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Die Bibliothek des 21. Jahr-hunderts

neubau der lb

Klaus Wowereit hat in jedem Regierungsjahr ein Lieblingsbauprojekt. Manchmal gelingt ein solches, wie 2012 die Planung zur Stadtautobahn A 100. Manchmal geht es in die Hose, wie seine Kunsthalle 2011. Oder alles bleibt offen – siehe Flughafen.

Auch Wowereits Lieblingsprojekt 2013, der Neubau der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) auf dem Tempelhofer Feld für kalkulierte 270 Millionen Euro, ist nicht in trockenen Tüchern. Der Wettbewerb um die neue ZLB wurde am Mittwoch zwar entschieden, auf einen Sieger konnte sich die Jury aber nicht einigen und vergab stattdessen zwei erste Preise. Die Entwürfe der Architekten Sarah Miebach und Rico Oberholzer aus Zürich und von Regina Kohlmayer und Jens Oberst aus Stuttgart müssen nun überarbeitet werden. Für 2014 ist mit einer Entscheidung zu rechnen, glaubt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher.

Vielleicht sollte man auch noch einmal ganz neu über die Planung nachdenken. Denn die Entwürfe für Berlins Bibliothek des 21. Jahrhunderts sind etwas altbacken – rein äußerlich zumindest. Während die Züricher Architekten einen achtstöckigen Glaskubus planten, der aussieht wie hundert andere Bürokästen, gleicht die Stuttgarter ZLB einem 260 Meter langen Betonraumschiff aus den sechziger Jahren, das auf dem Feld gelandet ist. Beim, wie Kulturstaatssekretär Schmitz meint, „wichtigsten Kulturprojekt in dieser Legislaturperiode“, das 2021 eröffnen soll, gibt es noch Handlungsbedarf.

Auch darum, weil eine ZLB auf dem Tempelhofer Feld nicht allen gefällt. Bürgerinitiativen führen derzeit das Volksbegehren gegen die Bebauung des Feldes durch. Auch Architektenverbände kritisieren den Standort und fordern den Ausbau des AGB-Geländes in Kreuzberg. Und schließlich gibt es weder Planungsrecht vor Ort noch Übereinstimmung in der Berliner GroKo. Die CDU hält sich standortmäßig zurück. Wowereits Lieblingsprojekt bleibt offen.

ROLF LAUTENSCHLÄGER

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