bvg und fahrstühle: Berlin rollt hinterher
Wer in Berlin mit einem Rollstuhl, einem Kinderwagen oder einem schweren Rollkoffer unterwegs ist, hat es schwer: Nur rund jeder dritte U-Bahnhof ist mit einem Aufzug oder einer Rampe ausgerüstet – ein Unding. Denn selbst wenn man nur zweimal umsteigen muss, um an sein Ziel zu gelangen, sinkt die Wahrscheinlichkeit gegen null, dass dies gelingt. Für eine weltoffene Metropole, die Berlin ja gerne sein will, ist das peinlich.
KOMMENTARVON RICHARD ROTHER
Dass es am U-Bahnhof Eberswalder Straße zu einer Protestaktion kommt, um der BVG als Besitzerin Beine für den Einbau eines Aufzugs zu machen, war längst überfällig. Prenzlauer Berg ist schließlich einer der wenigen Bezirke, in denen es reichlich Nachwuchs gibt – und der will in jungen Jahren nun einmal durch die Gegend geschoben werden. Umso unverständlicher ist, dass der U-Bahnhof Senefelderplatz kürzlich saniert wurde, ohne einen Fahrstuhl einzubauen.
Sicher, der Einbau eines Aufzugs in einen alten U-Bahnhof ist teuer. Aber auch Menschen, die auf rollende Räder angewiesen sind, sind Kunden der Berliner Verkehrsbetriebe. Oft sogar sehr gute: So ist es zum Beispiel mit einem Kinderwagen bequemer, die U-Bahn – wenn möglich – zu benutzen, als das Gefährt umständlich auseinander zu nehmen und in ein Auto zu packen, nur um es ein paar Kilometer weiter wieder aufzubauen. Auf diesen Vorteil könnte auch die BVG setzen.
Bis sich diese Erkenntnis bei den Verkehrsbetrieben durchsetzt, sind eben aufmerksame Fahrgäste gefragt: Wenn ein Kinderwagen an der Treppe steht, packt man beherzt mit an – ohne sich lange bitten zu lassen. In Zeiten, als Fahrstühle im öffentlichen Nahverkehr absolute Mangelware waren, ging das ja auch.
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