Kunstrundgang: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Für die, die es seit ihrer Schulzeit vergessen haben, eine kleine Gedächtnisauffrischung: „Unter einem Algorithmus versteht man allgemein eine genau definierte Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems oder einer bestimmten Art von Problemen.“ (Wikipedia) Dass ein kalkulierter Zufall bei der Lösung von Problemen eine eklatante Rolle spielen kann, entdeckte der Mathematiker Frieder Nake in den 1960er-Jahren. Er war es auch, der neben Georg Nees und A. Michael Noll alsbald zu den Pionieren der Digitalkunst zählte. 1965 wurden die Ergebnisse seiner Forschung zum ersten Mal in einem künstlerischen Umfeld ausgestellt. Diese, damals in der Galerie Wendelin Niedlich in Stuttgart gezeigten Papierarbeiten sind nun unter dem Titel „Algorithmus und Zufall“ im Digital Art Museum Berlin zu sehen. Den meist zarten, abstrakten Anordnungen von Linien und Formen, mal in Schwarzweiß, mal Knatterbunt, die mit dem von Konrad Zuse entwickelten Zeichenapparat, dem Graphomat „Z64“, auf Papier gebracht wurden, stehen dort aktuelle Arbeiten von Nake und der Gruppe compArt, seinen wissenenschaftlichen Mitarbeitern an der Uni Bremen, gegenüber. Wie etwa die interaktive Installation „Spannung“, mit der die Gruppe spielerisch „13/9/65 Nr. 2“ (Hommage an Paul Klee) von Nake aufgreift und mit moderner Technik in die Neuzeit transferiert. Dass Nakes künstlerisches Interesse begrenzt ist, schmälert den Genuss keinesfalls. Lediglich eine der alten Arbeiten wirkt wie ein technischer Schaltplan. Wie aber Nake den Beweis antrat, dass auch die Rechner in der 60ern fähig waren, Kreise zu generieren, ist bezaubernd und ironisch. Auf den ersten Blick nämlich möchte man den Zweiflern Recht geben, bis zwischen den schalenförmig sich umschließenden, verbeulten Kreisformen der eine perfekte Kreis zu sehen ist.
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