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Demo gegen Krieg im Libanon

Rund 3.000 Menschen protestieren in Charlottenburg friedlich gegen die israelischen Angriffe auf Ziele im Libanon. Sympathiebekundungen für den Chef der radikalislamischen Hisbollah, Nasrallah

von TORSTEN GELLNER

„Mann, sind die bescheuert“, sagt der kleine Junge mit der libanesischen Flagge zu seiner Mutter, die ihn fest an der Hand hält, „Die haben ja Deutschlandflaggen dabei.“ Sein Blick geht in Richtung einer Gruppe junger Menschen mit erkennbar arabischem Migrationshintergrund, die schwarzrotgoldene Flaggen bei sich tragen.

Ein buntes Bündnis deutscher und arabischer Friedensorganisationen – von Attac bis zum arabischen Forum – hatte gestern zu einer Demonstration in Charlottenburg gegen „israelische Bombardements“ im Libanon aufgerufen. Eigentlich hatte das Bündnis die Demonstration für heute geplant, wegen des ebenfalls heute stattfindenden Christopher Street Day war sie aber auf gestern vorverlegt worden. Sie war der Auftakt weiterer Kundgebungen in ganz Deutschland.

Knapp 3.000 Menschen hatten sich gegen 16 Uhr am Adenauerplatz in Charlottenburg versammelt. In ihrem Demonstrationsaufruf forderten die Verantwortlichen neben einer sofortigen Waffenruhe in Nahost unter anderem „Hände weg vom Libanon“ und „Freiheit für Palästina“.

Die Stimmung war den Temperaturen angepasst. Schon bevor sich der Demonstrationszug in Richtung Savignyplatz in Bewegung setzte, kam es zu einer kleineren Auseinandersetzung. Eine ältere Dame mit osteuropäischem Akzent hatte schwer zu tragen an selbst gemalten Pappschildern, auf denen die Gleichung „Zionismus ist gleich Faschismus, Tyrannei und Barbarei“ stand. Als ihr ein Passant Antisemitismus vorwarf, schalteten sich die umstehenden libanesischen Flaggenträger in den Streit ein. „Wir wollen doch nur Frieden“, sagt ein junger Mann. Ein anderer ergänzte mit geballter Faust: „Frieden mit Gewalt.“ Erst das Antikonfliktteam der Polizei konnte die erhitzten Gemüter etwas abkühlen.

Als sich der Zug mit einiger Verspätung in Bewegung setzte, dauerte es nicht lange, bis die ersten Frauen und Mädchen „Kindermörder Israel!“ skandierten. Visuell unterstützt wurden die Rufe von Plakaten, auf denen verstümmelte Kinder und Babyleichen zusehen waren. Halbstarke reckten Porträts mit dem Foto des Hisbollah-Führers Nasrallah in die Luft, einige von ihnen hatten die Hisbollah-Flagge dabei. Laut Auskunft der Polizei wurden schon zu Beginn der Demonstration mehrerer dieser gelber Flaggen, die eine grüne Kalaschnikow ziert, beschlagnahmt. Insgesamt zeigten sich die Beamten aber in einer ersten Stellungnahme zufrieden mit dem Verlauf der Demonstration, es habe keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben.

Nabil Rachid, Vorsitzende des Dachverbands der arabischen Vereine Deutschlands und einer der Veranstalter, forderte am Rande der Demo gegenüber der taz. „Frau Merkel muss alles tun, was in ihrer Macht steht, um eine sofortige Waffenruhe herbeizuführen.“ Dieser Forderung schloss sich Heike Hänsel an, die für die Linkspartei im Bundestag sitzt. Sie sollte die Abschlussrede der Kundgebung auf dem Savignyplatz halten und rief die Bundesregierung dazu auf, „von der US-Linie auf die UN-Linie“ einzuschwenken. „Die Forderung nach einem Waffenstillstand darf nicht an die Freigabe der entführten israelischen Soldaten geknüpft sein“, meinte Hänsel.

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