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Die kleine Wortkunde

Ein Wortungetüm aus längst vergangener Zeit wird ausgemustert: Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz. Zum 29. Mai 2013 ist das Gesetz, kurz RkReÜAÜG M-V, das der Landtag Mecklenburg-Vorpommerns im Jahr 2000 verabschiedete, außer Kraft getreten.

Vor mehr als zehn Jahren war das neue Gesetz der Fels in der Brandung: Damals grassierte in Europa der BSE-Virus,die Nachrichtensendungen waren voll von verhaltensauffälligen Kühen. Kamerateams von deutschen Boulevardmagazinen waren auf englischen Friedhöfen unterwegs, um frische Gräber von Seuchentoten ausfindig zu machen. Burgerbrater blieben auf ihren Buletten sitzen. Panik machte sich breit. Die Politik war gefordert. Notschlachtungen wurden befehligt, doch man brauchte mehr als Bilder von brennenden Kühen. Der Bürger sollte sich irgendwo festhalten können. Und was wäre dazu besser geeignet als eine schön lange bürokratische Wortkonstruktion. Regeln. Sicherheit. Verlässlichkeit. Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz.

Dass heute auf dieses Wort verzichtet werden kann, ist ein beruhigendes Zeichen. Der Umgang mit der BSE-Seuche hat sich normalisiert. Hier und da wird noch ein Fall entdeckt, mehr aber nicht. Und die Medien treiben einfach die nächste Kuh durchs Dorf. Monströse Wortgebilde werden heute an anderer Stelle benötigt. Für die Jugendarbeitslosigkeit zum Beispiel. CF

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