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Faurecia-Chef wusste vom Schmiergeld

Der Korruptionsskandal rund um die französische Faurecia zieht immer größere Kreise. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main ermittelt mittlerweile gegen elf Zulieferer. Möglicherweise sind weitere Autokonzerne betroffen

FRANKFURT taz ■ Der Korruptionsfall rund um den französischen Autozulieferer Faurecia könnte sich noch weiter ausweiten. Gestern erklärte die leitende Ermittlerin im Schmiergeldskandal, die Frankfurter Staatsanwältin Sibylle Gottwald, insgesamt werde gegen elf Zulieferer ermittelt. Ob auch andere Automobilhersteller als VW, Audi und BMW von den Schmiergeldzahlungen betroffen sind, ließ sie offen. „Dazu äußern wir uns nicht“, sagte Gottwald. Da die Untersuchungen noch andauerten, könnten Einzelheiten wegen des laufenden Verfahrens noch nicht genannt werden.

Es sei aber jetzt schon sicher, dass die Vorläuferfirma der Faurecia seit 1998 Einkäufer und Auftragsvergeber in den Automobilkonzernen bestochen habe. Faurecia habe dann 2001 mit dem Unternehmen „auch das Schmiergeldsystem übernommen“. Andere Firmen seien von der treibenden Kraft Faurecia in den Skandal „hineingezogen“ worden. Konzernchef Pierre Levi habe inzwischen offiziell zugegeben, dass er davon gewusst und die Straftaten „nicht unterbunden“ habe. Damit habe er sich mindestens der Beihilfe zur Bestechung schuldig gemacht.

Inzwischen sind zwei der drei festgenommenen Angestellten von VW und Audi wieder auf freiem Fuß, nachdem einer ein umfassendes Geständnis abgelegt habe. Einer bleibe vorerst in Untersuchungshaft.

Die Faurecia habe sich die Verbesserung ihrer Auftragslage jährlich rund 600.000 bis 800.000 Euro kosten lassen, so Gottwald. Einzelne Angestellte der Autokonzerne kassierten über 100.000 Euro. Bei einem VW-Einkaufsleiter fand die Kriminalpolizei 70.000 Euro Bargeld im Heizungskeller. Außerdem seien Möbel und Urlaubsreisen spendiert worden. Parallel ermittelt die Staatsanwaltschaft München gegen zwei deutsche Faurecia-Manager und mehrere Firmen. Allein die an drei Ex-BMW-Mitarbeiter gezahlten Schmiergelder summieren sich insgesamt auf einen Millionenbetrag, erklärten die dortigen Ermittler. In Frankfurt kommen mittlerweile rund 20 Beschuldigte zusammen.

Möglicherweise werde man die Ermittlungsverfahren, die bisher auf unterschiedlichen Wegen „zu ähnlichen Ergebnissen geführt“ hätten, prozessökonomisch „vor Ort bündeln“. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft habe außerdem über das hessische Justizministerium ein Rechtshilfeersuchen an die französischen Kollegen gestellt.

Faurecia stellt Autositze, Cockpits und Dieselpartikelfilter her und ist einer der größten Zulieferer der Autoindustrie mit einem Jahresumsatz von rund 11 Milliarden Euro und 60.000 Mitarbeitern. Er gehört mehrheitlich der PSA Peugeot Citroen. Auf die Spur sei man den Bestechungen Mitte 2005 nach einer Betriebsprüfung durch den Hinweis der Finanzbehörden gekommen, sagte Gottwald. Sie lobte die „vorbildliche“ Zusammenarbeit mit den Firmenleitungen von VW und Audi: „Die scheinen aus den vorherigen Verfahren gelernt zu haben.“ VW habe inzwischen Strafanzeige erstattet. Vorstandsvorsitzender Bernd Pischetsrieder forderte außerdem die Entlassung von Faurecia-Manager Levi. Seine Firma dulde „keine illegalen Machenschaften“.

Die beiden großen deutschen Autozulieferer Continental und Bosch erklärten, gegen sie liefen keine Ermittlungen. „Wir haben keine Erkenntnisse darüber und keinerlei Hinweise darauf, dass im Zusammenhang mit der Affäre gegen Mitarbeiter der Continental AG ermittelt wird“, sagte Conti-Sprecher Hannes Boekhoff. Ein Bosch-Sprecher erklärte ebenfalls: „Wir haben diesbezüglich von der Staatsanwaltschaft nichts gehört.“ HEIDE PLATEN

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