: Kurtaxe soll Freie Szene retten
KULTURPOLITIK Der Rat für die Künste fordert vom Land Berlin mehr Geld für die Freie Szene. 2 Millionen aus der City Tax, die kommen soll, seien nicht genug
Der Aufruf „Freie Szene stärken“, eine Kampagne, mit der KünstlerInnen derzeit für mehr finanzielle Unterstützung durch den Senat demonstrieren, findet im „Rat für die Künste“ starken Widerhall. „In dieser Frage sind wir vorbehaltlos für die Interessen der Freien Szene“, sagte Leonie Baumann, Vorsitzende des Gremiums, nach der Sitzung am Montagabend zur taz. „Es muss mehr Geld geben.“
Die Rektorin der Kunsthochschule Weißensee und 20 Persönlichkeiten des Berliner Kunst- und Kulturbetriebs, darunter Sasha Waltz und Jochen Sandig vom Radial System, Ulrich Khuon, Intendant am Deutschen Theater (DT) und Anemone Vostell (Landesverband Berliner Galerien), fordern vom Senat, Gelder aus den Einkünften der geplanten „City Tax“ – einer Art Kurtaxe für Touristen – für die Freie Szene bereitzustellen. Die Summe müsse aber deutlich „über 2 Millionen Euro“ liegen, betonte Baumann.
Die 2 Millionen, derzeit im Gespräch, seien „nicht ausreichend“, so der Rat. Zudem müsse die City Tax endlich vom Senat abgesegnet werden, damit der Betrag ab 2014 von Besuchern eingenommen und an die Szene weitergegeben werden könne. Die Finanzverwaltung rechnet mit Einnahmen von rund 25 Millionen Euro jährlich.
Der Rat für die Künste vertritt als gewähltes unabhängiges Gremium die Berliner Kultur, ihre Künstler sowie Institutionen und kann Empfehlungen an das Parlament geben. In der Vergangenheit hatte er mehrfach eine Anhebung des Kulturetats angemahnt, da insbesondere die steigenden Mieten für Ateliers oder Spielstätten die Existenz vieler Künstler in der Stadt bedrohten. Rund 40.000 freie KünstlerInnen arbeiten in Berlin. Die Mittel aus dem Kulturetat für die Freie Szene stagnieren seit Jahren bei 10 Millionen Euro. Ein Plus ist auch im Doppelhaushalt 2014/15 für die bildenden Künstler, Theatergruppen, Musiker oder Tänzer nicht drin. Der Etat von 377 Millionen Euro (2014) begünstigt zu 95 Prozent die großen Opernhäuser, die Theater und Museen.
Nach Ansicht des Rates für die Künste sollten mindestens 50 Prozent der City-Tax-Einnahmen in die Kultur, „mit Schwerpunkt Freie Szene“, gesteckt werden. Dies sei schon darum berechtigt, weil Berlinbesucher hauptsächlich wegen der reichen Kunst- und Kulturszene hierherreisten und dafür viel Geld investierten. Baumann forderte zudem, den Kulturetat anzuheben.
ROLF LAUTENSCHLÄGER
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