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Und wer gibt uns jetzt Modetipps?

SCHLEICHWERBUNG Leiter der Frauentitel verlässt die zentrale WAZ-Service-Redaktion

Die Schleichwerbe-Vorwürfe des „Netzwerk Recherche“ gegen die Frauenzeitschriften der WAZ-Woman-Group haben erste Konsequenzen: Der Leiter der Zentralen Service-Redaktion verlässt das Unternehmen. „Roland Hag scheidet auf eigenen Wunsch aus, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen“, teilt der Verlag mit.

Wer unter 60 ist und männlich, der dürfte die Produkte der Essener WAZ-Women-Group eher selten in die Hand nehmen. Die acht Titel wie die aktuelle, Echo der Frau oder Neue Welt richten sich an eine ältere weibliche Zielgruppe. Themen wie royale Geburten oder die Vorbeugung von Demenz nehmen großen Raum ein. Doch die Marktmacht der Zeitschriftengruppe ist groß: Wöchentlich werden 1,8 Millionen Exemplare verkauft – mehr als Spiegel und Stern zusammen.

Konkrete Empfehlungen

Am Dienstag vergangener Woche hatte das „Netzwerk Recherche“ eine Studie über Korruption im Journalismus veröffentlicht und darin beschrieben, wie häufig in den Artikeln konkrete Produkte empfohlen werden. Auf den Modeseiten des einen Heftes erschienen zum Beispiel Empfehlungen für einen konkreten Versandhändler, der bei anderen Heften der Verlagsgruppe großflächige und entsprechend teure Anzeigen gebucht hat.

Ein Insider berichtete, dass die Anzeigenabteilung systematisch Einfluss auf die Inhalte im Heft nehme. Sie teile den Redaktionen mit, welche Markennamen sie in welchem Umfang erwähnen solle. Die Zentrale Service-Redaktion der WAZ-Woman-Group war dabei die Drehscheibe, von der aus die Titel gesteuert wurden. Laut einem Insider soll Hag das Schleichwerbe-System selbst kritisch gesehen haben, er habe aber die Vorgaben der Anzeigenabteilung umsetzen müssen. SEBASTIAN HEISER

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