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„Wir schicken niemanden in den Irak“

Man muss nicht in den Irak fahren um dort Geschäfte zu machen, sagt Geschäftsführer Hans-Ulrich Hübbel

taz: Herr Hübbel, heute kommen irakische Geschäftsleute nach Köln, um Kontakte zu deutschen Unternehmen zu knüpfen. Sie verkaufen Trinkwasseranlagen und machen seit Jahren Geschäfte mit dem Irak. Sind Sie an neuen Aufträgen interessiert?

Hans-Ulrich Hübbel: Ja, wir haben zur Zeit drei neue Kontrakte mit irakischen Firmen, die wir auch erfüllen werden, wenn die irakische Regierung die Finanzierung sichergestellt hat. Wir liefern Ersatzteile, Meerwasser- und Brackwasserentsalzungsanlagen, die im Süden des Iraks genutzt werden, um die Bevölkerung zu versorgen.

Sind Ihnen Geschäfte mit dem Irak nicht zu gefährlich?

Wir schicken keine Mitarbeiter in den Irak, damit sie unsere Anlagen dort aufbauen. Das wäre in der Tat zu gefährlich. Wir haben extra vereinbart, dass die Inbetriebnahme von irakischem Personal selbst vorgenommen wird. Dafür laden wir irakische Ingenieure zu uns nach Deutschland ein und schulen sie entsprechend.

Es ist also möglich, Geschäfte so abzuschließen, dass Deutsche nicht in den Irak müssen? Das ist ja auch die Idee der Konferenz.

Ja, wir haben das bereits vor dem Sturz von Saddam Hussein so gemacht. Schon damals sind wir nur sehr zögerlich in den Irak gefahren. Nach dem Krieg haben wir einige Projekte vollendet, die während des Krieges gestoppt worden waren. Dafür haben wir dann Iraker in Kuwait geschult, die die Anlagen schließlich in Betrieb genommen haben.

Wie hat sich der Irakkrieg auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?

Der Krieg hat zunächst zu einem vollkommenen Stopp unserer Irak-Geschäfte geführt. Dann haben die Amerikaner bei uns nach Anlagen gefragt, weil wir schon länger Lieferant sind. Es kam aber nicht zu einer Lieferung, weil die Firmen, die die Amerikaner im Irak installiert haben, Aufträge im Wesentlichen an Koalitionspartner der USA vergeben haben.

Jetzt kommen Sie wieder ins Geschäft?

Ja, weil unsere Anlagen schon dort stehen. Teilweise wurden sie während des Krieges beschädigt, teilweise wurden bestimmte Teile gestohlen. Wir werden nun nach Ersatzteilen gefragt. Im Übrigen existieren die Einkaufsabteilungen der dortigen Firmen ja weiter. Die kommen jetzt auf ihre alten Geschäftsbeziehungen zurück, seit die Iraker wieder selber entscheiden können, mit wem sie Geschäfte machen.

Wegen Ihrer Geschäfte vor dem Irakkrieg im Rahmen des Programms „Öl für Lebensmittel“ hat Ihnen die UNO vorgeworfen, Schmiergelder an Saddam Hussein gezahlt zu haben.

Nein, wir haben keine Schmiergelder gezahlt.

Und versteckte Schmiergelder in Form von Preisaufschlägen?

Auch nicht, wir hatten Kontrakte, die einen bestimmten Preis hatten. Da waren keine Preisaufschläge drin.

Es wurde aber gegen Sie ermittelt.

Ja, aber nicht aufgrund des UNO-Berichtes. Bei deutschen Firmen werden regelmäßig Außenwirtschaftsprüfungen durchgeführt. Dabei sind auch unsere Irak-Geschäfte geprüft worden. Wegen Verdacht auf Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz hat die Staatsanwaltschaft dann gegen uns ermittelt. Dieser Verdacht ist aber ausgeräumt worden. Das Verfahren ist eingestellt.

INTERVIEW: DIRK ECKERT

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