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Telekom kapert Bundesliga

Pech für Premiere: Die Deutsche Fußball Liga setzt durch, dass die Telekom keine Bundesliga über Satellit und Kabel zeigt. Und dann heißt die erste Klasse ab Saison 2007/08 auch noch „T-Com-Liga“

AUS MÜNCHEN MAX HÄGLER

Telekom-Vorstand Walter Raizner versuchte erst gar nicht, sein Dauergrinsen zu unterdrücken: Aus der Deutschen Bundesliga wird ab der Saison 2007/2008 die T-Com-Liga.

Die Umbenennung ist zwar offiziell nur eine „Option“ in der umfangreichen Lizenzvereinbarung zwischen dem Ligaverband DFL und dem Telekommunikationsriesen. Doch schon nach dem offiziellen Ende der gestrigen Pressekonferenz bestätigte Raizner: „Wir werden die Option sicher ausüben.“

Premiumpartnerschaft heißt so etwas, in England nennt sich die Premier League offiziell „Barclay Premiership“ und die erste Liga in Österreich ist auch schon umbenannt – in „T-Mobile Bundesliga“. Nun also gibt es also auch im Deutschen Fußball die Totalvermarktung.

Dass mit dem gestern verkündeten Kompromiss in Sachen Live-Übertragungsrechte der Telekom der immer noch zu 37 Prozent in Staatsbesitz befindliche Konzern gleich auch noch den Einstieg in den Rundfunk schaffte, geriet dabei beinahe aus dem Blick. Die Telekom überträgt schon ab der kommenden Spielzeit 2006/2007 im Internet (IPTV) sowie auf Mobiltelefone – und nur dort.

Das war in den letzten Monaten nicht immer klar, die DFL musste sich diese Lösung teuer erkaufen. Denn die Telekom-Lizenzen erlauben dem Konzern nach seiner Auffassung eigentlich, dass IPTV-Signal auch per Kabel und Satellit weiterzuverbreiten. Also quasi in alle klassischen TV-Haushalte und nicht nur an die bislang wenigen hunderttausend Nutzer des Hochgeschwindigkeit-Internets V-DSL der Telekom. Noch vor vier Wochen hatten die Bonner einen Vertrag mit dem eigentlich ausgestochenen Pay-TV-Sender Premiere geschlossen, gemeinsam wollte man das Fußball unters Volk bringen.

Das wäre die bisher deutlichste Kampfansage an Arena-TV gewesen, wo man 220 Millionen Euro für die Live-Lizenz für klassisches Abo-Fernsehen bis 2009 bezahlt hat. Zwar sei man weiterhin unterschiedlicher Auffassung, hieß es gestern von allen Seiten. Aber vor Gericht wollte man nicht ziehen, und so hat die Liga Frieden geschlossen mit dem stärksten Mitspieler im Tauziehen um die Fußballrechte – mit der Telekom und ihren 23 Milliarden Euro Jahresumsatz.

Gestern erklärte Telekom-Vorstand Raizner also huldvoll: „Wir üben unsere Übertragungsrechte per Kabel und Satellit nicht aus.“ Und grinste natürlich dabei, denn die DFL hat dafür ordentlich geblecht: Auf die eigentlich 45 Millionen Euro teure Internetlizenz bekommt die Telekom nun einen Abschlag und zusätzlich gratis das Recht auf den Ärmel: In der ersten wie zweiten Liga wird künftig auch der Telekom-Schriftzug die Trikots zieren. Und das Namensrecht ab 2007 ist für schlappe 20 Millionen Euro jährlich sowieso billig gekauft. Arena-TV verzichtet dafür seinerseits auf Verbreitung über das Internet.

DFL-Chef Hackmann jedenfalls war gestern höchst zufrieden: „Das ist ein wichtiger Schritt für den Profifußball, aber auch für die Telekom.“ Raizner beschreibt das so: „Wir sind kein Medienhaus, wir sind ein Aggregator.“ Und grinst dabei.

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