: Haasenburg GmbH nimmt wieder Kinder
KINDERHEIM Das Brandenburgische Bildungsministerium hebt Belegungsstopp für den Skandal-Träger teilweise auf. Der Standort Müncheberg soll weiter keine Kinder aufnehmen dürfen
POTSDAM taz | Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) will Heime der Haasenburg GmbH teilweise wieder für eine Belegung öffnen. Das teilte die Ministerin nach taz-Informationen am Donnerstag nach Redaktionsschluss mit.
Nach taz-Informationen soll für den Standort Neuendorf am See der Belegungsstopp zurückgenommen werden. Allerdings solle hier ab dem 1. September durch neue Auflagen weiteren Misshandlungen Einhalt geboten werden. Die sogenannte Neuaufnahmezeit der Kinder und Jugendlichen, in der die Insassen weitgehend abgeschottet werden, solle zeitlich befristet werden. Mit dem Jugendamt, das die Kinder in die Einrichtung verschickt hat, solle dann entschieden werden, ob diese Phase verlängert werde. Zudem sollen die Kinder regelmäßig unkontrolliert Kontakt mit dem Sorgeberechtigten und der Untersuchungskommission aufnehmen dürfen. Monatlich sollen höchstens zwei neue Kinder und Jugendliche mit freiheitsentziehenden Maßnahmen in eine Gruppe kommen.
Für den Standort Müncheberg soll der Belegungsstopp auch über den 31. August beibehalten werden. Auch der bereits geschlossene Standort Jessern soll nicht wieder belegt werden. Damit könnten nach taz-Informationen nur noch 12 von insgesamt 54 Plätzen belegt werden.
Münch hatte sich in der vergangenen Woche mit Vertretern von Jugendämtern getroffen, die Kinder in Heime der Haasenburg GmbH entsenden. Die Ämter äußerten nach taz-Informationen kaum Beschwerden über den Träger. Das ist wenig erstaunlich, denn die entsendenden Jugendämter sind mit verantwortlich für das offenbare Versagen der Heimaufsicht. Der Träger fällt seit Jahren durch gravierende Missstände in seinen Heimen auf. Konzepte einer „totalen Unterordnung“ sind auch der Brandenburgischen Heimaufsicht und damit formal auch der übergeordneten Behörde, dem Bildungsministerium, seit 2006 bekannt.
Unterdessen ist der am Montag geflohene Jugendliche wieder in das Neuendorfer Heim gebracht worden. KAJ, KAS
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