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Berliner bekommen endlich Tunnelblick

Nach zehn Jahren voller Pannen wird der Tiergartentunnel am 26. März eröffnet. Und eine frohe Senatorin darf durch die fertige Luxusröhre führen

Die Stadtentwicklungssenatorin denkt positiv. Gnadenlos. Als sie gestern durch den Tiergartentunnel führte, der am 26. März für den Verkehr geöffnet wird, hätte sie viel erzählen können über Pannen, Peinlichkeiten und Verspätungen. Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sagte: „Sicherheit geht vor Schnelligkeit.“ Besonderen Wert habe sie darauf gelegt, dass die „sensible Sicherheitssoftware wirklich stabil“ laufe.

Genau diese Software hatte den letzten Eröffnungstermin, der auf September 2005 angesetzt war, verhindert. Das Programm, der so genannte Dirigent, lieferte bei der Einordnung von Unglücksfällen einen Fehler nach dem anderen.

Nach einer zehnjährigen Bauzeit läuft jetzt endlich alles richtig. Und dass die Senatorin warnt, die ersten Autofahrer mögen doch bitte „sorgfältig und vorsichtig“ durch die 2.392 Meter lange Doppelröhre fahren, hat wohl eher mit der Furcht vor einem neuen Tunneltourismus zu tun. Wobei: Um einen Tunnel geht es hier nicht, sondern um einen „High-Tech-Apparat“, so Frieder Bühring, Abteilungsleiter Tiefbau der Stadtentwicklungsverwaltung. Der Tiergartentunnel ist nicht nur der längste Tunnel im Bundesstraßennetz, sondern mit 390 Millionen Euro Baukosten wohl auch der teuerste.

Die kostspielige Technik fällt ins Auge: Im TTS, dem Tunnel Tiergarten Spreebogen, blinken alle paar Meter Warnschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen, beleuchtete Notausgänge, grüne Pfeile, rote Kreuze, gelbe Ausfahrts- und Einfahrtsschilder oder Notrufsäulen.

Auf den Ernstfall reagiert die Luxusröhre fast von selbst – man muss ihr nur Bescheid sagen. Sobald jemand zum Notruftelefon greift, springen die Geschwindigkeitsbegrenzungen im gesamten Tunnel von 50 auf 30 Kilometer in der Stunde um. Alle Notausgänge werden angeleuchtet, Leuchtsignale an der Decke warnen vor der Gefahr, eine beruhigende Frauenstimme tönt aus den 430 Lautsprechern: „Bitte bewahren Sie Ruhe!“

Bei einem Brand kann der Tunnel für einfahrende Autos innerhalb kürzester Zeit gesperrt werden. Um giftige Gase abzusaugen, verfügt er über ein Lüftungssystem. Die Autofahrer gelangen durch eine der 19 Fluchttüren in den Paralleltunnel. Problematisch: Die Türen lassen sich nur per Knopfdruck öffnen, manuell braucht man viel Kraft und Geduld – in Paniksituationen genau das, was fehlt.

Aber man werde Ereignisse erkennen, „die nicht der Norm entsprechen, und sofort eingreifen“, sagt Projektleiter Helmut Geyer. Zwei Zentralen überwachen die Röhren: die Tunnelleitzentrale in Tegel und die Verkehrsregelungszentrale im Flughafen Tempelhof. „Ein Stau kann gar nicht erst entstehen“, sagt Geyer.

Sechs Kilometer Kabel stellen nicht nur die Funkverbindungen für Handys sicher, die Fahrer können auch Radio hören: 17 Programme können im Tunnel empfangen werden.

Eine weitere Besonderheit: Die Tunnelwände wurden weiß getüncht, damit alles schön hell wirkt. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis die Tunnelwände ergrauen. Für ein spezielles Abgas-Filtersystem fehlte das Geld. MARIA DALDRUP

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