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Offensiv in die EskalationKommentar von Susanne Knaul

Knapp zwei Wochen nach Beginn der Libanonoffensive wird immer deutlicher, dass das ursprüngliche Ziel, die Freilassung der zwei von der Hisbollah entführten Soldaten, auf militärischem Weg nicht zu erreichen ist. Auch die Zerschlagung der schiitischen Terrorbewegung ist inzwischen nicht mehr erklärtes Ziel. Israel und den USA geht es im Wortlaut übereinstimmend nur noch um eine Schwächung der Extremisten.

Mindestens eine Woche, vielleicht länger, wird die Luftwaffe weiter den Libanon bombardieren, und die Hisbollah, deren Schlagkraft noch immer weitgehend intakt ist, wird weiter Raketen nach Israel schicken. Was die Situation gänzlich eskalieren lassen kann, ist die am Wochenende gestartete massive Bodenoffensive. Die libanesische Armee, die sich bislang zurückhielt, will Widerstand leisten, so verkündete das Verteidigungsministerium in Beirut.

Die Offensive fortzusetzen birgt das Risiko, die Chancen, die erst aus den Kämpfen erwachsen sind, zu verpassen. Schon jetzt steht die libanesische Bevölkerung, die jahrelang keinen israelischen Provokationen ausgesetzt war, einem Frieden mit Israel wieder so ablehnend gegenüber wie zu Zeiten der Besetzung, die vor gut 20 Jahren begann. Immerhin zeigt sich die Führung in Beirut noch immer bereit dazu, die israelischen Forderungen nach einer Kontrolle über die Hisbollah und der Stationierung nationaler Truppen im Südlibanon zu übernehmen.

Klar ist, dass das nicht ohne syrisches Zutun funktionieren kann. Damaskus formulierte nun erstmals Bedingungen für eine friedliche Lösung: die Rückgabe der von Israel annektierten Golanhöhen. Um nichts anderes ging es bereits vor sechs Jahren bei den Verhandlungen Israels mit Hafis Assad. Israel wollte im Gegenzug Ruhe an der libanesischen Front. Eine Lösung scheiterte damals an der Frage des syrischen Zugangs zum See Genezareth, den Israel ablehnte, sowie der Art der Beziehung nach der Unterzeichnung eines Friedensvertrages. Damaskus lehnte den Austausch von Botschaftern ab. Vernichtend lächerliche Streitpunkte angesichts der andauernden Konfrontation, die das Pulverfass täglich explodieren zu lassen droht.

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