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Das war keine Personenwahl

Die Landtagswahl in Baden-Württemberg: Küsschen bei der CDU, eine „Bronzemedaille“ für den Grünen Kretschmann – und eine klare Verliererin

AUS STUTTGART HEIDE PLATEN

Der Jubel im Foyer des Stuttgarter Landtages bei der CDU kam zackig und selbstbewusst. Man merkte: Sie hatte fest mit dem Ergebnis um die 45 Prozent gerechnet. Die Abgeordneten nahmen die ersten Hochrechnungen begeistert mit Küsschen und Umarmungen zur Kenntnis, denn es schien genau für die 65 Sitze zu reichen, die zur absoluten Mehrheit benötigt wurden. Bei den Freien Demokraten mischte sich deshalb auch ein wenig Besorgnis in die gemäßigte Freude, dass die strammen 10 Komma etwas Prozent doch zu nichts langen könnten. Die FDP hatte sich auf Gedeih und Verderb der CDU angedient, mit der sie seit zehn Jahren regiert.

Von koketten Tändeleien mit der Option Schwarz-Grün abgesehen, hatte sich auch Ministerpräsident Günther Oettinger im Wahlkampf längst auf einen Fortbestand dieser Koalition festgelegt und die anderen Parteien kaum beachtet.

Bei der SPD herrschte zunächst totales Schweigen. Herausforderin Ute Vogt (SPD) hatte es nichts genützt, dass sie den Amtsinhaber immer wieder als entscheidungsschwach und profillos ktitisiert hatte. Sie verfehlte mit um die 25 Prozent meilenweit die 30-Prozent-Hürde, die sie 2001 als Spitzenkandidatin wiedererobert hatte. Hauptthema eines verkorksten Abends war das Bangen, ob sie gar ein historisches Tief für die Baden-Württemberg-SPD einfahre.

Die Grünen sind nun mit 12 Prozent drittstärkste Fraktion. „Die Bronzemedaille vom Wähler“ wähnte Spitzenkandidat Winfried Kretschmann sich umgehängt, was nicht nur ihn „begeisterte“. Der Freudenschrei des Parteilinken Winfried Hermann hallte über drei Stockwerke. In der Fraktion war nach der ersten Freude Realpolitik angesagt. Man werde gelassen abwarten, ob ein Koalitionsangebot komme, sagte ein Sprecher: „Ich glaube aber, eher nicht.“ Für diesen Fall kündigte Kretschmann schon mal engagierte Oppositionspolitik an.

Im Landtag hatte schon am Nachmittag ungewohnt drangvolle Enge geherrscht. Vor allem die großen Fernsehsender richteten ihre Wahlkampfzentralen in der scheinwerferaufgeheizten Lobby der oberen Stockwerke rund um den Plenarsaal weiträumig ein. Auch die Gäste des hohen Hauses versammelten sich schon frühzeitig zu Wein und Imbiss an den frühlingsgelb gedeckten Tischen im Erdgeschoss. Dabei waren Überraschungen eigentlich nicht zu erwarten gewesen. Jede Prognose in den vergangenen Wochen hatte vorausgesagt, dass alles so bleiben werde, wie es war.

Das Wahlergebnis ist trotz mäßiger Beliebtheit ein Triumph für Oettinger, der erst vor knapp einem Jahr den wesentlich beliebteren Erwin Teufel entmachtet hatte. Seine Ausfälle gegen ältere Arbeitnehmer und Gewerkschafter und der sogenannte Muslim-Test scheinen ihm eher genützt zu haben. Ute Vogt, in den eigenen Reihen nicht unumstritten, schadete sich dagegen eher selbst, als sie in der letzten Wahlkampfwoche einem Privatsender Privates aus dem Schlafzimmer erzählte. Sie verschreckte damit auch solche Offenheit bei einer künftigen Landesmutter nicht gewohnte, konservative Sozialdemokraten.

Die Wahlbeteiligung war gestern noch geringer als erwartet. Mit nur 52,5 Prozent Prozent lag sie weit unter den 62,6 Prozent von 2001. Das bisher schlechteste Ergebnis hatte vor 45 Jahren bei 60 Prozent gelegen.

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