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So klappt’s auch mit …

… dem Bart

„Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn der Bart anfängt zu müffeln, weil er nie gewaschen wird“

VON ENRICO IPPOLITO

Jeder Mann sieht mit Bart besser aus. Das ist die Wahrheit. Da gibt es erst mal nichts zu diskutieren. Außerdem ist es Mode.

Die Gesichtsbehaarung steht für Freiheit, doch mit dem Wuchs kommen auch die Verpflichtungen. Der Rauschebart muss gepflegt werden – ähnlich wie langes Haar. Die Probleme fangen schon beim ersten Wachsen das Bartes an: das Jucken. Ein Gegenmittel gibt es nicht. Einfach durchhalten. Als Nächstes droht der große Anfängerfehler: sofort den Bart in Form bringen zu wollen. Er sollte erst mal einige Monate wachsen.

Woher ich das alles weiß? Aus Internetforen, YouTube-Videos, Gesprächen und Blogs – mir konnte das mit der richtigen Barthabe keiner beibringen, und auch bei anderen jungen Männern ist es ähnlich. Unsere Väter tragen gewöhnlich keine Bärte mehr, vielleicht zuletzt in den Siebzigern. Mit Schlaghose. Doch mit dem Heim, Familie und Job kam der Vollbart oft ab.

Dabei ist Rat dringend benötigt angesichts der Unmenge von Bartprodukten und spezialisierten Friseurtipps, die vor allem aus den USA stammen. Die Auswahl wird immer größer. Extra Shampoos, extra Conditioner, extra Bartöl, extra Kämme, extra Bartwichse. Doch was ist das Richtige für meinen Bart?

In Deutschland geht man schon lange nicht mehr zum Barbier. Und wenn, dann höchstens zwecks einer Nassrasur. Also wie den Bart nun stutzen? Hier gibt es zwei Schulen: die klassische mit Schere, die andere mit elektrischem Bartschneider. Jeder Mann sollte eine Bartschere und einen kleinen Kamm zu Hause haben. Für das Schneiden mit der Schere braucht es einen Kamm. Der Kamm wird an die Wange angelegt, und die Haare, die aus dem Zinken sprießen, werden abgeschnitten. Ähnlich funktioniert es mit dem elektrischen Rasierer. Falls eine gleichmäßige, akkurate Bartfrisur gewünscht wird, bedarf es eines speziellen Aufsatzes für den Rasierer. Wenn also der Bart wild vor sich hin wuchert, ist er bereit zum Schneiden. Von nun an sollte er alle ein bis zwei Monate gestutzt werden – ähnlich wie das Kopfhaar wird er so von Spliss befreit.

Schon zu anstrengend? Es wird noch schlimmer. Der Bart muss shampooniert werden. Ja, muss er. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als wenn der Bart anfängt zu müffeln, weil er nie gewaschen wird. Und ganz ehrlich: So erfreulich ist es nicht, die letzten Essens- oder Zahnpastareste noch im Bart kleben zu haben. Vor allem müssen wir ein Shampoo benutzen, damit das Prachthaar nicht spröde wird. Mit dem Shampoo kommt auch der Conditioner, damit der Bart weich bliebt.

Es geht weiter mit den Verpflichtungen. Denn das sind erst die Basics. Wer den Bart formen oder nur den Schnauzer hervorheben will, nutzt etwa Bartwichse oder Bartöl. Die Handhabung funktioniert genauso wie mit Wachs für die Haare. Die Wichse zwischen den Fingern verreiben und den Schnauzer formen. Wer einen strubbeligen Bart hat, so wie ich, sollte Bartöl ausprobieren – einmal am Tag angewandt, meistens morgens, sorgt es für Glanz, Form und Sanftheit. Ein paar Tropfen in der Handfläche genügen.

Wichtig bei allen Cremes, Ölen und allen weiteren Produkten: Das, was auf den Vollbart geschmiert wird, sollte auch für die Gesichtshaut geeignet sein. Am Ende entscheidet jeder selbst, was er wie verwenden will. All diese Produkte finden sich im Internet. All diese Dinge sollten gelernt werden. Sie erleichtern einem das Leben. Doch auch Kuriositäten zum Bart sind im Internet nachzulesen, die bestimmt keiner kannte, ich zumindest nicht: Schlafmangel verringert den Bartwuchs, deswegen sollten Bartträger auf ihren Schlafrhythmus achten.

Aber natürlich ist auch mein Meister, das Internet, voll von Gerede über Bärte und Männlichkeitsideale. Doch zunächst ist und bleibt der Bart eine bewusst ästhetische Entscheidung. Und ja, Bärte haben eine starke Präsenz. Es ist das Erste, was Menschen bei einem Treffen wahrnehmen. Daher sollte der Bart gepflegt sein. Wie, mit was, in welcher Form – das entscheidet jeder selbst. Das ist die Freiheit, die es lohnt sich herauszunehmen.

Mein Ritual: Morgens kämmen, abends bürsten. Morgens und abends wasche ich den Bart mit einer biologisch abbaubaren und auf pflanzlicher Basis hergestellten flüssigen Seife. Einen Conditioner benutze ich sehr selten, stattdessen nehme ich täglich Jojobaöl, damit der Bart weich bleibt.

Mein wichtigstes und herzallerliebstes Utensil ist aber ein einfaches, altes Oma-Stofftuch – gegen die Suppenreste im Bart.

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