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Konsumenten spüren Wirtschaftskrise nicht

FINANZEN Schufa stellt eine Umfrage vor, nach der sich zwei Drittel der Konsumenten vom Krisenjahr 2009 nicht betroffen fühlen. Privatkredite wurden vor allem für neue Autos und kleine Anschaffungen beantragt

FRANKFURT/MAIN taz | Die deutschen Konsumenten sehen die Wirtschaftskrise gelassen. Das hat der Vorsitzende der wirtschaftsfinanzierten Schufa, Rainer Neumann, am Montag in Frankfurt mitgeteilt. Die Schufa verwaltet über 90 Prozent der Kreditdaten von Privatkunden und prüft deren Solvenz. Sie legte die Ergebnisse der von ihr beim Institut für Demoskopie Allensbach in Auftrag gegebenen Befragungen von Dezember 2009 und Januar 2010 vor.

Danach empfänden sich 39 Prozent als gar nicht betroffen und denken, das bleibe auch so. 27 Prozent seien bisher nicht tangiert, meinten aber, das könne noch kommen. Ein Viertel der Bevölkerung fühle sich „leicht betroffen“, nur 6 Prozent stark. Berufstätige seien ein klein wenig unsicherer, am wenigsten aber fühlten sich Rentner und Nichtberufstätige berührt. Über die Motivation sagt die statistische Erhebung allerdings nichts aus, weil die Lebenssituation dieser beiden Gruppen nicht abgefragt wurde – sie könnte abgesichert zufrieden oder am Existenzminimum resigniert sein. Ersichtlich ist nur, dass Monatseinkommen ab 2.500 Euro das Sicherheitsgefühl verstärken.

Parallel zu den Umfrageergebnissen präsentierte die Schufa ihren vierjährlichen Kreditkompass. Danach ist die Zahl der beantragten und vergebenen Privatkredite gegenüber 2008 auch im Krisenjahr 2009 stabil geblieben. Das führte Neumann vor allem auf die Abwrackprämie zurück. Da sei die Bundesregierung „eindeutig effektiv“ gewesen. Besonders günstige Konditionen von Elektromärkten und Handelsketten wirkten sich ebenfalls deutlich aus. Bei null Zinsen überlege sich auch manch begüterte Verbraucher, in Raten zu zahlen. Kleinstkredite bis zu 1.000 Euro seien vor allem in der Vorweihnachtszeit nachgefragt gewesen.

Die Zahl der gekündigten, geplatzten Kredite sei zwar 2009 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, liege aber im Rahmen des Mittelmaßes, weil auch deutlich mehr Geld verliehen worden sei. Allerdings könne sich das Ergebnis 2010 noch negativ verändern, denn es dauere meist 3 bis 15 Monate, bis die Zahlungsunfähigkeit der Kunden und die Abwicklung der Insolvenz statistisch zu Buche schlage.

Der „Haupttreiber“ der privaten Zahlungsunfähigkeit sei die Arbeitslosigkeit. Die Botschaft der Schufa insgesamt, so Neumann: „Wir können nicht feststellen, dass der Verbraucher unter der Krise leidet.“ Dies sei für ihn „ein Zeichen, dass die Konjunktur stabil läuft“. HEIDE PLATEN

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