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Kant? Rousseau? Alles Sexisten!

REALSATIRE Nach dem Polizeieinsatz an der Humboldt-Uni: Studierende spalten sich in zwei Lager

Der Polizeieinsatz in einer Vorlesung an der Humboldt-Universität am vergangenen Montag entzweit weiter die Geister. Nachdem die Studierendenvertretung RefRat am Dienstag eine Presseerklärung veröffentlicht hat, in der sie den Vorwurf formuliert, „kritisches Hinterfragen werde an der HU jetzt polizeilich unterbunden“, werfen andere Studierende dem RefRat nun eine einseitige Darstellung vor.

Studierende hatten bereits seit Oktober kritisiert, dass in einer Einführungsvorlesung der Erziehungswissenschaften Texte gelesen würden, die sie als rassistisch, sexistisch oder diskriminierend empfanden – darunter Texte von Kant oder Rousseau.

Die letzte Vorlesung am vergangenen Montag beendete dann ein Polizeieinsatz: Studierende hatten mit einer „Klatsch-Aktion“ gestört. „Es mutet wie eine Realsatire an, dass kritisches Hinterfragen von Texten an der HU polizeilich unterbunden und durch einen Dozenten verboten wird“, sagt Elisa Weidenhammer, Referentin für Hochschulpolitik im RefRat.

Andere Studierende, die die Vorlesung besucht hatten, stehen auf E-Mail-Listen nun hinter dem Dozenten. Dieser habe die Studierenden lediglich gebeten, kritische Diskussionen aus Zeitgründen auf die Tutorien und Seminare zu verlegen.

Eine anonyme „Gruppe gegen Intoleranz“ schreibt: Die Interventionen in den Vorlesungen werde als „absolut unfaires Verhalten von einigen Kommilitonen“ gesehen.

Bereits in der Senatssitzung letzte Woche hatte HU-Vizepräsident Michael Kämper-van den Boogaart erklärt, nicht der Dozent, sondern ein Studierender habe die Polizei gerufen. Der Dozent habe noch das zu verhindern versucht. JULIANE SCHUMACHER

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