: Sicherheitstechnologie um jeden Preis
RÜSTUNGSINDUSTRIE Der Lieferant der ersten Nacktscanner der Bundespolizei für den Hamburger Airport gehört zu einem Hersteller von Streubomben. Kriegswaffengegner finden das verwerflich
Auch das noch: Wenn die Bundespolizei am Hamburger Flughafen ab September die ersten umstrittenen Körperscanner testet, werden zwei Nacktscanner von der US-Firma L3 Communications Security and Detection Systems eingesetzt. Das berichtet die Frankfurter Rundschau. Die Firma ist eine Tochter des US-Rüstungskonzerns L3 Communications, der nach Angaben der Hilfsorganisation IKV Pax Christi zu den sieben Herstellern der international geächteten Streubomben gehört.
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums bestätigte, dass die Bundespolizei die Nacktscanner für den sechsmonatigen Testbetrieb von L3 Communications bezieht. Das sei jedoch keine Vorentscheidung. Für den Fall, dass alle deutschen Flughäfen mit Körperscannern ausgerüstet werden sollten, werde der Lieferant über den „klassischen Weg der Ausschreibung“ gesucht.
Der Geschäftsführer von Handicap International in Deutschland, François De Keersmaeker, warf der Bundesregierung eine Doppelmoral vor: „Man kann nicht eine Waffe ächten und dann parallel dazu die Produkte eines Herstellers kaufen, der auch Streubomben herstellt.“ Das sei moralisch und politisch verwerflich. Auch der Direktor des Aktionsbündnisses Landmine.de, Thomas Küchenmeister, sagte: „Wenn man sich den Geist der Konvention zu eigen machen würde, müsste man auf solche Auftragsvergaben verzichten.“
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat angekündigt, dass Ende September der Testbetrieb am Hamburger Airport mit „Körperscannern der zweiten Generation“ anlaufen soll. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kündigte an, dass Spezialisten seiner Behörde noch vor Beginn des Testlaufs die Geräte prüfen würden. Schaar verlangte, dass körperliche Behinderungen oder Hilfsgeräte für Krankheiten verborgen bleiben müssten.
De Maizière betont, dass die neuen Nacktscanner keine echten Körperbilder mehr erstellen, sondern nur verdächtige Gegenstände auf einer schematischen Personendarstellung wie einem Strichmännchen darstellen. In Hamburg soll den Passagieren während des Testlaufes freigestellt werden, ob sie sich von radarbasierten Millimeterwellen durchleuchten lassen, oder die normale Sicherheitsschleuse mit möglicher Leibesvisitation durchlaufen. KAI VON APPEN
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