piwik no script img

Moscheebauer haben’s schwer

Gegen den Neubau von Moscheen gibt es immer wieder Proteste. Zwei Projekte warten derzeit auf ihre Genehmigung, zwei haben sie bereits, und zwei Neubauten sind so gut wie fertig. Ein Überblick

Von Nina Apin und Alke Wierth

Vor fast 80 Jahren wurde in Berlin die erste Moschee gebaut – immer noch schmückt sie die Brienner Straße in Wilmersdorf. Ob es damals Proteste gegen das islamische Gotteshaus gegeben hat, ist nicht überliefert. Mittlerweile wird allerdings kaum eine Moschee ohne diese Begleiterscheinung errichtet.

Am härtesten trifft es derzeit die Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde. Die kleine Gruppe, die von vielen orthodoxen Muslimen als nichtislamische Abspaltung betrachtet wird, plant in Heinersdorf den ersten Moscheebau im Berliner Osten. Eine Bürgerversammlung zu dem Projekt im März musste wegen heftiger Proteste abgebrochen werden – seither hat sich der Konflikt kein bisschen beruhigt.

Während das Bezirksamt grünes Licht für das Bauprojekt signalisiert, protestiert eine Bürgerinitiative massiv – und auch die NPD nutzt den Konflikt für ihre Ziele. Im April hat die Partei in Pankow einen Ortsverband gegründet, der seitdem gegen die Moschee Stimmung macht.

Zwei geplante Bürgerbegehren wurden jedoch als verfassungswidrig abgelehnt: Der Moscheebau sei durch die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit gedeckt, meinen Bezirk und Senat. Gespalten ist dagegen die CDU. Sie hat im Zuge der Auseinandersetzungen bereits zwei Austritte zu beklagen.

Während der Pankower CDU-Politiker Bernhard Lasinski die Partei verließ, nachdem ihm seine Teilnahme an einer NPD-Demo gegen den Moscheebau vorgeworfen worden war, trat der ehemalige Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Schönhauser Allee, Karl Hennig, aus dem entgegengesetzten Grund aus. Er hatte sich für den Bau der Moschee ausgesprochen und war daraufhin kritisiert worden.

Etwas ruhiger geht es bei den anderen derzeit geplanten Moscheeneubauten zu. Gerade hat die Islamische Föderation grünes Licht für zwei Projekte in Kreuzberg bekommen. Auf dem Grundstück Falckenstein- Ecke Wrangelstraße soll ein Neubau der Fatih-Moschee entstehen, die ihre Gemeinderäume derzeit in der Schlesischen Straße hat. Und auch das neue Moscheegebäude, in das die nahe dem Kottbusser Tor ansässige Mevlana-Moschee einziehen soll, wurde kürzlich bewilligt.

Das Bauprojekt Skalitzer Straße 131, von der islamischen Föderation schon vor Jahren beantragt, war vom grünen Baustadtrat des Bezirks, Franz Schulz, immer wieder abgelehnt worden: zu sichtbar im Straßenbild, zu groß, statisch fragwürdig. Die baurechtlichen Bedenken waren vorgeschoben, vermutet Burhan Kesici, Sprecher der Islamischen Föderation: „Der politische Druck war groß.“ Der Föderation werden enge Kontakte zu Milli Görüs nachgesagt, einem bundesweiten Verein aus der Türkei stammender Muslime, der vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft wird.

Um endlich eine Baugenehmigung zu erhalten, hat die Islamische Föderation ihre Pläne geändert. Statt des ursprünglich geplanten Baus mit Minarett und Kuppel soll jetzt nur das Hinterhaus zu einem zweistöckigen Gemeindehaus umgebaut werden. Den Neubauten der Förderation steht damit nichts mehr im Wege – außer der noch ungeklärten Finanzierung.

Die hatte auch bei anderen Projekten zu Unstimmigkeiten geführt. Der Verein Inssan, der in Neukölln ein islamisches Kulturzentrum mit Moschee bauen will, genießt prominente Unterstützung: von der ehemaligen Ausländerbeauftragten Barbara John über die CDU-Politikern Rita Süssmuth und dem Grünen Cem Özdemir bis zum Schriftsteller Ilija Trojanow. Doch beim Kauf eines Teils des Grundstückes für den Neubau kam die Unterstützung von der falschen Seite: Der als Käufer aufgetretene Ibrahim El-Zayat gilt als Kopf der Muslimbruderschaft in Deutschland. Dazu, dass der Senat einen bereits erteilten Bauvorbescheid für den Moscheebau zurückzog, will Imran Sagir vom Verein Inssan keinen Zusammenhang sehen: „Uns liegt vor, dass es baurechtliche Bedenken gibt, und daran arbeiten wir.“

Nahezu fertig gestellt ist die Moschee des Islamischen Vereins für wohltätige Projekte auf dem als Bolle-Grundstück bekannten Baugrund am Görlitzer Bahnhof in Kreuzberg. Auch hier hatte die Finanzierung zumindest Argwohn erregt: An einem Stand vor der Baustelle und mit Spendenbüchsen will der Verein das nötige Geld gesammelt haben. Dass Spenden auch von islamischen Gruppen aus anderen Ländern kamen, ist nur ein Gerücht. Der Rohbau ist fertig – für den Innenausbau wird gegenwärtig noch gesammelt.

Auch bei der Prunkversion der Berliner Moscheen fehlt noch der letzte Schliff: Die Sehitlik-Moschee am Columbiadamm wird zwar bereits genutzt. Doch vor der offiziellen Eröffnung steht noch die Fertigstellung der Nebengebäude. Grund für die Verzögerung: Geldmangel. Immerhin ist hier der Bauherr frei von allen Verdächtigungen. Die Ditib ist offizieller Arm der Religionsbehörde der laizistischen Türkei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen