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katrin weber-klüverDer Waldi

Vier Männer sitzen auf einer Art Komödienstadlprobebühne. Furnierbrauner Muff, Alpentapeten, dazu ein paar Wimpel, Fotos, Pokale. Die Requisiten zeigen: Die Männer wollen über Fußball reden. Ihr Gastgeber: Waldemar Hartmann. Der Fast-Vorruheständler der ARD hat nach seiner elenden Olympia-Show „Waldi und Harry“ wieder ein Spätprogramm erhalten. „Waldis WM-Club“, Harald „Harry“ Schmidt kommt gelegentlich dazu.

Das Format scheint anders als der Turiner Club ein Männerstammtisch zu sein. In Folge eins jedenfalls ist keine knackige Kati Witt aufgetaucht, um mit Herrn Hartmann Flirten für Hinterwäldler zu üben. Zu Gast waren: Paul Breitner, Heiner Lauterbach, Harald Schmidt. Breitner gab den grantigen Fachmann, Lauterbach den ernsthaften Promi-Fan, Schmidt – ja, was gab Schmidt? Er machte einen leicht untrainierten Eindruck. Wie immer aber war das Publikum wild entschlossen, ihn lustig zu finden.

Hartmann, in dessen Weltbild nicht viel Platz für die Welt außerhalb von Bayern ist, hatte sich für die Show vorgenommen, die Abwehr der deutschen Nationalelf umzuorganisieren. Seine und Breitners Vision geht so: Wegen Versagens der Viererkette muss eine Nummer sechs her, die dann den Libero gibt. Erstens hat doch Otto Rehhagel Griechenland mit Libero zum Europameister gemacht (und nur der Sieg zählt), zweitens spielt Klinsmann ohne (zudem ohne Kahn). Hartmann kann Klinsmann mit einer Inbrunst nicht leiden, die derart unverhohlen im Fernsehen selten zu sehen ist.

Wenn vier, die zusammen agieren sollen, nicht miteinander können, das Niveau für das schöne Spiel nicht haben, sich die Bälle nicht zuspielen, ist das ein Problem. Nicht nur auf dem Platz. Dass Hartmann sich als taktgebenden Libero sieht, macht seinen Waldi-Club noch armseliger. Nein, Libero ist nicht die Lösung.

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