: Begegnung mit der Rotgestreiften Schafsnase
OBST Ein Buch über alte Apfelsorten aus Berlin-Brandenburg präsentiert auch Rezepttipps
Endlich mal was wirklich Neues: eine Apfel-Kuratorin! So nennt sich Caty Schernus. In ihrer „Apfelgalerie“ in der Schöneberger Goltzstraße verkauft sie bis zu 200 verschiedene Apfelsorten, darunter viele alte oder regional verbreitete Arten. Weil die Kunden so gern über die „Rotgestreifte Schafsnase“ staunen oder sich für den rundlichen „Johannes Böttner“ interessieren, reifte bei Schermus neben dem Obst auch die Idee zu einem Nachschlagewerk.
Jetzt ist es da: „Das Apfelbuch Berlin-Brandenburg. Alte Sorten wiederentdeckt – mit Rezepten und Geschichten“, mit Apfel-Porträtzeichnungen von Walter Karberg und Aufnahmen der Food-Fotografin Steffi Brügge. Hendrik Madeja ist der Koch von Gerichten, wie sie nur in Berlin erfunden werden können – etwa dem Apfel-Falafel. In Brandenburg verortet man eher den Wirsing-Apfelwickel mit Blutwurst.
Auf Apfelsuche in Eden
Zu den Geschichten, die die Apfelkuratorin gesammelt hat, gehört die vom Apfelmann Jürgen Sinnecker, der im Oberhavel-Gebiet alte Obstbaumbestände kartiert. Auf dem Gelände der 1893 in Oranienburg gegründeten „Vegetarischen Obstbau-Kolonie Eden“ will Sinnecker „Pohls Schlotterapfel“ finden: Die Sorte kam 1920 als Neuheit auf den Markt, ging dann aber verloren.
Wer selbst einen raren Apfelbaum pflanzen will, sollte sich bei einem der Brandenburger Naturparks kundig machen. Aber auch Baumpatenschaften kommen infrage. Der Umweltverband Nabu hat in Templin eine Apfelwiese mit mehr als 300 Bäumen von 109 regionaltypischen Sorten angelegt. Wer hier Baumpate wird, darf im Herbst fünf Kilo ernten.
Am besten essen
Und weil es in Brandenburg viele Initiativen zum Erhalt traditioneller Apfelsorten gibt, ist es gar nicht so schwer, mehr darüber zu lernen. Das „Apfelbuch“ weist etwa den Weg zu einigen Streuobstwiesen, die zu besuchen sich lohnt. Dazu kommen Pomologische Schau- und Lehrgärten von Obstzuchtvereinen oder Apfelrouten wie der „Panoramaweg Werderobst“. Das einfachste Mittel aber, den alten und raren Sorten zu helfen, ist es, sie fleißig zu essen. BRIGITTE WERNEBURG
■ „Apfelbuch Berlin-Brandenburg“. be.bra, 120 Seiten, 16,90 Euro
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