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EVA VÖLPEL ÜBER DEN MINDESTLOHN IN DER FLEISCHINDUSTRIELohnplus für Osteuropäer

Viel ist in den letzten Wochen über Armutszuwanderung gesagt und geschrieben worden. Und wenig darüber, wie Menschen aus Osteuropa bei uns teilweise arbeiten müssen: zu Niedriglöhnen und in unsicheren Jobs.

Auch mit der neuen Arbeitnehmerfreizügigkeit wird sich für etliche Rumänen und Bulgaren daran nicht unbedingt etwas ändern, so die Erfahrung mancher Beratungsstelle. Denn es ist gar nicht so einfach, in eine reguläre Anstellung mit anständigem Lohn zu rutschen.

Umso erfreulicher ist nun, dass zumindest in der Fleischindustrie das ärgste Lohndumping bald der Vergangenheit angehört. Dass der Mindestlohn von anfänglich 7,75 Euro, auf den sich Arbeitgeber und Gewerkschaft jetzt geeinigt haben, von der Politik für die ganze Branche vorgeschrieben wird, ist nur noch eine Frage der Zeit. Auch Beschäftigte, die von Subunternehmern per Werkvertrag angeheuert werden, haben dann Anspruch auf den Mindestlohn.

Von dem Durchbruch profitieren viele: neben den Beschäftigten auch die Arbeitgeber, die sich freuen, ihr Schmuddelimage loszuwerden. Das allerdings hätten sie früher haben können. Ihre plötzliche Einsicht hat viel damit zu tun, dass die Große Koalition bald einen allgemeinen Mindestlohn für ganz Deutschland auf den Weg bringen will.

Doch nicht alle Probleme sind gelöst: Tricks, den Mindestlohn zu umgehen, gibt es viele. Indem man Arbeitskleidung in Rechnung stellt oder Subunternehmer die Miete für Bruchbuden erhöhen, in denen so mancher Schlachter aus Osteuropa untergebracht wird. Dagegen helfen nur regelmäßige Kontrollen der zuständigen Behörden – und Ideen, wie man auch gegen die Praxis vorgehen kann, noch die letzten Absteigen überteuert zu vermieten.

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