten Vortrag zum Thema "Aufarbeitung". Hier ein link, unten kann man eine PDF vom Text seines Vortrages aufrufen http://beauftragter-missbrauch.de/der-beauftragte/dialog-kindesmissbrauch/

        • @Angelika Oetken:

          nicht bemerkenswert ehrlich+reflektiert sondern ein typischer Brumlik: ihm war alles nur peinlich. statts aber das peinliche (endlich!) mit seiner analytikerin zu klären, möchte er, dass endlich andere bekennen, wo+warum sie schuldig wurden.

          • @christine rölke-sommer:

            Ich war auf der Veranstaltung und habe Herrn Brumlik in seinem Vortrag so verstanden, dass es ihm um die Frage ging, warum seine KollegInnen und er damals so blind waren bzw. sich nicht energischer positioniert haben.

  • nachdem wir, frau Oetken und ich, uns länglich über Edith Cassirer, verehelicht mit Geheeb, ausgetauscht haben, habe ich mir in der stabi das unter http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-6910

    rezensierte buch von Judith Büschel, Edith Geheeb. Eine Reformpädagogin zwischen pädagogischem Ideal und praktischem Schulmanagement

    bestellt.

    mal gucken, ob es hilft, die frage zu beantworten, warum Max Cassirer das projekt seiner tochter finanzierte.

    • @christine rölke-sommer:

      Ja, das geht dann aber sehr ins Detail !

       

      Mir fehlt sowieso der Überblick, wie Kinder z,Z. Caesars, Karl des angeblich Großen, z.Z. der Hanse, z.Z. Luthers,

       

      geschweige denn sonst wo in der Welt eine gute Kindheit haben durften - ich müsste also noch VIEL MEHR lesen...

      • @Tecumseh:

        da Sie anders nicht erreichbar sind, verehre ich Ihnen diesen link

        https://mandolinaforpresident.wordpress.com/2015/05/01/ein-schiff-erreicht-neukolln/

        auf diesem wege.

         

        je nun. ab und an was lesen hilft ja, nicht immer denselben ollen quark noch breiter zu treten.

        genau das scheint mir in der hiesigen debatte immer wieder der fall zu sein.

        also hol ich mir morgen das buch - und dann guck ich mal, ob zu Edith vielleicht mehr und besseres einzubringen ist als dass ihr tatte ihrem gatten sein projekt finanzierte.

         

        vielleicht eröffnet das ja die möglichkeit, die odenwaldschule nicht nur als von anfang an auf die sexuelle ausbeutung von kindern (bis 18) angelegt zu sehen.

         

        auch zu dem Paule hab ich was gefunden... moment...

        "Paul Geheeb's Resistance to National Socialism in the Odenwaldschule," Institute Jean-Jacques Rousseau, Geneva, Switzerland, April 1992

        von prof. Dennis Lynn Shirley

        http://www.bc.edu/content/dam/files/schools/lsoe/pdf/FacultyCV/Shirley_CV_August_2013.pdf

         

        so einfach wie in http://www.bifff-berlin.de/McBIFFF_14.html dargestellt, scheint es also nicht zu sein.

        • @christine rölke-sommer:

          Ja.

          • @Tecumseh:

            wann krieg ich schon mal was verehrt, ich habe es unten Ihnen gegenüber versucht....

             

            Als skeptischer Mensch war zu prüfen, ob hier nicht auch eine Replik auf kasachische Baumwollpflückerinnen, nichtfeldarbeitende Tuareg oder gar der Wille vorlag, mir den Federnschmuck zu nehmen und mir stattdessen ein Kopftuch zu verpassen :-)

             

            Das Ergebnis liegt noch nicht vor.

        • @christine rölke-sommer:

          "vielleicht eröffnet das ja die möglichkeit, die odenwaldschule nicht nur als von anfang an auf die sexuelle ausbeutung von kindern (bis 18) angelegt zu sehen."

           

          Ich schätze, was Herr Füller im Zusammenhang mit der Missbrauchskriminalität an der Odenwaldschule bzw. in Bezug auf die Reformpädagogik zusammen getragen hat, aber in diesem Punkt gehe ich nicht mit ihm konform.

           

          Ich bin der Meinung, dass die Odenwaldschule einen besonders guten Tatort abgab. Und deshalb auch dafür zu untersuchen, woran das lag.

           

          Frau Rölke-Sommer,

          ich bin gespannt, was die Autorin über das Lebenswerk von Edith Geheeb herausgefunden hat.

          • @Angelika Oetken:

            das 'vorleben' der Edith Cassirer muß ich nicht groß referieren. das tut sie selbst in http://www.martinnaef.ch/downloads/edith_geheeb_1970_1.mp3

            mehr zum zuhören findet sich unter http://www.martinnaef.ch/index.php?menuid=0&reporeid=30

             

            sehr viel mehr hat Judith Büschel nicht herausgefunden. sie hat einfach zu papier gebracht, was schon längst hätte gewußt werden können.

            ich werde aber noch gucken, was sich bei Schwitalski , Werde, die du bist: Pionierinnen der Reformpädagogik. Die Odenwaldschule im Kaiserreich und in der Weimarer Republik) finden läßt.

            sehr viel mehr scheint mir in 'schland aus explizit feministischer perspektive zu odenwaldschule etc nicht gearbeitet worden zu sein.

            was ich ausgesprochen schade finde.

            und mich gegen das narrativ vom in der reformpädagogk angelegten mißbrauch noch skeptischer stimmt.

             

            ich frag mich immer wieder: woher kommt diese wut gerade gegen die odenwaldschule? welche enttäuschungen treten da zutage?

            • @christine rölke-sommer:

              Ich erlaube mir als nicht existenter Mitleser die Bemerkung: Ich hätte auch so gedacht, der in der Regel anzunehmende Wunsch und die Hoffnungen in eine Reformpädagogik lassen sich nicht mit einem angeblichen Ziel zur Pädophilie verbinden, gar darauf reduzieren.

               

              Soviel glaube ich schon bei Wilhelm Busch verstanden zu haben

            • @christine rölke-sommer:

              Zur feministischen Perspektive auf Menschen, die sich in der Vergangenheit als Kämpfer für die Rechte von Kindern verstanden wissen wollten. Aber ganz andere Ziele verfolgten: http://www.emma.de/artikel/falsche-kinderfreunde-263497

              Zur "Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität" gibt es ja einige Informationen im Netz.

               

              "Wut" gegen die Odenwaldschule: was deren Opfer angeht in meinen Augen berechtigt und nachvollziehbar. Es reicht allein schon, den Schilderungen von Andreas Huckele alias Jürgen Dehmers zu folgen, um sich vorstellen zu können, was ein Kind oder Jugendlicher empfindet, wenn er mitansehen muss wie sein Folterer von sehr mächtigen und angesehenen Menschen hofiert wird. Einige dieser Missbrauchsopfer haben dann als Erwachsene feststellen müssen, dass diese Förderer der Odenwaldschule ganz genau wussten, was Becker und die anderen TäterInnen mit ihren Schützlingen anstellten.

               

              "Enttäuschungen": es mag tatsächlich Menschen geben, die daran glauben, dass die Reformpädagogik die bessere Pädagogik ist und die Odenwaldschule anderen Einrichtungen überlegen.

               

              Der eine oder andere könnte angesichts der Realitäten enttäuscht sein.

               

              Dann gibt es aber auch viele Menschen, die von Anfang an angesichts der Selbstbeweihräucherung und Idealisierung von Reformpädagogik und deren Vorzeigeschule skeptisch waren. Und wenn die jetzt mit einer gewissen Häme reagieren ist das wohl menschlich.

               

              Da geht es der OSO und ihren Fans ähnlich wie denen, die sich im Orbit der Katholischen Kirche befinden.

              • @Angelika Oetken:

                wie verhält es sich eigentlich mit dem orbit der ergotherapie?

                frag ich mal so vor mich hin. um dann, wenn ich die erste übergriffige ergotherapeutin ausgemacht habe, ganz menschlich die gesamte ergotherapie zu einem system zu erklären, das von anfang an auf sexuelle ausbeutung seiner klientel - und natürlich besonders der kinder! - angelegt war.

                und um eine jeden, wo das kritisch hinterfragt, zum fan dieses ausbeutungssystems zu erklären.

                 

                ich bin mir sicher, dass ich auf diese weise über kürzer oder länger jede ergotherapie-praxis platt-machen kann. denn mitstreiterinnen, wo auch von der einen oder anderen realität enttäuscht wurden, finde ich allemal.

                 

                für alle, wo gern als ergo-therapeutin arbeiten, ohne dabei kinder (und andere schwächere) sexuell auszubeuten, ist das halt pech. sie hätten sich ja eine weniger belastete profession suchen können. da sie das nicht taten, müssen sie eben mit dem verdacht, der häme, der wut der anderen leben. oder sich auf auto-mechanikerin umschulen lassen.

                 

                anders gesagt: wut auf/gegen bestimmte personen ist nachvollziehbar, verständlich. und auch nötig. und muß sich nicht auf täter beschränken.

                aber wut auf/gegen die reformpädagogik und dann im besonderen die odenwaldschule - sorry, die scheint sich mir aus auch anderen quellen zu speisen.

                eine davon dürfte antisemitismus sein.

                vermute ich.

                • @christine rölke-sommer:

                  Wer erscheint Ihnen auf die Reformpädagogik wütend zu sein?

                  • @Angelika Oetken:

                    och, etliche.

                    nachdem ich mir die eine und andere diskussion angehört und -geguckt habe, bin ich zu dem schluß gelangt, dass da viel wut+enttäuschung unterwegs ist. und dass bei etlichen wut+enttäuschung mit ihnen durchgehen.

                    wobei ich es mir so erkläre:

                    die reformpädagogik oder die odenwaldschule oder die grünen oder die kirche sind platzhalter für das, wogegen wut+enttäuschung sich richten, nämlich das versprechen der moderne, erwas besser zu machen.

                    die gefühle richten sich eigentlich gegen das versprechen/die hoffnung/die erwartung, dass mehr freiheit für alle und jede von keiner einzigen of all three+x sexes mißbraucht/ausgenutzt werden würde. für den, welcher dieses so fühlt, ist das allerdings eine unerträgliche situation, denn er kann nun auch sich selbst nicht mehr über den weg trauen. also sucht er platzhalter und er findet sie.

                    • @christine rölke-sommer:

                      Ich sehe es so: alle Initiativen die Sie aufzählen können Menschen Identifikation, Halt, Heimat bieten. Mancher verspricht sich von Kirche, Reformpädagogik oder der Partei der Grünen mehr als sie zu halten bereit und in der Lage sind

                      Entsprechende Enttäuschungen sind aber dann nicht den Verantwortlichen in diesen Institutionen anzurechnen. Sondern Folge unangemessener Erwartungen.

                      Was ich hingegen von jeder Organisation erwarten darf ist, dass sie sich an die geltenden Gesetze hält. Und das hat die Odenwaldschule jahrzehntelang NICHT getan. Der Missbrauch von Kindern und dessen Förderung war auch vor Jahrzehnten schon genauso verboten wie die Veruntreuung öffentlicher Gelder.

                      • @Angelika Oetken:

                        ich muß wohl noch deutlicher werden:

                        unterschlagung/veruntreuung ist strafbar. egal, wer was unterschlägt/veruntreut - wenn's bemerkt wird, gibt's ein strafverfahren.

                        bei anwälten auch noch einen standesrechtlichen nachschlag.

                        so weit, so gut.

                        es würde allerdings kaum einer verlangen, dass die freie advokatur in gänze abgeschafft gehöre, weil gerade ein anwalt wegen unterschlagung/veruntreuung verpappt wurde.

                         

                        im fall der odenwaldschule wird anders verfahren. nicht von allen, aber von einigen.

                        Christian Füller scheint mir so einer zu sein.

                        wenn ich ihn mir in

                        https://www.youtube.com/watch?v=7cgpEyx9TSM

                        anhöre

                        oder auch

                        http://glasbrechen.de/2011/03/interview-zum-buch-sundenfall-von-christian-fuller/

                        lese, dann werde ich ob der der art+weise, wie er verbindungen herstellt, immer mal wieder richtig sauer. auf ihn, nicht auf die taz.

                         

                        bezogen auf die odenwaldschule bedeutet das: nicht die schule ist der-die-das täter, sondern lehrer xy. und wenn ich wen bestraft oder gefeiert oder auch geteert+gefedert sehen möchte, dann den täter. und eben nicht den tatort. und diesen auch nicht ersatzweise, weil die tat verjährt ist oder der täter verstorben.

                         

                        dass das kollegium sich dennoch fragen muß, wie es zukünftig taten verhindern und/oder schneller reagieren kann, das versteht sich von selbst. dass damit für alle zukunft auch nur der anschein einer weiteren tat ausgeschlossen wäre, sollte sich von genauso selbst verstehen. menschen sind fehlbar.

                         

                        so viel mal zu den angemessenen und den unangemessenen erwartungen.

                        • 7G
                          76530 (Profil gelöscht)
                          @christine rölke-sommer:

                          Eine fette Zustimmung zu Ihren differenzierten Ausführungen, deren Essenz ich vorbehaltlos zustimme.

                           

                          Für mich scheint es Bestandteil des Zeitgeistes zu sein, Entscheidungen in Politik und Justiz auf reine Symbol- und Showhandlungen zu reduzieren. Wo ist heutige Politik, die zu reinen Inszenierungen mutiert ist, noch politisch? PR- und Stilberater sind doch die wahren Regierenden.

                           

                          Was Sie am Ende Ihrer Ausführungen über die Odenwaldschule schreiben (Stichwort: Ersatz), gilt für mich im gleichen Maße für die Aufarbeitung brauner deutscher Vergangenheit. Sinnbild ist der Aktionismus um Oskar Gröning. Jahrzehntelang durften sich Nazis, die sich erwiesenermaßen AKTIV an der Vernichtung von Juden schuldig gemacht hatten, unbehelligt im Gewande geläuterter Demokraten (vornehmlich in der CDU) austoben.

                           

                          Siebzig Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs soll auf einmal STELLVERTRETEND an einem alten, kranken Mann das nachgeholt werden, was all die Zeit versaubeutelt wurde. Hä (Hessisches Fragewort mit zwei Buchstaben) - geht´s noch?

                           

                          Soll damit nur vom neuen Faschismus, der bis weit in die Mitte unserer Gesellschaft reicht, abgelenkt werden?

                        • @christine rölke-sommer:

                          Mit der Veruntreuung und Unterschlagung verhält es sich wie mit sexuellem Missbrauch: sie verjähren. Bei Untreue/Betrug je nach Schwere der Tat nach fünf bzw. 10 Jahren. Bei Missbrauch war es bisher ähnlich.

                          Und da der Hauptstrippenzieher für die Wirtschaftsverbrechen, die von Seiten der für die Odenwaldschule Verantwortlichen begangen wurden, offiziell vor 10 Jahren seine OSO-Ämter aufgegeben hat, sehe ich wenig Chancen, da noch jemanden zu belangen. Es sei denn, seine Nachfolger haben seine Methoden fortgesetzt. Dafür müsste man aber die Bücher, Bilanzen und Verträge von ExpertInnen für Wirtschaftskriminalität prüfen lassen. OpfervertreterInnen weisen deshalb ja bei jeder Gelegenheit darauf hin, dass die Dokumente extern gesichert werden müssen. Bevor sie in den Schredder wandern und sonstwie verschwinden.

                           

                          Was die Verantwortung von Zeugen bzw. Förderern der an den SchülerInnen begangenen Verbrechen betrifft, werden uns die geplanten unabhängigen Untersuchungen hoffentlich mehr Klarheit verschaffen.

                           

                          "dass das kollegium sich dennoch fragen muß, wie es zukünftig taten verhindern und/oder schneller reagieren kann, das versteht sich von selbst"

                           

                          Im Sinne von "aus-der-Vergangenheit-für-die-Zukunft-lernen" sollte den für die Odenwaldschule Zuständigen doch genauso wie allen anderen Schulverantwortlichen daran gelegen sein, dass möglichst genau aufgeklärt wird, was genau dazu führte, dass mehr als 20 TäterInnen so lange Zeit ihr Unwesen treiben konnten. Und ihnen mehr als 500 SchülerInnen zum Opfer fielen.

                          • @Angelika Oetken:

                            und das geht jetzt auch noch auf das konto von Max und Edith Cassirer und Paul Geheeb?

                            • @christine rölke-sommer:

                              das fragen Sie?!

                            • @christine rölke-sommer:

                              Nein, wie kommen Sie darauf?

                  • @Angelika Oetken:

                    was ist denn das Gute an der Reformpädagogik?

                    • @Tecumseh:

                      Dass Menschen sich über darüber Gedanken gemacht und ausgetauscht haben, auf welche Weise sie Pädagogik verbessern könnten.

                • @christine rölke-sommer:

                  Sie thematisieren ein wichtiges Problem.

                  In der Tat ist die Rate an TäterInnen in biopsychosozialen Berufsfeldern hoch. Hier eine Präsentation, die sich mit Missbrauch innerhalb von psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungen beschäftigt http://www.christianeeichenberg.de/SUEPP_seminar.pdf

                  Ich empfehle deshalb allen KollegInnen sich zum Thema weiterzubilden und zu mindestens eine Zeit lang eine spezielle Supervision zu machen. Sowieso sollte die therapeutische Aufarbeitung traumatischer Anteile innerhalb der eigenen Biografie für Menschen, die soziale Dienstleistungen erbringen obligat sein. Schon allein um sich selbst vor Burn-out und dergleichen zu schützen. Leider ist das aber immer noch die Ausnahme.

                  • @Angelika Oetken:

                    ach so, Sie wollen ja nur sich selbst vor burn-out schützen - könnte ich jetzt sagen. und darin fortfahren, die ergotherapie als geschlossenes und auf sexuelle ausbeutung angelegtes system zu verteufeln.

                    keine bange, in real life würd ich das nicht tun.

                    aber als gedankliches experiment sollten wir es weiter durchspielen, um endlich das zu fassen zu bekommen, was sich in den zuweilen unsäglichen artikeln und diskussionen zur hier odenwaldschule zum ausdruck bringt.

                    • @christine rölke-sommer:

                      Die Reformpädagogik und die Profession der Ergotherapie in dem Zusammenhang zu vergleichen ist nicht wirklich sinnvoll. Denn die Reformpädagogik ist EINE Strömung der Pädagogik insgesamt. Während die Ergotherapie EIN Beruf mit verschiedenen therapeutischen Strömungen ist. Ähnlich wie in der Psychotherapie, der Physiotherapie und der Medizin.

                      Will sagen: die Diskussion inwieweit die Reformpädagogik als eine bestimmte fachliche Richtung günstige Voraussetzungen für Missbrauch bietet ist sinnvoll.

                      Während man bei Berufen allgemein immer ihre verschiedenen Fachrichtungen für sich angucken sollte.

                      • @Angelika Oetken:

                        wieso soll das nicht wirklich sinnvoll sein?

                        ich jedenfalls finde die ergotherapie bestens geeignet, um vorzuführen, was passiert, wenn ich täter mit praxis insgesamt verwechsle.

                        das ergibt dann mindestens ne tolle vorurteilsstruktur. im schlimmsten fall den rückfall in rückwärts gewandte utopie, mer könnt' es auch faschismus nennen.

                        • @christine rölke-sommer:

                          Tut mir leid, jetzt kann ich Ihnen nicht mehr folgen.

                           

                          Wer verwechselt hier "täter mit praxis insgesamt"? Und wie soll das genau von statten gehen?

                           

                          Und inwieweit führt das in den Faschismus?

                          • @Angelika Oetken:

                            wer verwechselt?

                            na Sie!

                            immer wieder.

                            müssen Sie ja auch, denn ohne diese verwechslung gäb's weder system noch seilschaften.

                            • @christine rölke-sommer:

                              Ich hatte Sie um eine Antwort gebeten. Nicht um weitere Polemiken.

                              • @Angelika Oetken:

                                och, lieber mal ne ordentlihe polemik als nen unordentlicher verschiebebahnhof.

                    • @christine rölke-sommer:

                      "keine bange, in real life würd ich das nicht tun"

                       

                      Als ich deine LInks,

                      http://www.bifff-berlin.de/McBIFFF_14.html

                       

                      http://www.bc.edu/content/dam/files/schools/lsoe/pdf/FacultyCV/Shirley_CV_August_2013.pdf

                       

                      ansah, ist mir schon fast schwindelig geworden, nicht nur aus den Inhalten selbst, sondern auch wegen weiterer Felder, die ich noch nie auch nur annähernd überblicken konnte, bei denen ich eine insbesondere pervertierende Entwicklung oder Deformation durch den Nationalsozialismus wahrgenommen hatte oder besser oft nur erahnen konnte, oder - um mich realistischer zurückzunehmen - bei denen ich überall Hinweise vernahm, dass da was faul gewesen war. .

                       

                      Dazu gehörte die Freikörperkultur genauso wie Künste, Architektur, Design und Städteplanung, und wie man Entwicklungen und Gedanken, denen man ursprünglich beispielsweise mit dem Begriff der Moderne etwas Positives gab, vereinnahmt hatte, aber auch wie Menschen, die mit diesen Entwicklungen verbunden waren, deshalb anpassten, scheiterten oder eine völlige Kehrtwende vollbrachten - Mitläufer, Gewendete, Oppositionelle, Widerständler. Des weiteren etwa der Verweis auf ein Liebesverhältnis zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger (was versteh ich schon von Philosophie), wie auch das angebliche (ich weiß die Quellen nicht mehr) Verhalten eines Heinrich Tessenow, sich der Forderung nach Trennung von jüdischen Mitarbeitern mindestens teilweise entgegengestellt zu haben, damit in Ungnade gefallen zu sein, während er andererseits als Architekturziehvater von Albert Speer bezeichnet wird, letzterer deshalb eine schützenden Hand über ihn gehalten und ihm damit ein materielles Überleben gesichert haben soll.

                       

                      Kurz:

                      Nicht immer einfach "im real life" zu entscheiden, für was man seine Hand und seine Stimme gibt, aber Du hast die redlich Mühe gegeben und mir verbleibt ein positives Bild von Max Cassirer und seiner Tochter, jetzt vielleicht ein wenig fundierter.

                      • @Tecumseh:

                        da komm ich gern noch mal auf die ausgangsfrage zurück:

                        warum finanzierte Max Cassirer die odenwaldschule?

                        ich denke, da gibt es mehreres

                        - er hatte endlich begriffen, dass er bei seiner tochter in sachen aus+bildung was falsch gemacht hatte

                        - er hatte endlich begriffen, dass er sie vom auto-didaktischen nachholen des versäumten nicht würde abhalten können

                        - er hatte endlich begriffen, dass er sie auch von der ehe mit Paul nicht würde abhalten können (nicht mal durch die drohung, sie zu enterben)

                        - er hatte begriffen, dass er Paul kein geld in die hand geben durfte, auch nicht als großzügige mitgift.

                        also tat er, was er tat: er steckte das geld in die schule, das projekt, das ihr gleich neben Paul am herzen lag.

                        dies fiel ihm umso leichter als diese schule eine ko-edukative und konfessionell ungebundene sein sollte. und ja auch wurde.

                         

                        auf all dieses habe ich hinweise gefunden. darauf, dass er damit Edith+Paul ermöglich wollte, kinder sexuell auszubeuten. fand ich keine.

  • Hier ein Auszug aus dem Portrait eines landeseigenen Internats in Sachsen:

     

    "An den meisten Wochenenden im Jahr sind wir zusammen im Internat. Am Samstag findet vormittags Unterricht statt. Mit der Schulversammlung am Mittag wird das Wochenende eingeläutet. Filme, Sport, Spiele, Exkursionen, Experimente welcher Art auch immer. Zum Ausgleich für den Unterricht am Samstag gibt´s öfter und länger Ferien. Alle drei bis vier Wochen sind wir zu Hause und haben richtig Zeit für Familie und Freunde."

     

    http://www.sankt-afra.de/zusammenleben/portrait.html

     

    Es war und ist mir schleierhaft, wie Jugendliche und Eltern das "aushalten". Zumal an dieser Schule die Freizeit soweit ich weiß, sehr rar ist, da die diversen Begabungen der Schüler/innen gefördert werden sollen und nicht zur Faulheit werden soll...

    • @Hanne:

      "Es war und ist mir schleierhaft, wie Jugendliche und Eltern das "aushalten"."

       

      Wer sagt, dass alle Jugendlichen und Eltern gern Zeit miteinander verbringen?

      • @Angelika Oetken:

        Kinder wünschen sich das immer, auch wenn sie die Realität dabei leider immer wieder einholt, doch ja, es ist bezüglich der Eltern ein sicheres Zeichen dafür, dass diese offensichtlich unter der Gegenwart ihres Nachwuchses leiden und es in " Wir wollen doch nur das Beste für das Kind" geschickt verpacken. Das Dilemma dabei: Die herrlich gemeinsame Zeit mit der Familie haben diese Eltern wohl selbst nie erlebt, oder höchstens einen antipathischen Abklatsch davon.

        • @lions:

          Es stimmt: die meisten Kinder hängen an ihren Eltern. Auch wenn diese nicht gut für ihren Nachwuchs sorgen.

          Manche halten aber auch lieber Distanz. Erst recht gilt das für Jugendliche.

          Einige der Ehemaligen der Odenwaldschule berichteten ja, dass sie auch am Wochenende und in den Ferien lieber dort blieben, als nach "Hause" zu fahren.

  • Dass die SchülerInnen die aktuell die Odenwaldschule besuchen, nun die Versäumnisse der Verantwortlichen ausbaden müssen, ist leider typisch für solche Fälle.

    "Die Schule brauchte zu lange, um den Missbrauch aufzuarbeiten" steht in der Überschrift. Wie sich das entwickelt hat, darüber wird auf der Homepage des Opfervereins "Glasbrechen" berichtet

    http://glasbrechen.de/

  • In dem Artikel ist doch eigentlich alles gesagt, was an dem Projekt heute nicht mehr zeitgemäß ist.

     

    Schon in der Einleitung wird klar, dass dort irgendwo am Arsch der Welt ein paar Jugendlichen ihrer Außenkontakte beraubt werden sollen, so dass keinerlei Gefahr mehr besteht, dass sie vor ihrem 18.Lebensjahr noch mit der Realität der Verelendung in den Städten zu tun bekommen. Einmal die Stunde ein Bus ins nächste Kaff. So bekomme ich jeden labilen Menschen, der dank HartzIV in den letzten Vierteln aufwachsen musste, zahm.

    Das ist überhaupt kein pädagogisches Konzept.

     

    Das ist nix anderes wie die ganzen Auslands-Maßnahmen für Jugendliche, bei denen diese außer dem Erzieher keine Bezugsperson haben und bei denen sich keine Tendenz zu z.B. Delinquenz überhaupt entwickeln kann. (Bei Auslandsmaßnahmen sogar noch vorteilhaft, weil es dann, wenn doch, wenigstens woanders passiert und nicht hier.)

    Und mit 18 ist dann nicht mehr die Kommune mit dem Jugendamt finanziell zuständig, sondern das Land mit seinen Jugendknast oder die Landschaftsverbände mit ihren Psychiatrien. Motto: Wenn der Mensch schon Kosten verursacht, dann bitte woanders, aber nicht bei meinem Kostenträger.

    Während sich andere Jugendhilfemaßnahmen wie die individualpädagogische Betreuung dann mit mangelnder Inklusion und infolgedessen den E-Schulen rumplagen müssen, ist eine Debatte darüber in der Reformpädagogik nie vorgesehen gewesen.

     

    Als ich in der 11.Klasse in Pädagogik die Reformpädagogik als pädagogisches Prinzip vorgestellt bekam, sagte ich auch schon, dass das nur Rumschwallerei war und selbst noch die normative Pädagogik eher schlüssig wäre wie das Geseiere.

     

    Um festzustellen, dass die Reformpädagogik unbrauchbar ist heutzutage, braucht man überhaupt nicht die Skandale der Odenwaldschule. Die halten nur von einer sinnvollen pädagogischen Debatte ab.

    • @Age Krüger:

      Reformpädagogik ist nicht zwingend mit Internatsunterbringung und der damit verbundenen Isolation, noch mit einem starren Festhalten an einem antiquierten Konzept verbunden.

      Ich glaube nicht einmal, dass das Konzept dabei vordergründig ist, wohl eher das Lehrpersonal, dass im günstigsten Fall auch an staatl. Schulen eine gute Ausbildung gewährleisten kann. Nicht zuletzt der Übernahme einzelner reformpädagog. Lehrmethoden wegen, wie man es jetzt auch häufiger dort finden kann.

      Ich kann größtenteils nur von der Reformschule meiner Kinder berichten, die sich keinem festen Konzept unterwirft, vielmehr eine Mischform aus Montesorri, Jenaplan Walldorf, orientiert am staatl. Lehrplan, praktiziert und sich freie Reformschule nennt. Es ist Gesamtschule mit Gymnasialstufe, in der Kinder, Eltern und Lehrer bis kurz vor Beendigung des Realschulabschluss nicht entscheiden müssen, ob das Kind das Abitur machen wird. Die Eltern sind pädagogisch und mitsprachlich sehr eng eingebunden und auch am Aus- und Umbau der Schule regelmäßig beteiligt. Die Schule besteht mit Erfolg seit 24 Jahren und die Anmeldungen sind jedes Jahr doppelt überzeichnet.

      Der Begriff Reformpädagogik taugt in keiner Weise für die Schublade und deren zwangsfreie Umsetzung wird, so befürchte ich, der Wellensittich unter den Spatzen bleiben müssen.

      • @lions:

        Ich räume ein, dass ich dies nur unter dem Gesichtspunkt der Hilfemaßnahmen für schwer verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche zuerst mal in außerschulischen Bereich betrachtet habe.

         

        Ich bin kein Lehrer und habe keine Ahnung von schulischer Didaktik, kann diese auch nur von außen beurteilen.

         

        Grundsätzlich ist imo alles gut, was das bescheuerte dreigliedrige Schulsystem in der BRD etwas reformiert, insofern ziehe ich meine Aussagen über Reformpädagogik im schulischen Bereich da zurück.

         

        ABER:

        Das Konzept der Odenwaldschule war ja eben, dass die Lehrkräfte auch die heimische Erziehung übernehmen. Und dafür sind die weder geschult noch halte ich es für sinnvoll, da die Distanz vollständig aufzuheben.

        Ich habe bessere Erfahrungen damit gemacht, wenn ein Heranwachsender mehrere Ansprechpartner hat.

        Das Fehlen dieser Pluralität der Bezugspersonen kann im Heimbereich schon eine Voraussetzung für solche Sachen wie sexuellen Missbrauch sein, aber auch aus anderen Gründen ist es imo pädagogisch nicht sinnvoll, nur die Lehrkraft als Bezugsperson zu haben, ebenso wie der Erzieher oder die Eltern nicht die einzige Bezugsoption des Heranwachsenden sein sollten. Da sehe ich im Konzept einer so abgeschlossenen Einrichtung wie der Odenwaldschule keine Zukunft.

        • @Age Krüger:

          Zweifelsfrei sind mehrere Bezugspersonen wichtig, was man ferner auch in "das ganze Dorf erzieht mit" wieder finden kann. Doch eine Hierachie sollte darin trotzdem vorherrschen, da im Umkehrschluss das Kind einen oder zwei existenziell Hauptverantwortliche benannt wissen will. Spricht man vom zuhause, ist genau dieser Umstand damit repräsentiert, viel weniger die Lokalität. Fehlt dieser Haltepunkt, werden sich m.E. latent Existenzängste im Kind manifestieren, die ein Leben lang bestehen. Desweiteren ist der familiäre Zusammenhalt, die letzte Bastion, gefährdet, sollte die Gesellschaft sozial fragile Zustände annehmen, denn auf diese ist das konsequent pluralistisch orientierte Kind festgelegt. Desweiteren halte ich Verantwortungspluralismus auch für eine Wiege der Anfälligkeit für totalitär- ideologische Anpassungsmechanismen.

          Wenn der familiäre Bezugspersonenkreis intakt ist, so ist es der Lebenskontrakt (natürl. Generationenvertrag), der wohl allen Stürmen standhält; Ist er es nicht, muss immerwieder die Gesellschaft einspringen und die macht es zu oft grottenschlecht, respektive nutzt dieses aus.

          • @lions:

            Das ist mir jetzt auch ein bisschen sehr theoretisch.

            Neben den Erziehenden gibt es ja auch noch Erziehungsinhalte. Und da schätze ich, dass Eltern, Erzieher oder sonstige Bezugspersonen, die totalitäre Strukturen vertreten (oder sogar vorleben) wesentlich größere negative Auswirkungen haben können wie es mehrere auf das Kind einwirkende Erziehende haben können.

            Das Ganze wird jetzt aber zu fachspezifisch. Es ist zum einen sehr wohl von der Entwicklungsstufe des Einzelnen abhängig (Ein Kind in einer der Trotzphasen braucht tatsächlich oftmals EINE konkreten Bezugsgruppe, an der es messen kann, was seine Bedürfnisse und was die der anderen sind.). Im Rahmen der weiteren Entwicklung (Hier im Artikel wird ja schon von älteren Jugendlichen auch gesprochen.) ist es durchaus möglich, im Rahmen der kritischen EW dem Heranwachsenden auch zu vermitteln, dass er mehrere Wahlmöglichkeiten für sein Handeln hat.

            Das Ganze hört sich aber wirklich in der Theorie leichter an als es ist. Bei Heranwachsenden mit schwierigem Verhalten muss man dann u.U. auch ofters mal sehr starke Auseinandersetzungen durchfechten, bis da ein Ziel erreicht ist.

            Da habe ich dann auch wieder Probleme mit dem Odenwaldkonzept. Lehrer sind es gewohnt, einer Gruppe gegenüber zu treten und sich nicht auf eine 1:1-Auseinandersetzung einzulassen.

            • @Age Krüger:

              Da zitiere ich mich mal selbst:"Ist er es nicht, muss immer wieder die Gesellschaft einspringen und die macht es zu oft grottenschlecht, respektive nutzt dieses aus."

              Der Umstand der Fehlerziehung der Eltern kommt leider zu oft vor und dann greift, klar doch, die Erweiterung des Bezugspersonenkreises. Es handelt sich also um ein Familien-Ideal, von dem schreibe, das aber keinesfalls utopisch ist, noch selten vorkommt. Soll heißen, jede überbordende Einflussnahme auf das Kind von außen, bedingt durch Freigabe der Eltern, wertet das Kind als fehlendes Engagement der Elternteile, dass dem Anspruch entspringt: " Ich bin ein Wunschkind meiner Eltern". Zu theoretisch kommen mir dabei Grenzziehungen, wie Trotzphase und Puppertät vor, aber es lässt sich sicher sagen, eine Abnahme des kindl. Anspruchs mit zunehmenden Alter findet statt.

              Wir alle wünschen/wünschten uns den vollen Einsatz unserer Eltern, natürlich ohne das diese sich dabei zum Deppen machen. Das Engagement der Eltern wird in Bezug auf die Bildung von Selbstvertrauen m.E weit unterbewertet.

          • @lions:

            Rechtschreibung bitte großzügig übersehen.

    • @Age Krüger:

      nen paar steile behauptungen, tät ich mal sagen.

       

      also... wer aus ober-hambach bzw. der odenwaldschule nicht wegkommt, der-die-das muß schon recht dabbisch sein. von owwer- nach unner-hambach sind's schlappe 2,5 km, und damit ist mensch schon in heppenheim. mer kann natierlich stattdessen auch weiter in den odenwald reinlaufen... awwer bis zum arsch der welt hat mer da noch einiges zu laufe - es sei denn, mann kommt aus ner metropole, ner sogenannten, und verwechselt urbanität mit welt.

      da gibt es andere internate in insellage, aus denen zu entweichen wesentlich schwieriger sein dürfte. ich frag aber gern bei den mir bekannten oso-schülerinnen nach, ob es da irgendwelche physischen hindernisse gab.

       

      um als zögling der öffentlichen hand in der oso zu landen, braucht/e es schon einiges an glück. in der regel landeten die buuwe unn määdscher im erziehungsheim - was auch heute noch bedeutet: im schlimmsten fall in einer haasenburg und eben nicht in der abenteuer-pädagogik.

       

      was die sog. reformpädagogik gern für alle umgesetzt gesehen hätte, weiß ich nicht. wie ich auch nicht weiß, ob sie nur ein eliten-projekt war.

      ich weiß nur: als ich in der 11.klasse war, erprobte ich das kurs-system und diskutierte in family wie schule summerhill. aus proletarischer+zunehmend feministischer perspektive.

       

      jegliches pädagogische prinzip läuft auf anerkennung von autorität hinaus. um das zu wissen, brauche ich die skandalisierung irgendwelcher schulen nicht.

      • @christine rölke-sommer:

        "jegliches pädagogische prinzip läuft auf anerkennung von autorität hinaus. um das zu wissen, brauche ich die skandalisierung irgendwelcher schulen nicht."

         

        Nanana! Es gibt ja nun durchaus Richtungen wie kritische EW, die zusammen mit marxistischer Emanzipationspädagogik schon Ansätze geben, dass man in der Zielrichtung zumindest nicht auf Unterwerfung hin arbeiten muss.

         

        Aber ich verteidige auch keine anderen Internate. Es mag sogar für den ein oder anderen günstig sein, in einem Internat zu leben. In den Kibuzzen sind sehr erfolgreiche Erziehungsmodelle verwirklicht wurden.

         

        Persönlich halte ich jedoch für die meisten Menschen, um die sich die öffentliche Hand meint, kümmern zu müssen, eher individualpädagogische Maßnahmen geeignet, die in einem Kontext weitestgehender Normalität wie eben auch Lebensort gewähreleisten.

         

        Worauf man aufpassen muss, ist auch im Zusammenhang mit den Skandalen um die ODS, dass die Debatte nicht im Rahmen der neokonservativen Debatten ausgenutzt wird, um autoritäre Führungsstile und auch folgemäßig geschlossene Einrichtungen zu fordern, genutzt wird. Wie dies z.B. leider jetzt von den Grünen in Hamburg gemacht wurde.

  • "Die ehemaligen Träger und Propagandisten der OSO UND die Aufsichtsorgane des Staates müssen verpflichtet werden den Schulbetrieb unter der Weiterfinanzierung auslaufen zu lassen, bis die letzten Schüler abgeschlossen haben."

     

    Guter Vorschlag.

     

    Ist denn eigentlich klar, wem das auf 30 Millionen Euro im Wert geschätzte Gelände gehört? Das könnte man beleihen und später verkaufen, um damit den Schulbetrieb so lange fortzusetzen, bis alle Schüler die Schule abgeschlossen haben. UND die Opfer einigermaßen angemessen zu entschädigen.

    • @Angelika Oetken:

      ob wirklich wer ganz genau wissen will, wer rechtmäßiger eigentümer des grundstücks ist?

      ich bezweifle das.

      könnte nämlich sein, man müßte dann erben von verfolgten des nazi-regimes entschädigen. vor allem anderen.

      • @christine rölke-sommer:

        "könnte nämlich sein, man müßte dann erben von verfolgten des nazi-regimes entschädigen. vor allem anderen."

         

        Ja wäre durchaus möglich. Und um so wichtiger, dass sich das Geld dann nicht irgendwer unter den Nagel reißt, sondern Leute, denen es zusteht.

  • Kann hier niemand die Not und Angst der letzten Schüler (als letzte Opfer) verstehen?

     

    Die ehemaligen Träger und Propagandisten der OSO UND die Aufsichtsorgane des Staates müssen verpflichtet werden den Schulbetrieb unter der Weiterfinanzierung auslaufen zu lassen, bis die letzten Schüler abgeschlossen haben.

     

    Viele Foristen setzen sich auf hohe Roß der Rechthaberei. Eklig, im Bezug auf die Schüler so zu denken.

     

    Zum Kernproblem:

    Alle Schullformen streben nach DRESSUR. Wenn heute die Armee / Wehrmacht (Bundeswehr genannt) in die Schulen gelassen wird soll auch nur Kanonenfutter dressiert werden; für die Konzerne.

     

    Oder wenn ich über die Deformationsanstalten für "Schwererziehbare" lese, so sehe ich klar Kindesmißbrauch. Will Hamburg nicht weiter Kinder einsperren?

     

    Oder, liebe taz, darf ich so etwas nicht schreibem?

  • "An der OSO selbst glauben viele, dass die Schule nur eine Chance braucht, um zu beweisen, dass sich viel geändert hat."

     

    Auch diese Hoffnung ist Ergebnis des gut gepflegten Mythos bzw. der Verschwiegenheit darüber, dass die Landerziehungsheime/Reformschulen immer am Rande des Zusammenbruchs standen. "Doch die Geschichte aller dieser Heime handelt von ständigen Krisen, immer neuen Sezessionen und finanziellen Rückschlägen, auch heftigen inneren Auseinandersetzungen und mehr oder weniger gut verdeckten Skandalen. Die pädagogische Idylle, die theoretisch immer angenommen wurde, hat zu keinem Zeitpunkt existiert." (J.Oelkers, "Eros und Herrschaft - Die dunklen Seiten der Reformpädagogik", 2011, S. 126)

    • @Lilly Maier:

      "......dass die Landerziehungsheime/Reformschulen immer am Rande des Zusammenbruchs standen."

      Die mit einem Schrägstrich versehene Verallgemeinerung ist wie die Verallgemeinerung der völlig unterschiedl. Reformkonzepte der Schulen ein Paralogismus, der sich durch Ihre Beiträge zieht.

      Landeserziehungsheime in ihrer abgeschiedenen, Eltern-entziehenden Art, die Ersatz-Bezugspersonen mit psycho-pathologischem Hintergrund offenbar anzieht, haben nur wenig mit offenen, reformpädagog. Ganztagsschulen und schon gar nichts mit den davon weit abweichenden Konzepten zu tun.

      Auch Ihr geschätzter Herr Oelkers liest sich wie ein Kampf gegen den schädl. Kohlweißling, dem aus Unwissenheit oder wissentlich alle anderen unschädl. Schmetterlingsarten zum Opfer fallen sollen.

      Stellen Sie alle Formen der Reformpädagogik in Zusammenhang zu den Ereignissen an der OSO, sollten Sie das gut begründen und im gleichen Kontext Missstände an staatl. Schulen einbeziehen. Soviel Schublade, wie in diesem Faden, kriegt man wirklich selten zu lesen.

    • @Lilly Maier:

      Interessant dazu auch http://www.ife.uzh.ch/research/emeriti/oelkersjuergen/vortraegeprofoelkers/vortraege2012/ZuerichErosdef.pdf

       

      "Das idealistische Konzept der „Erziehungsgemeinschaft“ liess nichts Anderes zu, der Blick auf die Gefahren war ideologisch verstellt, was nicht sein sollte, durfte es auch nicht geben. Das erklärt, warum es in keinem der Heime nahe lag, Massnahmen zur Prävention zu entwickeln, obwohl die Geschichte der Internate genau das hätte nahelegen müssen. Aber auch diese Geschichte wurde schöngeredet. Landerziehungsheime sollten einfach Internate der neuen und ganz anderen Art sein, Missbrauch wurde vom Konzept her ausgeschlossen. Die gute Idee würde dafür schon sorgen." (S. 18)

  • Es ist davon auszugehen, dass es unter dem Deckmantel der „Reformpädagogik“ weit mehr Fälle sexueller Gewalt gegen Schülerinnen und Schüler gab. Immer wurde darauf solange es nur ging mit Schweigen, Wegschauen, Herunterspielen und Vertuschen reagiert. „Der pädagogische Eros“, schreibt Oelkers, „war dabei das Theorem der Rechtfertigung wie des Wegschauens gleichermaßen. Es war das perfekte Alibiargument“. Und funktioniert bis weit in unsere Zeit hinein. Auch deshalb vergingen nach „dem ersten Hilfeschrei Betroffener noch einmal unfassbare 11 Jahre, bis der Skandal öffentlich wurde“. Weil bis heute – aus ganz unterschiedlichen, aber mächtigen Interessen – lieber der Mythos gepflegt als sich mit den Tatsachen beschäftigt wird. Diese Gefahr ist weiter aktuell. Nicht nur hinsichtlich der „Reformpädagogik“. Auch andere Ideologien und „Befreiungsbewegungen“ (Wandervögel, „sexuelle Revolution“, Pro-Pädophile Strömungen in den 1980ern, usw.) verdecken (noch) die zahlreichen Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder in ihren Reihen bzw. unter ihrem Mythos.

    • @Lilly Maier:

      hoffentlich übersehen Sie dabei nicht die vielen anderen Deckmäntel, die ohne „Reformpädagogik“, sondern nur mit „Pädagogik“, real noch nicht einmal mit überhaupt einer aufwarten.

    • @Lilly Maier:

      Ihr Hinweis ist wichtig.

       

      Die Liste der UnterstützerInnen der Odenwaldschule ist lang. Und es befinden sich viele Menschen darunter, die als wichtig, besonders und verehrungswürdig gelten. Unter Anderem der kürzlich verstorbene Richard von Weizsäcker, der seinen Sohn Andreas auf die Odenwaldschule schickte, obwohl dieser sie hasste.

      Vielleicht ist es auch das, die Fähigkeit ganz besonders gut wegschauen zu können, was die Fans der Odenwaldschule respektive der Reformpädagogik eint.

      Eine Identifikationsfigur, ein - scheinbar- ideales Modell ist ja auch immer eine Projektionsfläche. Für alle, die gern etwas Besonderes wären, aber einfach nur durchschnittlich sind. Und denen das nicht reicht.

  • Nicht erst „ein Kreis um den renommierten Reformpädagogen und langjährigen Schulleiter Gerold Becker verübte unter dem Deckmantel der „Nähe zum Kinder“ diese Verbrechen“ Sexuelle Übergriffe von Lehrern an Schülerinnen und Schülern waren von Anfang an Teil der „Reformpädagogik“. Von 1918 bis 1935 war Otto Kiefer Lehrer an der Odenwaldschule, ein bekannter Publizist u.a. von pro-pädophilen Schriftwerken. An der OSO wurde 1933 der Lehrer Erich Schramm unter Hinweis auf mögliche Missbrauchsfälle entlassen. Hermann Lietz, Gründer des ersten Landerziehungsheims „Ilsenburg“, hatte „ein deutlich erotisches Verhältnis zu bestimmten Schülern“, und fühlte sich isb. „zu den Zehn- bis Zwölfjährigen hingezogen“ (Oelkers). Gustav Wyneken, Leiter der Freien Schulgemeinde Wickersdorf, hatte ebenfalls eine „Vorliebe für Knaben“ und wurde nicht nur einmal offen der sexuellen Übergriffigkeit gegenüber Schülern bezichtigt. 1921 wurde er sogar wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Ab 1914 war Ernst Schertel Lehrer in Wickersdorf. Er war u.a. „Pionier des Nackttheaters“ und musste die Schule 1916 verlassen, weil er den Schülern „die menschenbildende und kulturfördernde Kraft der mannmännlichen Liebe“ nahebringen wollte. An derselben Schule (Wickersdorf) lehrte Georg Hellmuth Neuendorff, der 1924 wegen schweren sexuellen Missbrauchs zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde. 1931 wurde Joachim Georg Boeckh aus Wickersdorf wegen „sexueller Verfehlungen“ entlassen. Über sexuellen Missbrauch im Landerziehungsheim Haubinda berichtet u.a. der Theaterwissenschaftler A.-G. Kuckhoff. Der Spitzensportler Otto Peltzer unterrichtete von 1926 bis 1933 in Wickersdorf und musste die Schule wegen sexuellen Missbrauchs an zwei Schülern verlassen. 1935 stand er wegen Sittlichkeitsverbrechen in acht Fällen vor Gericht.

    • @Lilly Maier:

      Naja, TäterInnen bieten sich in der Ausübung pädagogischer Berufe ideale Tatorte. Dass Pädokriminelle in psychosozialen Berufen vermehrt anzutreffen sind, ist unter ExpertInnen bekannt.

      Neben der Frage, inwieweit die Reformpädagogik eigentlich lediglich die Ausgeburt pathologischer Interessen eines Teils ihrer Entwickler ist, finde ich es wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, warum sie so viele Fans hat(te). Die Reformpädagogik prägte lange Zeit die pädagogischen Wissenschaften an sich.

       

      An sich ein Witz, denn wenn man liest was Gerold Becker und Co. da zusammen geschrieben haben, dann ist das zwar akzeptable Prosa. Aber ansonsten ziemlich substanzlos. Kaum etwas Konkretes drin, aber dafür viel idealisierte, ethische Phrasierungen. Vielleicht war es das, was das Publikum lesen und hören wollte. Ein Phänomen wie in der Religion. Alle wissen, dass die Geschichten nicht stimmen, sie schenken aber ein gutes Gefühl.

      • @Angelika Oetken:

        Warum Reformpädagogik, ist die Frage, die sich stellte und stellt, weil es eben damals wie heute ein starres, staatliches Schulsystem gibt, indem übrigens auch sexuelle Übergriffe und psychische Gewalt anderer Art vorkommen.

        Auf die Reformpädagogik mit dem Holzhammer drauf zu hauen, geht glaube ich, an der Realität vorbei, oder können Sie schwerwiegende Fehler am Konzept einer M. Montesorri feststellen.

        Meine Kinder gehen sehr gern an eine freie Reformschule und ich denke, man sollte nicht über etwas urteilen, was man sich lediglich nach Fehlern suchend erlesen hat, um zum Schluss zu kommen, diese Eltern möchten sich doch bloß für etwas besseres halten.

        Hiesige Reformschule nimmt im übrigen regelmäßig und mit Erfolg Schüler auf, die an umliegenden staatl. Schulen scheitern; quasi als Abort der Betonpädagogik.

        • @lions:

          Ist die Frage, welche Zusammenhänge es zwischen den Idealen und Konzepten der Reformpädagogik und der Missbrauchskriminalität, die nicht nur an Einrichtungen wie der Odenwaldschule betrieben sondern von einigen Wortführern auch noch pädagogisch verbrämt und gerechtfertigt wurden nicht berechtigt?

           

          Außerdem sollten alle, die sich der Reformpädagogik zurechnen und Anno Dunnemals Becker und Co. zujubelten, ruhig mal Stellung beziehen. Erst dann kann doch abgeschätzt werden, inwieweit sie mitverantwortlich sind bzw. sich mitschuldig gemacht haben.

          Und erst durch selbstkritische Reflexion der Zusammenhänge können doch ähnliche Fehler für die Zukunft vermieden werden.

          • @Angelika Oetken:

            Natürlich ist diese berechtigt, das stelle ich nicht außer Frage, doch alles in einen Topf geht eben nicht. Die, die Bäcker & Co beipflichteten, werden Sie hier nicht zu Gehör bekommen, aber eben diese, die mit derart "Reformpädagogik" über einen Kamm geschoren werden sollen.

            Mehr als ein Augenmerk haben Einrichtungen mit Internatsunterbringung nötig, bei der nicht nachvollziehbar Eltern ihren Kindern lange Trennungszeiten zumuten, ja sogar Eltern-Kind-Entfremdung zu befürchten ist. Bei Missbrauch wird eine vertrauliche Öffnung der Kinder zu Eltern schwer behindert und die Bezugsperson könnte zunehmend der Missbrauchstäter werden.

            Das ist das ausschlaggebende Moment für die Geschehnisse an Einrichtungen wie der OSO; Die Gefahr der Entstehung einer sektenartigen Parallelwelt.

            Das alles kommt bei einer zeitlich regulären Schule, welcher Couleur auch immer, wohl selten vor.

            • @lions:

              selten?

              keine ahnung.

              aber in diesem fall

              http://www.echo-online.de/region/darmstadt/Missbrauchsopfern-soll-geholfen-werden;art1231,6134369

              http://www.taz.de/Aufklaerung-sexuellen-Missbrauchs/!156676/

              ziemlich ausgedehnt.

              das Woog-viertel in DA ist mir als früherer bewohnerin des wate-verddels nie als problem-viertel, sozialer brenn-punkt oder dergleichen bekannt geworden. die dysfunktionalität der dort lebenden familien besteht eher darin, dass papa an der TH (heute TU) was technisches lehrt und mama den berühmt-berüchtigten ikebana-kurs an der VHS besucht als dass papa arbeitslos oder im knast und mama schwarz putzen geht.

              wie in der odenwaldschule besteht der 'skandal' auch hier darin, dass ein kind auch heute noch sieben erwachsene ansprechen muß, bis ihr/ihm geglaubt wird.

               

              ach so, ja... über diesen fall las ich erstmals vor einem knappen jahr bei einem meiner DA-besuche ausführlich im darmstädter echo.

              bedeutet alles in allem:

              der prozess gegen den lehrer war dem blatt im jahr 2005 vermutlich nicht mehr als eine kurzmeldung wert.

              versuche 'überlebender', die schule zu aufarbeitung zu bewegen, stießen auf wenig gegenliebe. schule wie schulamt bis ins kultusministerium blockten ab.

              erst 2014 kam bewegung in die geschichte - die 'überlebenden' waren massiv an die öffentlichkeit gegangen.

              rufe, die elly-heuss-knapp-schule zu schließen, mindestens aber umzubenennen, habe ich bis heute nicht gehört.

              mann ist ja auch fein raus - nannte der lehrer sich selbst doch einen reformpädagogen. womit die schuldigen fest-stehen: im zweifel die wandervögel, die 68-ger und die grünen. *kopfbatsch*

  • Was mich an diesem Artikel stört, ist, dass er wieder versucht, die (angeblich) „reine Theorie“ der Reformpädagogik, bzw. des Lernkonzepts an der OSO („Jedes Kind als Persönlichkeit angenommen, begleitet und liebevoll inspiriert durch Pädagogen, die sich der „Neuen Erziehung“ verpflichtet sehen“) von der übergriffigen Praxis zu trennen. Es wird erneut der Mythos gepflegt, und übersehen/geleugnet, dass die Gründerväter ihn nur mit dem Zweck geschaffen haben, individuelle Bedürfnisse und Persönlichkeitsdefizite zu kompensieren. Paul Geheeb hätte ohne seine (zweite) Ehe mit Edith Cassirer, Tochter aus reichem Hause, gar keine Odenwaldschule gründen können. Sein Schwiegervater Max Cassirer hat das Grundstück im Odenwald gekauft, den Bau der Häuser und die Schulgründung finanziert sowie von Beginn an bis über mehr als 20 Jahre rund 1,5 Millionen Mark in das Überleben der Odenwaldschule gesteckt. Es ist mehr als fraglich, ob Geheeb und andere „Reformpädagogen“ von ihren Persönlichkeiten her überhaupt in der Lage waren, die schwülstigen Idealisierungen der reformpädagogischen Erziehung (= Theorie und Mythos) tatsächlich umzusetzen (= Praxis). Geheeb wird (u.a. von Oelkers) als Machtmensch portraitiert, der die Menschen um sich herum zu manipulieren und notfalls auch zu dominieren wusste. Dass dies nicht selten mit einer äußerlich schillernden bzw. charismatischen Persönlichkeit einhergeht, ist keine Neuigkeit mehr. Auch seine Beziehungs- und Erziehungsfähigkeit darf in Frage gestellt werden: Geheeb pflegte intensive außereheliche Verbindungen, die er aber oft auch wieder sehr abrupt und rücksichtlos beendete. Er hatte laut Oelkers unter den Mitarbeiterinnen und älteren Schülerinnen „immer Lieblinge“, der Umgang mit ihnen wird von anderen Autoren als „übergriffig“ bezeichnet (s. Oelkers, S. 201).

    • @Lilly Maier:

      Max Cassirer kann ja kein dummer Mann gewesen sein. Warum hat er wohl seinen Schwiegersohn so lange subventioniert? Und was fand seine Tochter Edith an dem Waldschrat Geheeb so faszinierend?

       

      Ich habe auch den Eindruck, dass wir es bei der ganzen Odenwaldschulsache mit einer lehrbuchhaften Pathologie zu tun haben.

       

      Womöglich eine Art Druckstock für tausende von Familienschicksalen, die sich von Oberhambach magisch angezogen fühlen, weil sie sich wieder erkennen?

       

      Und da Leute, die aus dysfunktionalen Familien stammen so häufig anecken finden sie sich dort an der Odenwaldschule und in seinem Netzwerk zusammen? Verteidigen deshalb ihr Nest mit Zähnen und Klauen?!?

       

      Hat ein bisschen was von einer Selbsthilfegruppe, der man den Treffpunkt wegnimmt.

      • @Angelika Oetken:

        So, und jetzt bitte wieder etwas weniger pauschale Diffamierung der Schüler.

        • @Karl Kraus:

          Verantwortlich sind die Erwachsenen, nicht die SchülerInnen. An Erstere richtet sich meine Kritik, an Letztere gehen meine Hinweise.

          Die Muster in verschiedenen Missbrauchergefügen weisen übrigens mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede auf.

          Auch in Familien läuft es oft so: Idealisieren statt Realitäten anerkennen, Kuschen und Gewähren lassen statt Grenzen setzen. Opfer sind immer die Kinder.

      • @Angelika Oetken:

        ein "dummer Mann" war Max Cassirer wahrhaftig nicht.

        http://www.exilarchiv.de/DE/index.php?option=com_content&view=article&id=3208%3Acassirer-max&catid=45&lang=de

         

        und nun können wir fragen, welche+wessen "lehrbuchhafte Pathologie" sich hier heute mal wieder austobt.

         

        mfg

        christine rölke-sommer

        berlin-kreuzberg

        1-ne von millionen...

        • @christine rölke-sommer:

          Danke für den Hinweis Frau Rölke-Sommer,

           

          Das Lebenswerk und die Biografie des Max Cassirer zeigen doch, dass es sich lohnen würde, näher zu untersuchen, was Menschen wie ihn an der Ideologie der Reformpädagogik so angezogen hat.

          Oder ob es vielleicht ganz banale Gründe waren, die Max Cassirer veranlasst haben, einen Teil seines Vermögens in das Schulprojekt seines Schwiegersohns zu stecken. Das ja ohne die Umsicht und den Arbeitseinsatz von Edith Cassirer sowieso nichts geworden wäre. Sie war ja für das praktisch-organisatorische zuständig.

          • @Angelika Oetken:

            was/wie verstehen Sie denn unter "Menschen wie ihn"?

            • @christine rölke-sommer:

              gebildet, vermögend, einflussreich

              • @Angelika Oetken:

                mir scheint, Sie haben Cassirers biographie nicht so ganz verstanden.

                • @christine rölke-sommer:

                  Was soll ich nicht verstanden haben?

                  • @Angelika Oetken:

                    Genügt es nicht für die Betrachtung eines Mäzen zunächst einmal die gute Absicht anzunehmen, etwas sinnvoll Erscheinendes fördern zu wollen?

                     

                    Ob dieses Sinnvolle ihn, den Herrn Cassirer, in einem Ausmaß bestimmt und beschäftigt hat, dass hierbei von einer Ideologie gesprochen werden muss, der er erlegen sein könnte, was sich aus seiner Biographie und seinem Schaffen ergebe, müsste schon belegt werden, damit diese These zunächst einmal nicht als bloßes wildes Gerücht abgetan werden muss.

                     

                    Welche Anhaltspunkte haben Sie bei diesem offenbar vielbeschäftigten Mann ausgemacht, außer zusätzlich auch noch seiner Tochter vielleicht geholfen zu haben?

                     

                    Ich kann mir nicht vorstellen, er hätte beabsichtigt, dass sich ein paar Kerle an Kindern vergehen können sollten.

                    • @Tecumseh:

                      "Ich kann mir nicht vorstellen, er hätte beabsichtigt, dass sich ein paar Kerle an Kindern vergehen können sollten."

                       

                      Das wäre eine ganz grobe Verfälschung dessen, was ich meine.

                       

                      In dem reformpädagogischen Gefüge gab es ein paar Protagonisten die viel daran gesetzt haben, für sich und ihre Kumpane Bedingungen zu schaffen, die es ihnen erlauben Heranwachsende sexuell ausbeuten zu können. Die haben das weitaus blümeranter formuliert. Lilly Maier hat ja oben schon entsprechende Quellen angegeben.

                      Aus unserer heutigen Draufsicht ist das alles unübersehbar.

                      Wie sich die Sache für die damals Beteiligten darstellte, darüber wissen wir noch nicht genug, um ihre Motivationen einschätzen zu können.

                       

                      Was an der Odenwaldschule und an anderen Einrichtungen geschah, kann sich durchaus unter anderen Vorzeichen wiederholen.

                       

                      Eine möglichst umfassende Aufklärung und Aufarbeitung ist deshalb angezeigt.

                      • @Angelika Oetken:

                        nein, nicht grobe verfälschung, sondern auf den punkt nachgefragt, ob Ihnen eigentlich klar ist, wie Sie Cassirers gründe, ein schulprojekt von tochter nebst derem gatten finanziell zu unterstützen, in ein zwielicht stellen.

                        wobei Sie in der abwehr der nachfrage dieses ins zwielicht stellen wiederholen, ja sogar noch verstärken.

                        ich erspare Ihnen und mir, Ihnen aufzuzählen, welche ressentiments im einzelnen Sie da aufrufen.

                        ich gebe nur zwei hinweise.

                        1- ein filmischer kulminationspunkt dieser ressentiments war der film Jud Süß.

                        2 - Edith Cassirer könnte an Geheeb "gefunden" haben, dass er ein bißchen wie Tolstoi aussah.

                         

                        und zum unübersehbaren: da nie auszuschließen ist, dass irgendwelche protagonisten viel - und das können schon mal ein paar millionen irgendeiner währung sein - daran setzen, "für sich und ihre Kumpane Bedingungen zu schaffen, die es ihnen erlauben Heranwachsende sexuell ausbeuten zu können" gerät alles unter verdacht. weshalb wir nicht nur kindergarten+schule in gänze abschaffen, sondern familie als DEN ort der sexuellen ausbeutung von kindern bis 18 ganz grundsätzlich (hierzulande grundgesetzlich) verbieten sollten.

                         

                        ps: blümerant hat nix mit blumen zu tun, sondern alles mit bleumourant.

                        • @christine rölke-sommer:

                          Was hat meine ursprüngliche Frage mit irgendwelchen Ressentiments zu tun?

                           

                          Und wer soll die haben?

                           

                          Ich schätze Ihre Beiträge eigentlich, weil Sie beim Formulieren wenig Rücksicht auf die üblichen Höflichkeitsfloskeln legen. Was die häufig ziemlich originell sein lässt.

                           

                          Jetzt werden Sie aber ziemlich platt. Wenn ich das mal so direkt ausdrücken darf.

                          • @Angelika Oetken:

                            was, bitte-schön, ist denn "ziemlich platt" daran, dass/wenn ich Sie darauf aufmerksam mache, welcher art tretminen Sie gelegentlich auslegen?

                            ich schrieb ganz bewußt: ressentiments aufrufen.

                            und nicht: ressentiments haben.

                            ich möchte Ihnen nämlich solcherart ressentiments garnicht unterstellen.

                            sondern 'nur' darauf aufmerksam machen, in welches fahrwasser so etwas wie unterschübige motivationsforschung und rede von "Protagonisten (...) Kumpanen" geraten kann.

                            für Ihre "protestantische Mafia" gilt das übrigens gleicherweise. bloß dass Sie da nicht antisemitismus 'aufrufen' sondern antikommunismus.

                            • @christine rölke-sommer:

                              Doch Sie unterstellen mir hier etwas.

                               

                              Es kann schon sein, dass Cassierers jüdische Herkunft eine Rolle spielte, als er sich entschied das Schulprojekt seines Schwiegersohns zu subventionieren. Aber das könnten nur Leute beurteilen, die über die notwendigen Informationen verfügen.

                               

                              Meine ursprüngliche Frage bezog sich nicht auf den Glauben von Max Cassierer, sondern darauf, was seine Motivation war.

                              • @Angelika Oetken:

                                ichsachmaso: ich hatte Ihnen ganz ohne hintergedanken etwas mehr an kenntnis deutscher geschichte unterstellt.

                                • @christine rölke-sommer:

                                  Werden Sie doch in der Hinsicht ruhig mal etwas konkreter. Es könnte zur Klärung der Grundfrage beitragen. Also: welcher Zusammenhang besteht zwischen der deutschen Geschichte und Max Cassirers Engagement für das Schulprojekt seines Schwiegersohns?

                                  • @Angelika Oetken:

                                    ich versuch's etwas weiter unten.

                        • @christine rölke-sommer:

                          Blümerant, wenn auch umgangssprachlich und aus dem erwähnten französischen kommend, gilt im deutschen Wortschatz so als anerkannt, ähnlich wie todschick und seinem franz. Ursprung tout chic.

                          • @lions:

                            und was bedeutet

                            "Die haben das weitaus blümeranter formuliert."

                            nun auf umgangssprachlich?

                            "die haben das weitaus kotzübler formuliert"?

                            • @christine rölke-sommer:

                              Ferner könnte man Frau Oetkens Formulierung mit "übel" gleichsetzen, wenngleich hier der Gemütszustand als Passivform natürlich semantisch nicht ganz sitzt.

                            • @christine rölke-sommer:

                              Jo, einer der Fälle, die sich vermutlich und hoffentlich nicht flächendeckend übers Land ziehen, doch weiterhin wohl nicht auf eine Schulform begrenzt bleiben.

                               

                              Mir fällt da der Fall an der N. Mandela- Schule in Wilmersdorf vor paar Jahren ein; Ein Ereignis, in dem Fall an einer staatl. Schule, das hin und wieder in den Schlagzeilen gerät. Trotz allem würde ich bei Tagesschulen in Hinblick auf die Gesamtzahl immer noch von selten sprechen.

                              • @lions:

                                Sie haben sich wohl etwas vertan und meinen eigentlich meinen hinweis auf den fall in DA, oder?

                                wie geschrieben: keine ahnung wie ja oder nein selten.

                                wenn ich mir allerdings vor augen halte, wie oft (falls überhaupt) über prozesse in form von kurzmeldungen berichtet wird - und welche mühe es immer mal wieder macht, solch einen prozess überhaupt in gang zu bringen, dann ... könnte es gut sein, dass der eindruck "selten" täuscht.

                                 

                                zurück nach DA: wenn der dort zuständige minister über ein jahr braucht, bis er endlich eine untersuchung von schul+behörden'verhalten' zusagt, dann vermittelt mir das eine ahnung, wie wenig lust man auf die untersuchung/aufarbeitung von staatlicher schule als tatort hat. nämlich noch weniger als bei privatschule, egal ob mit oder ohne internat.

                                für andere institutionen dito, bis hin zur institution familie. dieses besondere gewaltverhältnis erwachsener über kinder möchte nämlich keine einer angekratzt sehen.

                                da ist der täter dann der böse onkel. bei schulen ist der täter die wandervögel, die 68-ger, die grünen.

                                nachzulesen in http://www.taz.de/Sexuelle-Gewalt/!156292/

                                zu dem dort angeführten Hans Blüher hab ich mal bei wiki nachgeguckt: von wegen keine aufarbeitung! allerdings werden männerbündische gruppen kaum Ulrike Brunotte lesen - und ob Füller sie und falls ja mit verstand gelesen hat?

                                • @christine rölke-sommer:

                                  Wenn das mal nicht ne ordentlich empirische Studie mittels Erhebung von diesbezüglichen Polizei- und Gerichtsakten wert ist, um erstmal gängige Verdachtsgruppen zu entlasten und es als gesamtgesellschaftl. Phänomen zu kennzeichnen. Doch davor müsste ja doch ein ernsthaft staatl. Interesse daran bestehen.

                                  • @lions:

                                    das geht nicht. dann wäre das thema ja für wahlkrampf und vergleichbare schlammschlachten verbrannt.

  • Was die Kinder und Jugendlichen betrifft, die derzeit die Odenwaldschule besuchen. Für Diejenigen unter ihnen die wirklich von dieser Schule profitieren, ist es sicherlich erstmal bitter wenn sie schließt. Allerdings ist so etwas auch eine Chance. Darauf, es vielleicht doch noch einmal auf einer Regelschule zu versuchen. Oder einen Weg zu finden, mit den Eltern oder anderen Angehörigen zusammen zu leben. Jedes Mitglied unserer Gesellschaft hat zuerst mal die Verantwortung, in ihr einen Platz zu suchen. Dabei kann niemand für sich beanspruchen, dass die Umwelt sich an den eigenen Bedürfnisse orientiert. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Das hat weniger mit Anpassung, als mit einem Abbau einer egozentrischen Perspektive auf die Welt zu tun. Die eigenen Bedürfnisse zurückstellen können. Einsicht in Notwendigkeiten. Kompromisse schließen.

     

    Es war die Selbstverliebtheit der Verantwortlichen, die zu einer Fahrlässigkeit führte, die es den TäterInnen um Gerold Becker ermöglichte, die Lebensperspektiven Hunderter OdenwaldschülerInnen zu zertrümmern. Viele dieser Menschen hat es ihr Leben gekostet. Einige sind schon sehr jung gestorben. Nicht bei allen sind die Umstände ausreichend aufgeklärt.

    • @Angelika Oetken:

      an dieser Stelle, da ich Ihnen die Antwort auf Frau Rölke-Sommer nicht erschweren möchte.

       

      Sie erweckten den Eindruck, es bestünde ANLASS(!) aus Lebenswerk und Biographie des Herrn Max Cassirer um nachzuforschen, was ihn an "DER IDEOLOGIE" angezogen habe.

       

      Ich kann dabei noch nicht mal verstehen, wieso er von einer und dann noch der(!) "IDEOLOGIE" und nicht einfach von erstrebenswerten Idealen angezogen gewesen sein soll. Er ist doch wohl nicht selbst als Pädagoge aufgetreten, als fürsorglicher Vater jedoch in einem nachvollziehbaren Maß.

       

      Sie gehen mir einfach und ohne mir ersichtlichen Grund gegenüber der Person Max Cassirer zu weit, der anscheinend geschäftlich und beruflich sehr aktiv war, dann aber aufgrund seiner Abstammung auch schon vor 33, erst recht danach, ganz anderen Problemen und Drangsal ausgesetzt war, man kann auch von Hetze, Verfolgung und Beraubung sprechen.

       

      Das jedoch mindert die Schlagkraft Ihrer nachvollziehbaren Kritikansätze von denen ich annehme, dass ihnen zuallererst der Schutz von Kindern und Jugendlichen zugrunde liegt. Täter und Protagonisten scheinen bei Ihnen auch nicht gerade identisch zu sein, oder doch?

       

      Wie ordnen Sie im Übrigen Janusz Korczak oder einen Přemysl Pitter ein, auch als Teil einer Reformpädagogik ?

       

      Sind Ihnen Vorkommnisse aus Bielefeld rund um Hartmut von Hentig bekannt und war im Gegensatz dazu nicht überall, wo Erwachsene mit Kindern und Jugendlichen zu tun hatten, die Möglichkeit eines Missbrauchs gegeben.

       

      Dass Sie dem nachgehen, daraus lernen und vorbeugen lassen wollen ist gut, aber das sollte kein blind werdender Feldzug werden.

      • @Tecumseh:

        Zu Max Cassierer: die Odenwaldschule hatte viele vermögende Förderer. Aber hat die Gründung finanziert.

         

        1910, als die Schule gegründet wurde, wurde die Familie Cassierer NOCH NICHT von den Nazis verfolgt. Sicherlich war sie wegen ihrer jüdischen Herkunft gewissen Vorurteilen und Ausgrenzungsversuchen ausgesetzt. Und Max Cassierer, ein Unternehmer und Politiker war den Umgang mit Problemen sicherlich gewöhnt. Aber politische Verfolgung setzte erst 20 Jahre später ein.

         

        Mein Blick auf die Reformpädagogik ist ähnlich dem auf die Katholische Kirche: es geht nicht darum, etwas von Grund auf zu verteufeln, sondern Gründe für die systematische Förderung und Vertuschung von Missbrauchskriminalität zu finden. Erst wenn die Ursachen aufgeklärt sind, kann effektive Prävention entstehen.

         

        Warum Pädo"philie" von Teilen der Reformpädagogik idealisiert wurde, wird von Anbeginn der Missbrauchsdebatte diskutiert.

         

        Bsp:

        http://www.zeit.de/2010/12/Reformpaedagogik

        http://www.taz.de/!49769/

        http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/themen/der-uebervater-der-reformpaedagogik-paederastie-aus-dem-geist-stefan-georges-1967216.html

         

        Mir sind aus der Laborschule Bielefeld keine Missbrauchsfälle bekannt. Aber das will nichts heißen.

        • @Angelika Oetken:

          Ihre entgegnung auf tecumseh offenbart ein gewaltiges defiziz des (zumindest) westdeutschen bildungskanons. Dafür können Sie aber nix.

           

          Nämlich: der im 19.jhdt einsetzende politische antisemitismus kommt im normal-unterricht nicht vor. Da beginnt er mit den nazis und endet mit der befreiung von selbigen. Und wer nicht grade irgendwie drauf gestoßen wird, dass da was war mit der emanzipation der juden, der wird nie etwas darüber lernen, zwischen welchen alternativen, guten wie schlechten, die 'assimilationsgeschichte' einer familie, wie die Cassirer eine waren, sich bewegte.

           

          Beginnen müßte man damit, wie der erste Cassirer http://gw.geneanet.org/alanguggenheim?lang=de;p=moses+ben+loebel;n=cassirer

          zu seinem familiennamen kam. Dietz Bering hat ein interessantes buch darüber geschrieben: der name als stigma. Empfehlenswert, auch wenn die Cassirers nicht darin vorkommen.

           

          Dann ginge es wohl weiter mit dem, was Brumlik ausgelassen hat: die juden, und da gerade das jüdische bildungsbürgertum, standen im kaiserreich unter druck. Zwischen aufklärung+haskala und orthodoxie, zwischen politischem antisemitismus und zionismus und sozialismus, zwischen bleiben+assimilation/integration und wegziehen (nach palästina oder amerika).

          • @christine rölke-sommer:

            Dass es weit vor 1933 Antisemitismus gab ist mir bekannt.

             

            Was ich nicht weiß ist, wie Max Cassirer die politischen Entwicklungen seiner Zeit beurteilt hat. Und wie er darauf reagierte.

             

            Und meine Frage ist weiterhin: falls Max Cassirer sich zu der Zeit, als er sich entschloss, das Schulprojekt seines Schwiegersohns finanziell zu fördern politisch motiviertem Antisemitismus ausgesetzt sah, welcher Zusammenhang ergibt sich daraus für seine Entscheidung in Bezug auf die Odenwaldschule bzw. Reformpädagogik?

            • @Angelika Oetken:

              Die kleine Einleitung, „(w)as ich nicht weiß ..“, bedeutet mir eine Einsicht. Sie gemahnt mich zur Vorsicht, weil ich selbst schon zu oft, zu früh und fälschlich den Stab über andere gebrochen hab.

              • @Tecumseh:

                Ich habe lediglich Fragen formuliert und Hinweise eingestellt. Was andere Foristen dahinein interpretieren, ist deren Sache.

                • @Angelika Oetken:

                  Von mir aus mögen die Ursachen von Pädophilie im Christentum, dem Kapitalismus oder dem Weiterwirken antiker Vorstellungen gesucht, Kumpanei als grundsätzliches auftretendes Band bei allem, was verbotenerweise umgesetzt werden soll, betrachtet werden.

                   

                  Sie haben bei Ihrer Suche nach Netzwerken zur Ermöglichung von konkreten Vergehen und Schaffung eines dafür geeigneten Bodens den Bogen dergestalt überspannt, dass mir die Begriffe der üblen Nachrede bzw. Verleumdung einfallen. Es hat was inquisitorisch Abstoßendes, wie sie da bedenkenlos bspw. mit dem Namen von Max Cassirer hantierten.

                  Notwendige Einfühlsamkeit und Rücksicht sehen jedenfalls anders aus.

                   

                  Wer so rücksichtslos Verdachtsmomente ausstreut und Namen in den Mund nimmt, als handele es sich um konkrete Spuren und dann jedoch nichts in der Hand hat, noch nicht einmal die Befürwortung von Pädophilie geschweige denn Täterschaft oder auch nur wissentliche Duldung, sollte sich zurücknehmen und seine diesbezügliches In-den-Raum-Stellen hinterfragen.

                   

                  Denn sonst bleibt dem Mitdenkenden nur übrig, höchst kritischen Abstand gegenüber Ihnen einzunehmen und alles von Ihnen Vorgetragene mit Vorsicht zu genießen – dies ist mein Schlusswort.

                  • @Tecumseh:

                    Wer nicht nur oberflächlich auf Missbrauchskriminalität guckt, wird Einiges finden, was irritiert, verstört, das bisherige Weltbild in Frage stellt.

                    Verdachtsmomente habe ich in Bezug auf Max Cassirer keine ausgestreut, falls Sie das mit Ihrer Bemerkung zum Ausdruck bringen wollen.

                    Nur Fragen gestellt.

            • @Angelika Oetken:

              ich fürchte, wenn Sie es so genau wissen wollen, dann kommt einiges an archiv-arbeit im hambach- und im haslital auf Sie zu. beides landschaftlich reizvolle gegenden.

              ich tät mich dabei vor allem auf Edith konzentrieren. und sie endlich aus dem schatten ihres Paul herausholen.

               

              und dann tät ich noch gucken, was sich von+zu Eva Solmitz http://www.wallstein-verlag.de/autoren/eva-cassirer.html

              verehelichte Cassirer , so alles finden läßt.

               

              vielleicht erfährt man auf diesem wege, was das pädagogische projekt der tochter für Max Cassirer so interessant machte.

              • @christine rölke-sommer:

                Die wissenschaftliche Untersuchung überlasse ich gern Menschen, die damit ihr Geld verdienen.

                 

                Denn anhand der Debatte hier kann man doch schon erkennen, wie komplex das Thema der systematischen sexuellen Ausbeutung an der Odenwaldschule ist.

                 

                Der Trägerverein der OSO und das Land haben zugesagt, zwei wissenschaftliche Projekte zur Aufarbeitung zu fördern. Hoffen wir, dass das so jetzt auch noch durchgeführt wird

                 

                http://glasbrechen.de/wp-content/uploads/Pressemitteilung_Forschungsteams.pdf

                • @Angelika Oetken:

                  auch gut.

                  nur: wenn frau of all three+x sexes nicht endlich die gründungsmütter in den blick nehmen will, dann sollte sie aufhören, mit schmutz-dreck+kleinen steinchen nach Max Cassirer zu werfen.

                   

                  was die beiden forschungsprojeke anbelangt, habe ich den eindruck, dass sie der produktion bekannter fragen auf noch bekanntere antworten dienen. nicht gerade prickelnd.

                   

                  mich jedenfalls täte die jüdische sex+gender-perspektive in kaiserreich+weimarer republik viel brennender interessieren.

                  auch, weil dann vielleicht besser nachvollziehbar wäre, warum ein Becker nach den re-migrierten Cassirers die leitung übernehmen konnte/übertragen bekam.

                  • @christine rölke-sommer:

                    Was ist denn Ihrer Meinung nach mit den Gründungsmüttern?

                     

                    Warum Gerold Becker die Leitung der Odenwaldschule übertragen bekam? Weil er während seines evangelischen Theologiestudiums in Göttingen die "richtigen" Freundschaften geschlossen hatte vielleicht? Auch dort fiel er durch gewohnheitsmäßige Pädokriminalität auf. Christian Füller berichtet in seinem Buch "Sündenfall" davon.

                    Beckers Lebensgefährte Hartmut von Hentig hatte ein vertrautes Verhältnis zu wichtigen Förderern der Odenwaldschule. "Man-kennt-sich". Die Bildung von Syndikaten und Kartellen ist Gemeinsamkeit und Voraussetzung für systematische Missbrauchskriminalität in Institutionen.

                    Es läuft ähnlich wie zum Beispiel beim Drogenhandel. Ist auch kein Zufall. Pädo"philie" im Sinne einer schweren psychiatrischen Erkrankung hat mit Sucht den Charakter und die schlechte Prognose gemeinsam.

                    • @Angelika Oetken:

                      mit den gründungs-müttern/frauen ist, dass sich für die bislang kein *wein interessiert.

                      auch Sie nicht.

                       

                      dabei müßte es doch erst mal darum gehen herauszufinden, was diese selbst dachten+zu papier brachten.

                       

                      so tät ich jedenfalls verfahren.

                      statts alle flugs+unbesehen zum fall für die geschlossene zu erklären.

                  • @christine rölke-sommer:

                    Alle Achtung, und ich schreib mal, wie ihr euch BEIDE zum Thema bemüht habt – ich denke, dem Max und seine Tochter hätte das gefallen. Mir wäre das gar nicht möglich gewesen.

                    Mir musste mein Unwohlsein, was da an jemanden hängen bleiben könnte, genügen.

                     

                    Das ist unbefriedigend und Sorge macht mir dabei, dass ich selbst oft gar nicht meinem empfundenen Unwohlsein nachgehen kann, um es in Worte zu fassen, gar ihm auf dem Grund zu gehen.

                     

                    Gut, wenn andere das können. Danke!

                    • @Tecumseh:

                      nu, der (jüdische) financier und seine kumpane - das konnte so einfach nicht stehenbleiben.

                      also kam dabei ein gespräch heraus, an dessen vorläufigem ende steht, dass noch nicht alle fragen gefragt sind und dass eine perspektive fehlt: die der jüdischen frau aus reichem haus, die wohl irgendwas mit pädagogik? gelernt/studiert hat (wo auch immer) und einen goi heiratete.

                      und die - man informiere sich über die konkreten bedingungen weiblicher rechts+geschäftsfähigkeit unter wilhelm zwo! - eine eigene schule nicht hätte gründen und das erforderliche grundstück nicht hätte kaufen können dürfen. sie brauchte dazu den tatten und den gatten.

                       

                      ich finde es spannend, zu ergründen, was frauen wie Edith Cassirer bewegte, so zwischen assimilation und tradition und bildungs+befreiungsdrang+eifer.

                      und ich tät gern wissen, was für auseinandersetzungen sie nicht nur mit Max und Paul sondern auch mit einem Otto Kiefer hatte.

                      der darstellung von Oelkers http://www.taz.de/!79365/

                      trau ich nicht. da schreibt ein zampano über andere zampanos, frauen reduziert er auf "Tochter aus reichem Haus" und dergleichen.

                       

                      es ist nun einmal so: diese unterdrückte frauengeschichte muß (wie so viele andere) erst wieder zum vorschein gebracht werden. dann können an die auseinandersetzung um das bild von kind+männlichkeit+unterdrückter weiblichkeit die 'richtigeren' fragen gestellt werden, kann die 'komplexität' entfaltet+durchdrungen werden.

                       

                      und dass der politische antisemitismus teil deutscher geschichte war und ist - ich habe den eindruck, das gehört immer wieder ins bewußtsein gerufen. sonst glauben am ende noch alle, der hätte sich mit der existenz+sicherheit des staates israel als teil deutscher staatsräson erledigt.

                      • @christine rölke-sommer:

                        Ein "ver"-rücktes Frauen- bzw. Mutterbild spielt bei der Entwicklung einer pädophilen Störung die entscheidende Rolle. Denn es entspricht der gestörten männlichen Identität, die sich daraus entwickelt. Und die gemäß dem traditionellen Rollenmodell über Sexualität ausgelebt wird. Was natürlich keine Lösung darstellt, sondern alles nur schlimmer macht. Denn hinter dem übergriffigen Sexualverhalten steckt Impotenz. Die voller Angst von den Tätern abgewehrt wird.

                        Das wird bei der Beschäftigung mit dem Thema gern übersehen, weil der Missbrauchsmythos davon ausgeht, dass Missbrauch eine Folge überbordender sexueller Impulse, also Potenz darstelle. Das Gegenteil ist der Fall.

                        Warten wir ab, ob die Aufarbeitung sich dieses Themas annimmt.

                        • @Angelika Oetken:

                          aha.

                          die hatten/haben alle nicht das richtige bild von sich selbst, sind alle gestört und impotent und wehren angstvoll die impotenz durch griff auf/nach kind ab..

                           

                          wer, liebe frau Oetken, entspräche nicht diesem 'täterbild', das Sie da zeichnen?!

                          • @christine rölke-sommer:

                            Nun, neben den MissbraucherInnen die ihre Übergriffe begehen weil sie psychiatrisch erkrankt sind, gibt es ja noch die TäterInnen die dem entsprechen was ich psychosozial verwahrlost nenne. Eines geht zwar in das andere über, aber sie lassen scih doch grob unterscheiden. Volkmar Sigusch hat allein 10 verschiedene Tätertypen identifiziert http://www.zeit.de/2010/20/Interview-Sigusch, Paulus und Gallwitz vier http://www.aufrecht.net/utu/taeter.html

                            • @Angelika Oetken:

                              Ihre entgegnung erinnert mich an die richter, welche nach der maxime verfahren: asylsuchende lügen immer+ alle und auch diesem hier werden wir beweisen, dass er lügt.

                              • @christine rölke-sommer:

                                Ich kann Ihren Einwand nicht nachvollziehen. Sowohl Volkmar Sigusch als auch Manfred Paulus und Adolf Gallwitz haben sich beruflich eingehend mit Missbrauchskriminalität beschäftigt. Sie haben Täter in diese Kategorien eingeteilt. Fehlen Ihnen da welche? Wenn ja, dann machen Sie doch bitte ergänzende Vorschläge.

          • @christine rölke-sommer:

            Vor diesem hintergrund könnte (!) für Max Cassirer nicht nur der arbeitsplatz der mit einem goi verheirateten tochter eine rolle gespielt haben, sondern (vielleicht!) auch, dass die odenwaldschule ein weniger völkisches, ein juden nicht ausgrenzendes unterfangen war. Sag ich mal so, denn irgendeinen grund muß es ja dafür gegeben haben, dass Edith auf die flucht in die schweiz nicht nur den gatten sondern noch 25 schüler+mitarbeiter mitnahm.

             

            Was den „pädagogischen eros“ und die „knabenliebe“ anbelangt: der tanach und mehr noch die rabbinische literatur sind ohne diese nicht denkbar. Daniel Boyarin hat dazu einiges geschrieben.

            So manches, was die sog. Reformpädagogen schrieben, paßte daher auch in jüdische vorstellungswelten. Ohne dass es immerzu, von juden wie goi'im, als handlungsanweisung und exkulpation zugleich verstanden worden wäre.

             

            Ich hoffe, ich habe Ihnen mit meinen kurzen eher andeutungen denn ausführungen ein wenig weitergeholfen.

            • @christine rölke-sommer:

              Der Einfluss von völkischem Gedankengut auf die Reformpädagogik und später auch auf die Szene, aus denen sich die Partei der Grünen bildete ist groß. Lilly Maier hat oben ja bereits darauf hingewiesen. Und der Parteienforscher Franz Walter und sein Team haben bei der Erstellung des Untersuchungsberichtes zur pädophilen Vergangenheit der Grünen auch entsprechende Hinweise gefunden. Allerdings ist dieser Teil der Parteigeschichte längst noch nicht ausreichend untersucht.

              Auf einer Veranstaltung des Gunda-Werner-Instituts vor ein paar Wochen hat Simone Peter angekündigt, dass Christoph Becker-Schaum, Leiter des Archivs der Grünen mit der Untersuchung beauftragt worden sei http://www.gwi-boell.de/de/2015/04/14/gruene-aufarbeitung-sexualisierter-gewalt-ein-zwischenstand Und seinen Einsatz, sich dafür stark zu machen, dass dieses heiße Eisen endlich angepackt wird gewürdigt.

               

              Auch Paul Geheeb selbst scheint doch ziemlich von dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts hippen Völkischen geprägt worden zu sein.

              Das BIFFF hat dazu etwas zusammengestellt

              http://www.bifff-berlin.de/McBIFFF_14.html

               

              Eine bestimmte Abstammung oder ein Glaube und eine nationale oder völkische Einstellung schlossen sich damals nicht aus. Das Eine bedingt nicht zwingend das Andere. Das ist heute noch genauso.

               

              Aber: so wie Max Cassirer in den Biografien, die im Netz zu finden sind charakterisiert wird wirkt es nicht, als hätte er dem Völkischen viel abgewinnen können. Er hat Medizin studiert, die Familie interessierte sich für Kunst und Philosophie. Das Ehepaar Cassirer war sozial engagiert, Max Cassirer in seiner Funktion als Stadtrat parteilos.

              Aber es kann ihm nicht entgangen sein, von welchen Ideologien sein Schwiegersohn geprägt war. Um so interessanter wäre es doch zu erfahren, warum Cassirer trotzdem dessen Projekte gefördert hat.

              • @Angelika Oetken:

                nicht bös gemeint: mit dieser männerbündisch+nazi-fixierung kommt man der antwort auf die frage, warum Max Cassirer seine tochter unterstützte, nicht näher.

                nochmal: ich tät mit dem aufdröseln bei Edith anfangen - und versuchen, die antwort aus jüdischer frauen-perspektive zu schreiben.

                 

                ob das gunda-werner-institut dafür mittel bereitstellen täte?

                • @christine rölke-sommer:

                  "nochmal: ich tät mit dem aufdröseln bei Edith anfangen - und versuchen, die antwort aus jüdischer frauen-perspektive zu schreiben."

                   

                  Für mich ist das Eine mit dem Anderen untrennbar verbunden: Männerbünde, Pädo"philie", Missbrauch (durch Mütter) und Frauenhass.

                   

                  Aber: fragen Sie bei der Böll-Stiftung doch mal an.

                  • @Angelika Oetken:

                    unterstellen Sie jetzt Edith, sie hätte die odenwaldschule gegründet, um ungestört kinder mißbrauchen/mißbrauchen lassen zu können?

                    • @christine rölke-sommer:

                      Nein. Das interpretieren Sie in meinen Kommentar hinein.

                      • @Angelika Oetken:

                        dann bin ich ja beruhigt.

  • Über den Sinn von auf ein spezielles Klientel zugeschnittener Schulen kann man diskutieren.

     

    Was die Voraussetzung einer umfassenden Aufklärung und Aufarbeitung ihrer Missbrauchshistorie für einen weiteren Betrieb angeht, herrscht bei der Odenwaldschule im Grunde schon Klarheit. Auch dass bisher lediglich an der Oberfläche ein bisschen herumgekratzt wurde ist offensichtlich.

     

    Wer sich mit den Hintergründen beschäftigt und sich nicht von Oberflächen täuschen lässt, dem werden spätestens beim Lesen solcher Expertisen, wie dieser von Ursula Enders, Zartbitter Köln zu den Bedingungen von Missbrauchskriminalität in Institutionen ein paar Lichter aufgehen: http://www.zartbitter.de/0/Eltern_und_Fachleute/6060_missbrauch_in_Institutionen.pdf

    Diese Ausarbeitung ist übrigens schon von 2003!

     

    Dann: wenn sexualisierte Grenzüberschreitungen vermieden werden sollen, sind soziale Übereinkünfte und Regeln viel wichtiger als alle Konzepte. Vor Allem deren Durchlässigkeit. Sowohl das Beschwören einer idealisierten Gemeinschaft, als auch zu viel emotionaler Abstand fördern sexuelle Ausbeutung. Nur so ist es zu erklären, dass sowohl sehr konservative Einrichtungen mit einem rigiden, klaren Regelwerk als auch scheinbar libertinäre Institutionen Missbraucherseilschaften gute Bedingungen boten. Und weiterhin bieten.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • Die Odenwaldschule war eine dankbare Vorlage zur Demontage der Reformpädagogik. Für den Fachmann war es absolut auffällig, wie neoliberale Einpeitscher das Modell: "homo oeconomicus" als Lebensmodell den Kindern bereits implantieren wollen. Sie haben die Champagnerkorken knallen lassen, als der jahrelange Missbrauch endlich durch die Medien in den letzten Herrgottswinkel getragen wurde.







    Dennoch ist das Ableben der Odenwaldschule konsequent und folgt dem Absterben der bürgerlichen Klasse. Reformschulen sind mit wenigen Ausnahmen in der Weimarer Zeit stets Einrichtungen des Bürgertums gewesen. Darum können jetzt die Bestatter der Odenwaldschule noch triumphieren und ihren "Sieg" auskosten. Doch sie werden ebenso gnadenlos in das Prekariat absteigen, da sie nur Hilfspersonal sind. Ihr Kinderglaube einmal durch diese Dienste in die hauchdünne Oberschicht aufzusteigen, die Deutschland regiert, ist ein Traum und der Schaum im Glas zerplatzt bald wie ihre heute noch lärmende Wichtigkeit.







    Die vielfach vorhandenen Ansätze zu einer neuen Pädagogik müssen stets an den Vorgaben der staatlichen Einrichtungen gemessen werden, sollen sie einen größeren Einfluss erlangen. Das deutsche Bildungssystem ist allerdings nicht reformierbar. Diese Mischung aus ständigem Wahlkampf der Kultusminister, Untertanenerziehung und Kinderverwahrung, damit die Eltern möglichst verantwortungslos durch ihren Alltag kommen, hat nur systemstabilisierenden Charakter. Das ist auch erwünscht, denn die jungen Menschen sollen reibungslos in den Arbeits- oder HARTZ IV-Prozess integriert werden. Das ist das Ziel der Herrschenden.

     

    Kommentar bearbeitet. Bitte beachten Sie unsere Netiquette.

  • @Aufklärungstattignoranz: Diese Kinder die ihre Schule verteidigen sind heute Schüler der Odenwaldschule und nicht missbraucht worden. Ich kann mir vorstellen wie leid es die Schüler sein müssen immer wieder auf Unterstellungen dass sie auch missbraucht wurden zu reagieren. Das Stockholm Syndrom kann bei Opfern von Geiselnahmen auftreten. Hier einen Vergleich zu ziehen erscheint mir nicht angebracht. Die Schüler werden weder missbraucht noch als Geiseln gehalten.

    • @Lara Laurin:

      Werte Frau Laurin -

      die jetzigen Schüler der OS sind ja das eine -

       

      Aber Ihre - vorsichtig ausgedrückt - euphemistische Sichtweise auf diese

      besondere Form einer " Presse " -

      .. . mit Verlaub -Sie sprechen wie der Blinde von der Farbe -

      denn - sorry - aber

      @@ Achterhoeker u.a. haben uneingeschränkt recht.

      • @Lowandorder:

        A-gähn 3.0

         

        "…die Bergspitze. Dass manche Bauten so flach sind, kann sinnbildlich für die Schule verstanden werden, die als eine der ersten auf flache Hierarchien setzte.

        Wer hochkommen will, nimmt am besten den Bus…"

         

        Mehr braucht zu dieser bodenlos gescheiterten - hier nochmals aufgewärmten - verquasten

        pseudo-sozialen Päd- agogo-Romantik nicht gesagt zu werden.

         

        Durch einen Zufall war es mir - nunja vergönnt - ein Wochenende mit einer dieser Jahrgangsgruppierungen - vor dem Bekanntwerden des Skandals - außerhalb & randständig zu verbringen.

         

        kurz - eine abenteuerliche Ansammlung von verstiegen-pseudoelitären lebensfern-schwurbeligen Jugendlichen.

        Durch die Bank nicht in der Lage - halbwegs geradeaus zu sprechen, gar zu denken;

        aan Schmarrn halt!

        http://www.taz.de/Ende-einer-Reformschule/!159214/

        ps - korrekterweise sei angemerkt -

        daß diese - meist Söhnleins von … ja

        schon ein paar Jährchen post OSO durch die Gegend bleierten.;)

    • @Lara Laurin:

      Ihre MitschülerInnen und Sie werden Ihren Weg finden. Suchen Sie Abstand, halten Sie zusammen. Lassen Sie sich von niemandem vor den Karren spannen. Allein diese Sache mit dem Immobilienfonds stinkt doch genauso wie die Stiftungsgeschäfte, die ein großer OSO-Vorsitzender in der Vergangenheit betrieben hat. Es ist typisch für diese feigen Heuchler, dass sie jetzt schon wieder SchülerInnen benutzen, um von ihren schmutzigen Deals abzulenken.

       

      Ich bin schon lange mit der Thematik vertraut. Aber dieses scheinheilige moralische Geplärre mancher Verantwortlicher, seien es Ordensbrüder, evangelische Kirchenfunktionäre oder eben jetzt Angehörige der OSO-Seilschaft erfüllt mich zunehmend mit Verachtung. Hat da niemand von den Erwachsenen einen Hintern in der Hose?!?

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • "Der 18-Jährige wird dieses Jahr an der Odenwaldschule seinen Fachhochschulabschluss erfolgreich beenden"

     

    Na, ein FachHOCHschulabschluss wird es vermutlich nicht sein, denn die Odenwaldschule ist ja keine Hochschule und der 18jährige wird sicher auch noch kein Hochschulstudium absolviert haben. Vermutlich eher ein sog. Fachabitur bzw. ein Fachschulabschluss.

    • @Hanne:

      Ob nun Fqchhochschulabschluss oder Fachoberschulreife oder Fachabitur, Fakt ist, der 18-Jährige hatte eine Hochschulempfehlung und nun einen höheren Abschluss inklusive fertiger Berufsausbildung. An welcher anderen Schule kann man neben der schulischen Ausbildung noch eine Berufsausbildung machen?

      • @marius wolz:

        Das ist an jeder Schule möglich, die zusätzlichen Unterricht zur Berufsausbildung anbietet. Sonst muss man eben ein Jahr Berufskolleg anhängen.

  • Kommen mir vor wie die Kinder die von Priestern missbraucht werden und trotzdem die Kirche verteidigen, selten zwar aber ab und zu findet man so jemanden der vom Stockholm Syndrom befallen zu sein scheint.

    • @AufklärungstattIgnoranz:

      Man kann eben auch gute Ideen und Konzepte missbrauchen.

       

      Die langsame Aufarbeitung ist zudem auch bei manchem Grünen festzustellen,

       

      nicht wahr, Volker und Daniel?

      • @Tecumseh:

        Da frage ich mich dann schon warum Edathy nicht zu den Grünen gewechselt ist, dort hätte er dann Karriere im Europaparlament machen können so wie der liebe Onkel Dani.

        • @AufklärungstattIgnoranz:

          Edathy ist SPD-Mann durch und durch. Die Grünen waren lange Zeit offen für eine bestimmte Spezies linker Radikaler, die propagierten mit Sex könne man die Welt retten. Mit denen hat Edathy nix am Hut.

          Natürlich ging es auch diesen selbst ernannten Weltverbesserern nur um die Erfüllung und Rechtfertigung eigener Bedürfnisse. Es handelte sich meistens um Männer von der Sorte "Pömpeln können sie alle". Dazu einfach mal ein paar Frauen fragen, die diese Zeit miterlebt und teils auch erlitten haben.

          Dem Chefideologen dieser Sparte, Wilhelm Reich hat Jan Feddersen einen seiner wunderbaren Artikel gewidmet. Man beachte dessen Kommentar zu Reichs "Italienischer Nacht"

          http://www.taz.de/!7121/

          • @Angelika Oetken:

            Ehrlich gesagt, der Feddersen ist mir in dem von Ihnen angegebenen Beitrag zu flapsig.

             

            Kann es nicht vielmehr sein, dass W. Reich schlicht den Boden unter den Füßen verloren hatte, spätestens dann, als er seine Arbeit nicht mehr eng mit dem politischen Geschehen und damit dem konkreten Leben verbinden konnte?

             

            Vielleicht lag dies dann aber mehr an dem Leben in den USA einerseits und den Mängeln der Freudschen Psychoanalyse andererseits, denen er nicht mehr gewachsen war.

          • @Angelika Oetken:

            Guter Artikel.

             

            In letzter Zeit lese ich tatsächlich wieder gerne Artikel von Feddersen.

            Ich kannte nur zwei Reichianer und die sind tot, natürlich Suizid. Auf der Suche nach dem großen Unerfüllbaren muss man eben scheitern und verzweifeln.

            • @Age Krüger:

              "Auf der Suche nach dem großen Unerfüllbaren muss man eben scheitern und verzweifeln."

               

              Man kann es auch so betrachten: "die Suche nach dem großen Unerfüllbaren beschäftigt und das wirkt antidepressiv. Irgendwann holt einen dann aber die Realität wieder ein"...

          • @Angelika Oetken:

            Wunderbarer Artikel - …?

            Von Jan Feddersen ¿ - ist mir da was entgangen ? - Wie der Jeti fragt -

            "Den gibts wirklich? -…"

            Schnackeldidackel - Nö!

            Steht JAF drauf - is JAF drin;

            So what!

             

            Nunja - klar, Reich hatte zum Schluß schwer einen an der Waffel -

            Ab wann & wieso? - einfach mal

            Das sexuelle Bollwerk - Harry Mulisch -

            öh lesen - besser wär das - bei allem

            Verständnis für Ihr Anliegen.