: Kohle ohne Zukunft
REALITÄTSSINN Der Energiekonzern GDF Suez gibt seine Pläne für ein Kohlekraftwerk in Stade auf, weil es nicht rentabel zu betreiben ist. Acht weitere Meiler sind in Norddeutschland aber noch in der Planung
Von einem „Etappensieg für Klimaschutz und Lebensqualität“ spricht Hans-Joachim Grube, Ortsvorsitzender der Grünen in Stade. Grund für seine Freude: der französische Energiekonzern GDF Suez verzichtet auf den Bau eines Kohlekraftwerks in der Kreisstadt an der Elbe. Aus ökonomischen Gründen „erscheint es uns nicht sinnvoll, das Projekt weiter zu verfolgen“, teilte das Unternehmen mit.
Offiziell begründet wurde das Aus für die 800-Megawatt-Anlage mit Schwierigkeiten im Genehmigungsverfahren. Das Kraftwerk sei wegen Auflagen zum Schallschutz in der ursprünglich vorgesehenen Größenordnung nicht machbar. Außerdem hätten wasserrechtliche Auflagen die Wirtschaftlichkeit des Projekts gefährdet.
Der Suez-Meiler ist eines von neun projektierten Kohlekraftwerken im Norden. Zwei Anlagen sind in Wilhelmshaven geplant, drei in Brunsbüttel und zwei weitere in Stade. Der Vattenfall-Meiler Moorburg in Hamburg ist bereits seit über einem Jahr im Bau.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßte den Rückzug. „Nun scheinen auch die großen Energiekonzerne die Realitäten zur Kenntnis zu nehmen und festzustellen, dass die Dreckschleudern nicht mehr zukunftsfähig sind“, erklärte der niedersächsische Landesvorsitzende Heiner Baumgarten. In Stade sei die Entnahme von Kühlwasser aus der Elbe „nicht genehmigungsfähig“.
Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) bedauerte die Entscheidung von GDF Suez. Der Konzern habe ihm jedoch versichert, dass die Pläne für sein Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven „auf gutem Wege“ seien. Das Ziel sei eine Inbetriebnahme 2011.
Binnen eines Jahres seien bundesweit „bereits sieben dieser Klimakiller verhindert worden“, sagt Elias Perabo, Energieexperte der Initiative Klima-Allianz. Darunter seien allein vier in Norddeutschland: „Kohlekraftwerke haben keine Zukunft.“
SVEN-MICHAEL VEIT
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