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Rastlos in Hamburg

Aus Geldnot gibt Theater N. N. sein Eimsbütteler Domizil auf. Kulturbehörde will beim Finden neuer Räume helfen

Vom Bahnhof ins Ballhaus ins ... – der Ort, an dem das Privattheater N. N. ab März residieren kann, ist noch nicht bekannt. Aus Geldnot wurden jetzt die liebevoll renovierten Räume in Eimsbüttel gekündigt. Und ist sie auch ungewollt und mühsam, verweist diese Rastlosigkeit doch auf die Anfänge des ehrenamtlich arbeitenden Ensembles unter Leitung des Babelsberg-Absolventen Dieter Seidel, das in den Neunzigern als Tourneetheater begann. Die Trierer Kaiserthermen, das Kloster Chorin und zuletzt die Blankeneser Römischen Gärten waren wichtige Stationen.

Zwei bis drei Jahre währte seit 1999 die jeweilige Sesshaftigkeit – zunächst im von der Deutschen Bahn einst geplanten Altonaer „Kulturbahnhof“, seit 2003 im ehemaligen „Freddys Ballhaus“ in Eimsbüttel. Neben ihren Brotjobs probten und spielten die Akteure bis zur Erschöpfung, brachten 2000 eine große Weill-Revue, später Sobol und Cocteau auf die Bühne. Doch „auf die Dauer ist dies nicht durchzuhalten“, sagt Seidel jetzt. „Die Theaterarbeit wurde immer stärker überlagert durch die permanente Frage, ob wir die Miete – 30.000 Euro jährlich – wohl schon eingespielt hätten.“

Dabei sei es nicht so, dass die aktuelle Vermieterin, die Evangelische Kirchengemeinde Eimsbüttel, nicht großzügig geholfen habe. Die Miete allerdings konnte sie dem Theater nicht erlassen. Auch die Kulturbehörde könnte das Geld nur aufbringen, „wenn wir es anderer Stelle wegnähmen. Und das wollen wir nicht“, sagt Sprecher Björn Marzahn. Zudem habe das Theater N. N. in den vergangenen Jahren zwei Projektförderungen erhalten, „und auch zwischendurch haben wir immer mal unter die Arme gegriffen“, so Marzahn.

Eine regelmäßige institutionelle Förderung aber gab es nie. Und so wird der für Licht und Räume sensible Dieter Seidel zum 1. März abermals eine neue Behausung suchen müssen. Die Kulturbehörde will dabei helfen und hat gemeinsame Sondierungsgespräche angeboten. PETRA SCHELLEN

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