: Linke zitiert Linken
Linkspartei plakatiert Tucholsky-Zitat als Wahlplakat. Spitzenkandidat Harald Wolf: Keine Vereinnahmung
Die Linkspartei.PDS wirbt im Wahlkampf zur Abgeordnetenhauswahl mit einem Zitat des linken Publizisten Kurt Tucholsky (1890–1935) um Stimmen. Auf einem Großflächen-Plakat, das gestern vorgestellt wurde, bedient sie sich der Worte: „… für diese Stadt, in der immerhin Bewegung ist und Kraft und pulsierendes rotes Blut. Für Berlin.“ Es handelt sich um den Schluss des Artikels „Berlin! Berlin!“, der 1927 unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel in der Weltbühne, einem Organ der linken Intellektuellen, erschienen war.
„Das ist ein Zitat, das Berlin treffend charakterisiert“, begründete PDS-Spitzenkandidat Harald Wolf die Auswahl. An die Anspielung, dass schon in den 20er-Jahren starke Kräfte für soziale Gerechtigkeit eingetreten seien, wolle seine Partei anknüpfen, ergänzte der Wirtschaftssenator.
Rechtlich kann es keine Einwände gegen die Verwendung des Zitats geben, da sich im Dezember vergangenen Jahres Tucholskys Todestag zum 70. Mal gejährt hatte und sein Werk seit dem 1. Januar 2006 damit nicht mehr urheberrechtlich geschützt ist. Die Linkspartei stellte den kompletten Tucholsky-Text auf ihre Seiten im Internet.
Den Verdacht, die Partei wolle den 1935 gestorbenen Schriftsteller, linken Demokraten und Pazifisten vereinnahmen, wies Wolf zurück. Der sei kritisch und widerborstig gewesen: „Tucholsky lässt sich nicht vereinnahmen.“ Das sei schon zu Lebzeiten so gewesen: Er hatte zwar vor dem Ersten Weltkrieg einmal für die SPD Wahlkampf gemacht und für den Vorwärts geschrieben. Später hatte Tucholsky kurz der USPD angehört und war der KPD näher gekommen. Einer Parteidisziplin hatte er sich aber nie untergeordnet. ddp, dpa, taz
Der Tucholsky-Text findet sich im Internet unter http://www.linkspartei-berlin.de/wahlen/wahl_2006/materialien/berlin_berlin/
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