piwik no script img

KunstrundgangMeike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 25. Januar: Algorithmus und Zufall, frühe Computergrafiken und (interaktive) Installationen von Frieder Nake und der Gruppe compArt (Susanne Grabowski, Matthias Krauß), Di.–Fr. 12–18, Sa. 12–16 Uhr, Tucholskystr. 37

Für die, die es seit ihrer Schulzeit vergessen haben, eine kleine Gedächtnisauffrischung: „Unter einem Algorithmus versteht man allgemein eine genau definierte Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems oder einer bestimmten Art von Problemen.“ (Wikipedia) Dass ein kalkulierter Zufall bei der Lösung von Problemen eine eklatante Rolle spielen kann, entdeckte der Mathematiker Frieder Nake in den 1960er-Jahren. Er war es auch, der neben Georg Nees und A. Michael Noll alsbald zu den Pionieren der Digitalkunst zählte. 1965 wurden die Ergebnisse seiner Forschung zum ersten Mal in einem künstlerischen Umfeld ausgestellt. Diese, damals in der Galerie Wendelin Niedlich in Stuttgart gezeigten Papierarbeiten sind nun unter dem Titel „Algorithmus und Zufall“ im Digital Art Museum Berlin zu sehen. Den meist zarten, abstrakten Anordnungen von Linien und Formen, mal in Schwarzweiß, mal Knatterbunt, die mit dem von Konrad Zuse entwickelten Zeichenapparat, dem Graphomat „Z64“, auf Papier gebracht wurden, stehen dort aktuelle Arbeiten von Nake und der Gruppe compArt, seinen wissenenschaftlichen Mitarbeitern an der Uni Bremen, gegenüber. Wie etwa die interaktive Installation „Spannung“, mit der die Gruppe spielerisch „13/9/65 Nr. 2“ (Hommage an Paul Klee) von Nake aufgreift und mit moderner Technik in die Neuzeit transferiert. Dass Nakes künstlerisches Interesse begrenzt ist, schmälert den Genuss keinesfalls. Lediglich eine der alten Arbeiten wirkt wie ein technischer Schaltplan. Wie aber Nake den Beweis antrat, dass auch die Rechner in der 60ern fähig waren, Kreise zu generieren, ist bezaubernd und ironisch. Auf den ersten Blick nämlich möchte man den Zweiflern Recht geben, bis zwischen den schalenförmig sich umschließenden, verbeulten Kreisformen der eine perfekte Kreis zu sehen ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen