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„Weil ich Spaß daran hab“

Der Entertainer Guildo Horn lädt in seine neue Talkshow „Guildo und seine Gäste“ ausschließlich geistig Behinderte ein: „Die Show ist eine Chance, sich ein Bild von ihrem Leben zu machen“

Interview Kerstin Speckner

Heute um 23.05 Uhr startet auf dem SWR die Talkshow „Guildo und seine Gäste“, in der der Entertainer Guildo Horn („Guildo hat euch lieb!“) mit jeweils vier geistig behinderten Gästen über aktuelle Themen spricht. Die Show entstand mit Unterstützung des Vereins Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung. Zunächst sind vier Folgen geplant. Der 43-jährige ist studierter Sozialpädagoge und Musiktherapeut. Er tritt regelmäßig mit der Band Tabuwta auf, deren Mitglieder geistig Behinderte aus einer Lebenshilfe-Einrichtung sind. Weitere Folgen von „Guildo und seine Gäste“ laufen am 25. 7., 1. 8. und 8. 8. jeweils um 23.05 Uhr.

taz: Herr Horn, was unterscheidet „Guildo und seine Gäste“ von anderen Talkshows?

Guildo Horn: Nicht viel. Außer dass meine Gäste authentisch sind und sich nicht verstecken. Wir sprechen in der Sendung nicht speziell über Behinderungen, wir machen schließlich kein Gesundheitsmagazin. Es gibt schon genug Fernsehsendungen, in denen geistig behinderte Menschen nur passiv auftreten, zum Beispiel als Hilfsbedürftige.

Wie haben Sie ihre Gäste ausgewählt?

Unter den Gesprächspartnern sind gute Bekannte von mir, darunter auch Mitglieder der Band Tabuwta, mit der ich seit 1989 befreundet bin. Andere Talkgäste wurden über eine Castingagentur vermittelt. Die hat in Werkstätten für behinderte Menschen nach Leuten gesucht, die Lust hatten mitzumachen. Mit denen haben wir Probeinterviews gemacht und anhand dieser Aufnahmen ausgewählt, wer in die Sendung passt und sich gut vor der Kamera macht.

An welche Zielgruppe richtet sich „Guildo und seine Gäste“?

Die Sendung richtet sich nicht an eine bestimmte Gruppe, sondern an alle. Die Einschaltquoten sind mir dabei nicht wichtig: Ich mache die Show, weil ich Spaß daran habe und gerne mit diesen Menschen zusammen bin. Ich bin mir sicher, dass sich viele geistig Behinderte die Sendung ansehen. Auch deren Betreuer und Angehörige wird interessieren, wie sich meine Gäste im Fernsehen präsentieren

Haben Sie einen besonderen Bezug zu Menschen mit geistiger Behinderung?

Ich habe schon seit meiner Kindheit Kontakt zu geistig behinderten Erwachsenen. Meine Mutter fuhr einen Bus der Lebenshilfe. Später machte ich mein soziales Jahr in einer Lebenshilfe-Einrichtung in Trier. Außerdem bin ich studierter Sozialpädagoge und Musiktherapeut und habe schon seit langem immer wieder zusammen mit geistig Behinderten Musik gemacht.

Ich glaube, geistig Behinderte sind derzeit auf dem Vormarsch.

Zum Beispiel findet im August die Fußball-Weltmeisterschaft der geistig Behinderten in Deutschland statt. Das wäre eine gute Gelegenheit, noch einmal die vielen während der WM geschwungenen Deutschlandfahnen wieder aus den Schränken zu holen.

Das Problem ist, dass viele Menschen nicht wissen, wie sie mit ihnen umgehen sollen. Ich habe beispielsweise einmal eine Theateraufführung gesehen, in der ein Schauspieler Szenenapplaus bekam, nur weil er kleinwüchsig war. So etwas finde ich falsch.

2003 moderierten Sie das European Song Festival, den Grand Prix der geistig behinderten Künstler. Was waren Ihre Erfahrungen damals, wie in Deutschland auf behinderte Menschen in der Öffentlichkeit reagiert wird?

Es gab keine wirklich negativen Reaktionen, zumindest nicht direkt. Aber es war nahezu unmöglich, einen Medienpartner zu finden, der diese Show senden wollte. Bei Viva bekam ich nicht einmal einen telefonischen Gesprächstermin. In anderen europäischen Ländern wird dieses Ereignis live übertragen. Bei meiner jetzigen Show hat der SWR ein bisschen Bedenken, die Show könnte eskalieren oder dass man mir vorwirft, ich würde Behinderte vorführen. Aber ich bin sehr froh, dass sie uns diese Chance geben.

Besteht denn die Gefahr, dass Sie Ihre Gäste in der Sendung vorführen?

Nein. Ich lache mit meinen Gästen, nicht über sie. Sie sollen in der Sendung ein Forum bekommen und zeigen können, wie sie denken und fühlen. Die meisten Deutschen kennen keinen einzigen geistig behinderten Menschen persönlich. In meiner Sendung bekommen solche Menschen die Chance, sich einen Eindruck vom Leben geistig Behinderter zu machen.

Über welche Themen sprechen Sie mit Ihren Gästen?

Meine Gäste sollen sich zu aktuellen Themen äußern, sagen, was sie bewegt. Wir machen nicht nur Tralala. Wie sich die Gespräche im Einzelnen entwickeln werden, weiß ich noch nicht. Vielleicht greifen wir die Fußball-WM noch einmal auf, zum Beispiel Zidanes Aggression.

In einer Probeaufnahme zum Thema „Jammern die Deutschen zu viel?“, sprach einer meiner Gäste, der Autist ist, zuerst über Afrika und verglich dann mit seiner eigenen Zufriedenheit, seinem eigenen Zimmer, seinem schwulen Kaninchen. Geistig behinderte Menschen gehen an viele Themen anders heran.

Fehlt ein solcher Zugang in anderen Sendungen?

Ja. Bei Shows wie „Christiansen“ sitzt unsere angebliche Bildungselite zusammen und plant die Zukunft des Landes. Dabei kommen nur Luftblasen heraus. Vor einigen Jahren war ich dort zum Thema Pisa-Studie eingeladen. Ich trug einen Safarianzug und einen Helm, um auf den Bildungsdschungel anzuspielen. Zuerst forderte man mich auf, den Helm abzunehmen, keiner respektierte mich. Wenn jemand anders aussieht, nimmt ihn keiner ernst. Das will ich ändern.

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