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Burka indiskutabel

Die Bonner Gesamtschule will das Verbot der Ganzkörperverschleierung aufrecht erhalten

BONN taz ■ Die Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Bonn will auch künftig keine Burkas im Unterricht dulden. Letzte Woche hatte die Schule zwei 18-jährigen Musliminnen ein zweiwöchiges Hausverbot erteilt, weil sie in Ganzkörperverschleierung im Unterricht erschienen waren. Das Verbot gilt bis kommenden Mittwoch. Sollten sie dann wieder mit Burka erscheinen, drohen ihnen weitere Sanktionen.

„Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“, sagte Schuldirektor Ulrich Stahnke der taz. Ein geordneter Unterricht sei nicht möglich, wenn die Schülerinnen ihr Gesicht nicht zeigten, sagte der 58-Jährige. In dieser Frage gebe es „keine Kompromissfähigkeit“.

Rektor Stahnke hatte vor einer Woche mit seiner Entscheidung, die umstrittenen Frauen-Gewänder nicht an der Schule im Bonner Stadtteil Tannenbusch zu tolerieren, bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Nun sieht er sich durch die öffentlichen Reaktionen bestätigt. Beinahe 200 E-Mails seien seitdem gekommen, berichtete er – fast alle hätten ihn in seiner Entscheidung unterstützt. Viel Zuspruch habe er insbesondere für seine Argumentation gefunden, dass offene Kommunikation nur ohne Gesichtsverschleierung möglich sei. Nur in wenigen Zuschriften sei ihm vorgeworfen worden, er würde durch das Burka-Verbot die Integration von Musliminnen und Muslimen behindern.

Wie die Bonner Stadtverwaltung gestern laut Spiegel online mitteilte, gibt es offenbar Anzeichen dafür, dass die beiden Schülerinnen der Bertolt-Brecht-Schule die Burka nicht aus eigenem Antrieb getragen haben. Es sei vielmehr zu befürchten, dass sie in einer „gelenkten und geplanten Aktion instrumentalisiert“ worden seien. Die Familie einer der beiden jungen Frauen sei den deutschen Behörden bereits bekannt. DIRK ECKERT

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