medikamententests: Fatale Nebenwirkungen
Der Londoner Medikamententest, bei dem alle Probanden erkrankten, zwei nur kapp dem Tode entgingen, sollte eine Warnung sein. Die von der deutschen Firma TeGenero entwickelten Antikörper sollten zur Bekämpfung von Leukämie und bestimmten Immunkrankheiten eingesetzt werden. Experten vermuten, dass die Antikörper wahllos in die Regulation des Immunsystems eingegriffen und unter anderem die so genannten CD8-T-Killerzellen aktiviert haben. „Diese Zellen greifen einfach alles an“, erklärte der Londoner Experte Michael Ehrenstein. Dass diese fatale Wirkung nicht schon bei den Tierversuchen auffiel, ist vermutlich auf winzige Unterschiede in den Oberflächenproteinen der Zellen von Mensch und Tier zurückzuführen. Beim Menschen konnten die Antikörper auch an den Killerzellen andocken und sie aktivieren. Wenn die Sicherheitsmaßnahmen von Medikamententests nicht grundlegend geändert werden, ist zu befürchten, dass Vorfälle wie in London künftig häufiger passieren werden. Denn in der Pharmaforschung werden zunehmend körpereigene Substanzen auf ihre Tauglichkeit als Arzneimittel getestet. Sie sind nicht nur hochaktiv, sondern binden sehr spezifisch nur an bestimmte Andockstellen der Zellen. Schon winzige Variationen bei diesen Targets, wie sie zwischen Mensch und Tier fast schon die Regel sind, können dann große Unterschiede bei der Wirkung zur Folge haben. Tierversuche reichen dann auf keinen Fall mehr aus, um ein Medikament für den Test am Menschen freizugeben.
WOLFGANG LÖHR
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