piwik no script img

Kirchen zu SynagogenEin guter – erster – Schritt

Man könnte es für einen völlig normalen Vorgang halten: Evangelische Gemeinden schrumpfen, jüdische wachsen. Also macht man Immobiliengeschäfte miteinander, um den beiderseitigen Bedürfnissen Rechnung zu tragen.

Kommentarvon Jan Kahlcke

Aber was sich so nüchtern anhört, wäre noch vor ein paar Jahren ein Tabubruch gewesen: Geweihte Räume quasi an die Konkurrenz abzugeben – darüber war bei den Lutheranern zunächst einiges zu reden. Per Church-Sharing mit afrikanischen christlichen Gemeinden hat man sich herangetastet.

Es ist ein doppelt gutes Zeichen – zum einen belegt es einmal mehr, dass Juden 60 Jahre nach dem Holocaust in Deutschland wieder eine Zukunft sehen. Zum anderen zeigt es auf Seiten der evangelischen Kirche eine Offenheit weit ab von früheren Alleinvertretungsansprüchen.

Alles eitel Sonnenschein also? Nein. Man muss sich nur einmal vorstellen, welchen Aufruhr es gegeben hätte, wenn die Kirchenkäufer Muslime wären. Dass eine christliche Kirche zur Moschee wird, ist bis heute unvorstellbar, und zwar nicht nur für praktizierende Christen. Erst wenn auch das Normalität ist, wenn die ersten Muezzine von Kirchtürmen rufen, wird es einen Umgang auf Augenhöhe unter den Religionsgemeinschaften geben.

Bericht SEITE 17

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen