: Ein Zeichen gegen die Bedrohung
PROTEST Linke Organisationen rufen in Kiel zur Demonstration gegen rechte Übergriffe auf
Menschen werden angegriffen, Fenster eingeschmissen, auf linke Wohnprojekte Schüsse abgegeben: Offene Gewalt in Kiel, hinter der die örtliche rechtsextreme Szene stecken dürfte. „You’ll never walk alone!“ haben sich gut 100 politische und kulturelle Organisationen auf ihre Fahnen geschrieben, wenn sie an diesem Samstag in der Landeshauptstadt demonstrieren: „Wir wollen deutlich machen, dass wir als Betroffene der Naziangriffe und als solidarische Antifaschisten zusammen stehen“, sagt Mark Schröder vom Vorbereitungskreis.
Der jüngste Übergriff ereignete sich am 18. Februar: Nicht zum ersten Mal gingen die Schaufensterscheiben des Buchladens „Zapata“ zu Bruch, sie wurden „mit Betonplatten eingeworfen“, wie die Betreiber selbst erklären. Am 20. Januar hatten Unbekannte auf ein erleuchtetes Fenster des Wohnprojektes „Alte Meierei“ geschossen. Ein Bewohner sagte danach der taz, der Angriff markiere eine „neue Qualität“: „Wir gehen davon aus dass Nazis die Tat verübten.“ Solche schlugen im April 2009 ein Mitglied der örtlichen Ballett-Kompanie zusammen und verletzten ihn schwer. Er war zufällig auf die Gruppe gestoßen, die eine Antifa-Aktion angreifen wollte.
Neben der NPD hat sich in den vergangen zwei Jahren eine „Aktionsgruppe Kiel“ etabliert. Diese hatte das vergangene Jahr zum „Kampfjahr“ erklärt und rühmt sich nun im „Weltnetz“ der eigenen Aktionen: „Unmittelbar in der Nähe der ‚Alten Meierei‘ wollten wohl einige Kameraden ‚mitfeiern‘ und somit wurde mit einer größeren Gruppe der Alertas (Antifa) ordentlich angestoßen, woraufhin es auf Seiten der Roten wohl zu einigen ‚blackouts‘ kam.“ Mehr schreibe man nicht, um den Behörden nicht „in die Hände“ zu spielen.
Die VeranstalterInnen der Demo (Samstag, 14 Uhr, Hauptbahnhof) wenden sich auch gegen das Kleinreden der rechten Bedrohung durch Behörden und Medien: Was in Kiel laufe, so Mark Schröder, sei eben kein „unpolitischer Bandenkrieg“. AS
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen